Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Edith Kürschner verfügbar:

geboren am 23.08.1919 in Innsbruck, Tirol
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Innsbruck, Tirol
Deportation von Prag nach Theresienstadt am 10.12.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Sa, Ju, Ta, La, 14 Jahre, Akademisches Gymnasium, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Edith Kürschner

Die Jüdin, Edith Kürschner wurde am 23.08.1919 in Innsbruck, Tirol geboren und lebte dort in Unterdrückung mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Elise Kürschner, geboren am 07.04.1927 in Innsbruck, bis sie alle gemeinsam nach Böhmen flüchteten. Doch am 10.12.1941 wurden sie mit Transport L in das Vorzeige-Ghetto Theresienstadt gebracht, welches am Ende des 18. Jahrhunderts als Garnisonstadt gegründet wurde. Doch während der Zeit des Nationalsozialismus war es ein Ghetto und Gestapo-Gefängnis. 1943 wurden die ersten Tatsachen über Vernichtungslager bekannt und in Theresienstadt wurden für den Besuch des Roten Kreuzes Scheingeschäfte, Kaffeehäuser, Kindergärten, eine Schule und sogar eine Bank gebaut. Von den ca. 140.000 Menschen, die nach Theresienstadt deportiert wurden, starben 33.000 im Ort, 88.000 wurden in die Vernichtungsstätten gebracht und dort ermordet. Als das Ghetto am 20. April 1945 befreit wurde, waren noch 19.000 am Leben.
Am 13.06.1942 wurde Fam. Kürschner mit dem Transport AAi in ein Vernichtungslager gebracht, dort starb Edith.

Wir waren im Stadtarchiv Innsbruck, konnten jedoch nicht mehr Informationen bekommen und haben auch versucht telefonisch Kontakt mit Prof. Albrich (Zeitgeschichte Innsbruck) aufzunehmen.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Edith Kürschner!

In der Schule haben wir über dein Schicksal recherchiert und erst so erfahren, wie viele Menschen, egal ob Juden, Heimatlose (Zigeuner) oder einfach Gegner der Nationalsozialisten, dem Holocaust zum Opfer gefallen sind. Zuvor waren uns nämlich keine Zahlen bekannt. Doch unter der Leitung unserer Geschichtelehrerin, Professor Jäger und Deutschlehrerin, Professor Rauchegger, haben wir alles im Internet oder im Landesarchiv über sie Veröffentlichte herausgefunden. Aus diesem Grund haben wir auch bei dem Projekt für Schulklassen *A Letter to The Stars* teilgenommen und sind so am 5. Mai 2003 nach Wien gefahren. Dort haben wir uns einen zweistündigen Vortrag angehört und anschließend am Heldenplatz Luftballons steigen lassen. Das Besondere war, dass jeder von uns Schülern einen Brief an eines der Opfer der Nazis schreiben sollte. Diese Botschaften stiegen dann in den Himmel auf. Es sah wirklich toll aus. Tausende Luftballons flogen über unsere Köpfe hinweg. Der Sinn der Veranstaltung lag darin, den in KZs verstorbenen oder ermordeten Menschen zu zeigen, dass selbst nach ihrem Tod noch jemand an sie denkt. Denn solche schrecklichen Ereignisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Ansonsten laufen wir Gefahr, solche Fehler zu wiederholen.
Natürlich können wir nicht aus eigener Erfahrung sprechen, da wir mit unseren vierzehn Jahren zur Zeit des Nationalsozialismus noch nicht am Leben waren. Wir wurden darüber nur durch Lehrer und manchmal auch durch unsere Großeltern informiert. Doch wenn wir daran denken, bekommen wir irgendwie Angst. Wären wir nur 60 Jahre früher geboren worden, hätten wir den ganzen Nationalsozialismus, den ganzen Krieg, miterlebt.
Doch eigentlich wollten wir dir noch ein paar Fragen stellen, über Dinge, die wir nicht ganz verstanden haben: Hast du deine Schwester in Theresienstadt wieder gesehen oder wurdet ihr zusammen deportiert? Was wurde aus ihr? Wir wissen zwar, dass sie ebenfalls auf der Todesliste steht, aber wurde sie ermordet oder starb sie an Typhus? Und was geschah mit deinen Eltern? Die Geschichte über deine Mutter ließ sich halbwegs über das Internet zurückverfolgen, doch über deinen Vater haben wir überhaupt nichts erfahren. Starb er schon vor der Deportation oder wurde er auch von den Nazis ermordet? Hatten sie eine Familie, einen Ehemann, Kinder oder hatten sie einen Wunsch danach, der dann plötzlich zerplatzte!?
Hoffentlich waren das nicht zu viele Fragen auf einmal. Und wir wollen noch schreiben, dass uns das alles Leid tut und wir uns fragen, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte. Was hat Hitler dazu veranlasst, solch eine Schreckensherrschaft gegen alle Außenseiter der Gesellschaft zu führen, nur weil sie anders waren? Insbesondere, da es Gerüchte gibt, dass er selbst ein Jude war. Und warum hat er nicht einfach aufgegeben, als ihm klar wurde, dass er keine Chance mehr hatte. Sein Selbstmord, doch vor allem der seiner Frau und Angehörigen waren die Taten eines Verrückten - überflüssig, sinnlos.
Doch jetzt noch darüber zu diskutieren, wird nichts mehr ändern. Wir wissen, dass wir keinem unschuldig zum Tode Verurteilten das Leben zurückgeben können. Was geschehen ist, ist bereits Vergangenheit.
Und wir können nur hoffen, dass sich die Geschichte nicht wiederholen wird - heute und immer!
Hochachtungsvoll
Laura, Tatjana, Julia, Sarah




