Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Maria Pattak verfügbar:

geboren am 15.07.1912 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 23.10.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Lisa, 14 Jahre, grg13, wenzgasse 7, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Im Stadt- und Landesarchiv Wien konnten wir erfahren, dass Maria Pattak den Zusatznamen Sarah am 17.06.1939 annehmen musste. Also war sie zu diesem Zeitpunkt noch in Wien.
Außerdem konnten wir die Namen ihrer Eltern erfahren. Ihr Vater hieß Max Pattak(geb.24.10.1880) und ihre Mutter-mit Mädchennamen- Cicila Blum(geb.1872).
Als Wohnung der Eltern wurde im Geburtsbuch der Israelitischen Kultusgemeinde Kardinal-Rauscher-Platz 3,15.Bezirk, angegeben.
Aus diesem Grund machten wir uns an einem Nachmittag auf den Weg zum Kardinal-Rauscher-Platz 3 (siehe Fotos weiter unten). Die Haustür des großen Wohnhauses war versperrt und wir wussten nicht so recht was wir jetzt machen sollten, als plötzlich ein Herr von ca.50 Jahren an uns vorbeiging und die Tür aufsperrte. Rasch nutzten wir die Gelegenheit und fragten den Herrn, ob er uns denn weiterhelfen könnte. Wir erzählten ihm von unserem Projekt und fragten, ob er eine sehr alte Person kennt, die in diesem Wohnhaus wohnt und die Pattaks vielleicht gekannt haben könnte. Sofort fiel ihm Frau Rosa Tahedl ein. Freundlicherweise führte uns der Herr zu ihrer Wohnung und klingelte. Nach ein paar Minuten öffnete eine alte Frau die Türe und fragte neugierig, was denn los sei. Der nette Herr und wir erklärten das Projekt und stellten unsere Frage: Kannten Sie die Familie Pattak? Frau Tahedl dachte eine Weile nach bis Sie uns schließlich erzählte, dass Max Pattak der Eigentümer dieses Wohnhauses war, als Sie als junges Mädchen von 16 Jahren gerade dort einzog. Da Sie erst 1938 eingezogen war und die Familie Pattak Ende 1938 bereits versuchten das Haus zu verkaufen (Geldmangel) kannte Sie sie nicht besonders gut.
Zumindest hatten wir eine Frau gefunden, die die Pattaks gesehen hat und mit ihnen gesprochen hat. Leider hatte Frau Tahedl keine Fotos.

Dass Max Pattak versuchte das Haus zu verkaufen wussten wir aufgrund seiner Vermögensverkehrsakte. Dort konnten wir auch herauslesen, dass Max Pattak ein Haus in Ungarn besaß. Max Pattak war aber nicht der alleinige Eigentümer des Wohnhauses am Kardinal-Rauscher Platz. Sein Bruder Leopold (Marias Onkel) besaß eine Hälfte und er die andere. Max Pattak war eigentlich ein wohlhabender Bürger, bis zu dem Zeitpunkt, als die NS-Leute Geld von ihm verlangten, damit ihm und seiner Familie nichts passiert. Von Maria Pattak gibt es leider keine Vermögensverkehrsakte.

Im DOEW konnten wir leider auch nichts über Maria Pattak finden.

Als wir jedoch in der Israelitischen Kultusgemeinde anriefen erfuhren wir, dass Maria Pattak ledig war und Hausfrau war. Außerdem lebte sie mit ihrem Bruder Max Pattak in der Penzingerstraße 19. Ihre Eltern haben 1909 geheiratet. Dies wurde uns dort gesagt.
Auch der Penzingerstraße 19 statten wir einen Besuch ab (siehe Fotos unten). Die Türen zum Innenhof waren geöffnet und so betraten wir ihn vorsichtig, denn es wurden gerade Bauarbeiten durchgeführt. Einige Schritte weiter standen wir schon fast in einem kleinen Garten einer Familie. Eine Frau, welche im Garten war, fragte uns freundlich was wir denn suchen. Nach der Erklärung unseres Projekts sagte sie uns, dass das Wohnhaus früher viel weiter nach hinten ging. Jetzt gab es nämlich nur noch die Nummern 19/1,2,3,4,5 und die Nummer von der Wohnung der Familie Pattak war 19/10. Die Nummern nach 5 wurden abgerissen und jetzt wurde der Innenhof gerade renoviert.

Leider konnten wir nicht mehr über Maria Pattak herausfinden. Die Recherchen gestalteten sich auch deshalb sehr schwierig, weil Maria Pattak Hausfrau war. Das Einzige, über das wir im Internet etwas finden konnten war das Lager, in das sie deportiert wurde:
Litzmannstadt/Lodz.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

BRIEF AN DAS Opfer

LIEBE MARIA!


Als wir mit den Recherchen über dein Leben begonnen haben, suchten wir zuerst in verschiedenen Archiven nach Unterlagen über dich. Allerdings fanden wir nur Unterlagen über deinen Vater Max und wir fanden heraus, wo ihr gelebt hat. Zuerst besuchten wir euer Haus am Kardinal-Rauscher-Platz 3. Während wir vor diesem sehr alten und großen Gebäude standen, stellten wir uns vor, dass auch du einmal vor diesem Haus gestanden bist und, dass auch du durch den Hausflur, den wir später durch Glück besichtigen konnten, gegangen bist. Von deinem traurigen Gesicht und deinen ängstlichen Gedanken, während der NS-Herrschaft, sieht man heute Gott sei dank nichts mehr. Trotzdem haben wir versucht uns vorzustellen wie du nach Litzmannstadt abtransportiert wurdest und welche Ängste du alle gehabt haben musst, denn man darf die NS-Zeit nicht vergessen und stillschweigen darüber. In unseren Geschichtsbüchern haben wir schon vor diesem Projekt über die Ziele, das System und die Grausamkeit dieser Herrschaft erfahren. Allerdings sind gedruckte Worte lange nicht so lebendig wie ein Menschenleben.
Durch das Besuchen deines Hauses am Kardinal-Rauscher-Platz konnten wir uns eine bessere Vorstellung machen und haben nicht nur die Zahl der jüdischen Opfer in Nummern vor Augen, sondern sehen in das Leben eines jüdischen Opfers ein und allein das bewegt uns stärker als ein paar Nummern hintereinander. Ich will nicht wissen wie es sein muss über das Leben aller jüdischer Opfer etwas zu wissen. Natürlich können wir uns das alles nur annähernd vorstellen und daher müssen die Erinnerungen, welche du bei dir bei trägst unvorstellbar grausam und schrecklich sein.

Wir wollen dir danken, dass du uns anhand deines Lebens zumindest ein wenig dieser Grausamkeit zeigen konntest.

In ewiger Erinnerung an Dich
Lisa Pöcho und Stephanie Baumgärtner

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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