Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Ida Fischer verfügbar:

geboren am 28.08.1871 in Laa an der Thaya, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 15.10.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von 4.M, 14 Jahre, HS Laa II Breite Gasse, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Ida Fischer

Lebenslauf:

Ida Fischer wurde am 28.8.1878 (1871) in Laa/Thaya geboren.
Ihr Mädchenname: Ida Schweinburg.
Verheiratet: mit Samuel Fischer.
Sie lebte einige Zeit in Eggenburg, Rathausstraße 8,
Ihr Mann ist im Krieg (1. Weltkrieg) gefallen.
Tochter: Frieda Fischer (verh. Weiss) überlebte im Exil
Idas letzte bekannte Adresse war: Wien 2, Große Schiffgasse 5/23. Bei dieser Adresse handelte es sich mit großer Sicherheit um eine Sammelwohnung.
Sie wurde am 15.10.1941 mit dem 6. Transport unter der Nummer 431 nach Lodz (Litzmannsstadt) in Polen deportiert. Da man weiß, dass von den 5000 Juden aus Wien, die im Herbst 1941 nach Lodz deportiert wurden, nur wenige (34) zurückgekommen sind, ist anzunehmen, dass Ida Fischer dort umgekommen ist. Ihr Todesdatum ist nach wie vor nicht bekannt.

Unsere Recherchen:

Eine Gruppe machte sich auf den Weg zum Laaer Standesamt, um an Informationen zu kommen. Aber es konnten, wie auch am Pfarramt, leider keine Daten gefunden werden.
Zwei Schülerinnen befragten gleiche Namensträger, die heute noch in Laa an der Thaya leben, doch viel konnte nicht herausgefunden werden.
Unser Projektleiter HOL Franz Müllner schickte Briefe an das
NÖ Landesarchiv, an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, an das Wiener Stadt- und Landesarchiv, an das Matrikenamt der IKG Wien und verschiedene Historiker. Die meisten Recherchen verliefen erfolgreich und wir erhielten viele Rückmeldungen. So erhielten wir vom NÖ Landesarchiv eine Kopie der, von Ida Fischer selbst handschriftlich abgefassten, Vermögensanmeldung. Im Österreichischen Staatsarchiv fand sich der Hinweis, dass Ida Fischer nach Eggenburg verzogen war. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes stellte uns eine Kopie des „Völkischen Beobachters“ vom 19.7.1943 zur Verfügung, in dem eine Einziehungserkenntnis über Ida Fischer veröffentlicht wurde und aus der auch die letzte Wohnadresse hervorgeht.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Frau Ida Fischer!

Sie sind am 28.8.1878 in Laa an der Thaya geboren. In der Stadt in der ich heute die Hauptschule besuche.
Später haben Sie Ihren Mann Samuel Fischer kennen und lieben gelernt, haben geheiratet und sind zu Ihm in das schöne zweistöckige Haus mit Garten nach Eggenburg gezogen. Wie wird wohl Eure Hochzeit gewesen sein? Mit vielen Leuten oder nur im kleinen Rahmen? Eure Tochter habt Ihr Frieda genannt und sie war sicher Eure große Freude. G´tt sei Dank hat sie diese böse Zeit im Exil überlebt. Der 1. Weltkrieg hat Ihnen Ihren Samuel genommen und doch waren Sie stolz, dass er für Ihr Vaterland Österreich gefallen ist. So nennen Sie sich selbst eine Kriegerwitwe. Es war bestimmt nicht einfach Ihr schönes Haus zurück zu lassen und in eine Sammelwohnung nach Wien in die Große Schiffgasse 5/23 zu fremden Leuten zu ziehen.
Wir konnten auch herausfinden, dass Sie am 15.10.1941, mit dem 6. Transport unter der Nummer 431, Ihre Heimat Österreich in Richtung Polen für immer verlassen mussten. Es ist traurig zu wissen, dass sie Ihre Tochter nie wiedergesehen haben. Das Ziel der Fahrt war Lodz. Die Umstände unter denen die Fahrt verlief und unter denen Sie dort leben und sterben mussten sind für uns unvorstellbar.
Ich frage mich wie sie das alles durchgestanden haben, dass Sie Ihren Mann, Ihre Tochter und den ganzen Besitz verloren haben. Zum Schluss waren Sie ganz alleine. Es muss schwer zu ertragen gewesen sein.
Meine Klasse hat versucht Ihnen Ihre vom Vergessen bedrohte Identität zurückzugeben.
Ich hoffe es ist nach Ihrem Gefallen.

Schöne Grüße

Veronika, Kerstin, Verena und die 4.M

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Ida Fischer lebte in einer sehr grausamen Zeit die viele Opfer forderte. Tausende Menschen verloren alles, ihren Besitz, ihre Heimat, ja sogar ihr Leben. Man brachte sie ins Ghetto oder KZ nur weil sie anders waren. Damit in Zukunft Menschen ein Schicksal wie das der Ida Fischer erspart bleibt, müssen wir uns daran gewöhnen Menschen nicht nach ihrer Religion, Hautfarbe oder ihrem Aussehen zu beurteilen, sondern nach ihrem Charakter. Ich selbst wünsche mir den Mut und die Kraft, dann einzugreifen, wenn die Menschenwürde in Gefahr ist.

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