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Liebe Edith!

In den letzten Wochen haben wir über dein Leben und deinen Tod recherchiert.
Nun haben wir uns gefragt, ob du eines natürlichen Todes oder durch eine Vergasung gestorben bist. Wir finden die Maßnahmen Hitlers schrecklich, andere Leute umbringen zu lassen, nur weil sie anders sind als er es war. Das Leben in dieser Zeit war bestimmt schrecklich.
Wurdest du, bevor Hitler an die Macht kam, wie ein ganz normaler Mensch behandelt oder gab es schon damals Anzeichen von Rassismus?
Wir haben herausgefunden, dass du eine Schwester hattest. Wurde sie auch getötet oder hat sie das Konzentrationslager überlebt?
Außerdem würde uns interessieren was deine Hobbies waren und wie du ausgesehen hast. Hattest Du Kinder? Was wurde aus deiner Mutter/Vater?

Unser Beileid für dich und alle anderen Opfer!

Sarah, Julia, Tatjana & Laura

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

UNSER BRIEF AN DIE ZUKUNFT

Was kann man schon an die Zukunft schreiben?
Fast nur Vergangenes!
Man kann schreiben, dass es einem Leid tut, auch wenn man selbst nicht daran beteiligt war. Oder man kann sich bei den Opfern entschuldigen, obwohl es dafür längst zu spät ist.
Doch in der Zukunft muss man aufpassen, dass einem gewisse Fehler nicht mehr unterlaufen. Fehler, für die unzählige Unschuldige sterben mussten. Fehler, die ganze Länder entzwei brachen. Fehler, die als Rassismus, als Rassenfeindlichkeit zum Ausdruck gebracht wurden.

Doch wobei haben uns diese Fehler geholfen?
Man sollte meinen, die Menschheit wäre schon nach einem großen, folgenschweren Fehler, dem 1. Weltkrieg, zum Nachdenken gekommen. Stattdessen begann sie nur einundzwanzig Jahre später den 2. Weltkrieg. Doch diesmal ging es nicht um einen erschossenen Kaiser, sondern um Hitlers Überfall auf Polen. Und auch, als sich andere Länder einmischten, indem sie den deutschen Reichskanzler unterstützten, oder aber gegen ihn kämpften, konnte er zunächst nicht gestoppt werden. Er begann mit seiner Schreckensherrschaft, dessen Ziel es war, möglichst viele Außenseiter der Gesellschaft, Juden, Behinderte, Zigeuner oder einfach nur seine Gegner, auszuschalten. Diese Leute, seine „Feinde“, ließ er von der Gestapo (Geheime Staats-Polizei) fangen und in die, für diesen Zweck von ihm errichteten KZs (Konzentrationslager) bringen. In den so genannten Arbeitslagern mussten sie solange schuften, bis sie nur noch aus Haut und Knochen bestanden. Anschließend wurden sie in die „Duschen“ geführt. Doch statt Baderäumen fanden die Opfer Gaskammern vor und aus den Wasserhähnen kam kein Wasser sondern Gas. All diese Menschen sind grausam erstickt und diesen Massenmord hat Hitler jahrelang geführt.

Auch aus diesem Fehler müsste die Menschheit lernen. Denn das sind Dinge, die nicht in Vergessenheit geraten und nicht mehr geschehen dürfen. NIE WIEDER!

Laura, Sarah, Tatjana & Julia

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