Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Hedwig Linker verfügbar:

geboren am 03.07.1917 in Spittal an der Drau, Ktn.
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Sajmiste bei Belgrad- Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Irene+Elisabeth+Mart, 16 Jahre, ORG St. Ursula, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Frau Linker, geborene Czuczka, stammte aus Spittal an der Drau, wo sie am 3. Juli des Jahres 1917 das Licht der Welt erblickte. Sie unternahm einen Fluchtversuch aus dem nationalsozialistischen Österreich.
Sie starb zwischen März und Mai 1942. Ihr Todesort ist Sajmiste bei Belgrad, ihr genaues Todesdatum konnten wir nicht feststellen.
Die Autoren Gabriele Anderl und Walter Manoschek beleuchten in ihrem 1993 erschienenen Werk 'Herta Eisler und der jüdische "Kladovo-Transport" auf dem Weg nach Palästina' über das Schicksal der "Kladovo-Flüchtlinge" und zeigen darin, wie gering die Chancen waren, den Nationalsozialisten zu entkommen. Frau Herta Reich (geb. Eisler) schildert in ihrem Werk "Zwei Tage Zeit" (erschienen 1998) wie ihr und einer kleinen Gruppe polnischer Juden die Flucht nach Italien gelang, die große Zahl aller anderen Flüchtlinge aber ermordet wurde.
Aufgrund von Quellen aus dem österreichischen Dokumentationsarchiv wissen wir, dass rund 80.00 Juden in Jugoslawien lebten. Die genaue Zahl der Juden, die aus Österreich stammten und zur Zeit der Besatzung durch die Deutsche Wehrmacht ums Leben kamen, lässt sich kaum rekonstruieren. Jonny Moser schätzt die Zahl der Opfer im gesamten Gebiet des ehemaligen Jugoslawien auf rund 1.660. Namentlich erfasst sind vor allem die etwa 920 Opfer des sogenannten Kladovo-Transportes.
Mehr als 1.200 Juden aus Wien, Berlin, Danzig und der ehemaligen Tschechoslowakei versuchten 1939, von Bratislava aus auf Donauschiffen nach Palästina zu gelangen. Ihre Reise endete infolge organisatorischer Schwierigkeiten 1939/40 im serbischen Donauhafen Kladovo. Dann brauchte man die Schiffe für Wichtigeres, und die Flüchtlinge wurden auf Kohlenschleppern Donau aufwärts zurückgeschickt. Im Frühjahr 1941 fielen sie in Šabac in die Hände der Deutschen, vor denen sie seit achtzehn Monaten auf der Flucht waren. Anfang 1942 wurden bis auf zweihundert Jugendliche alle ermordet. Deutsche und österreichische Soldaten und Offiziere der Wehrmacht waren an diesem Massaker beteiligt.
Am 12./13. Oktober 1941 wurden alle jüdischen Männer aus Sabac, überwiegend aus Österreich stammende Männer des Kladovo-Transportes (ca. 400), von Wehrmachtseinheiten zur "Sühne" für einen Partisanenüberfall ermordet. Die verbliebenen 750 bis 800 jüdischen Frauen und Kinder wurden im Jänner 1942 in das neu errichtete Lager Sajmiste, einen Vorort Belgrads, verschleppt. Als Lagerkommandant fungierte der aus Österreich stammende SS-Untersturmführer Herbert Andorfer, unter dessen Verantwortung bis Anfang Mai 1942 die ca. 7.500 jüdischen Häftlinge, in der Mehrzahl Frauen, in einem "Gaswagen" ermordet wurden. Andorfer wurde im Jänner 1969 in der BRD zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Frau Linker muss somit unter den Opfern gewesen sein, die zwischen März und Mai 1942 mit LKWs von Sajmiste abgeholt wurden und auf der Fahrt durch Belgrad zum Zielort Avale durch eingeleitetes Gas umgekommen sind. Unter den ungefähr 7.500 Juden aus Sajmiste waren alle Frauen des Kladovo-Transports.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Liebe Frau Linker!

Sie wurden am 3.7.1917 in Spittal an der Drau in Kärnten geboren und sind in Sajmiste bei Belgrad ums Leben gekommen.
Jetzt die Geschichte, wie es dazu gekommen ist:
In Jugoslawien lebten etwa 80.000 Juden, von denen ca. 60.000 bis 65.000 ermordet wurden.
Namentlich erfasst sind vor allem die etwa 920 Opfer des sogenannten Kladovo-Transportes. Mehr als 1.200 Juden aus Wien, Berlin, Danzig und der ehemaligen Tschechoslowakei versuchten 1939 von Bratislava aus, auf Donauschiffen nach Palästina zu gelangen. Die Reise endete wegen Schwierigkeiten 1939/40 im serbischen Donauhafen Kladovo, von wo die Flüchtlinge im Juli 1941 in das Internierungslager Sabac, wo Sie wahrscheinlich dabei waren, verlegt wurden, das ab August 1941 als Konzentrationslager auch für Juden aus Serbien und dem Banat diente.
Am 12./13. Oktober 1941 wurden alle jüdischen Männer des Kladovo-Transportes von Wehrmachtseinheiten zur "Sühne" für einen Partisanenüberfall ermordet. Die verbliebenen 750 bis 800 jüdischen Frauen und Kinder wurden im Jänner 1942 in das neu errichtete Lager Sajmiste, in einen Vorort Belgrads, verschleppt.
Als Lagerkommandant fungierte der aus Österreich stammende SS-Untersturmführer Herbert Andorfer, unter dessen Verantwortung bis Anfang Mai 1942 die ca. 7500 jüdischen Häftlinge, in der Mehrzahl Frauen, in einem "Gaswagen" ermordet wurden.
Martina, Irene, Elisabeth
April 2003

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