Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Karl Roidmaier verfügbar:

geboren am 24.10.1900 in Straßwalchen
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt am 12. 06.194
gestorben in Steyr am Oktober 19
Die Recherche wurde von Claudia, übernommen.

Es wurden bei der Recherche auch Bilder gefunden (2) - Bilder ansehen Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Sein Vater Johann war Eisenbahner. Karl besuchte die Schule bis zu seinem 14. Lebensjahr. Er arbeitete bis 1919 als Knecht bei Bauern, anschließend war er Fabriksarbeiter, später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter. Herr Roidmaier gehörte der sozialen/ freien Gewerkschaft an und war innerlich sozialdemokratisch eingestellt. Zwischendurch war er arbeitslos, bekam aber eine Unterstützung.

1930 heiratete er Franziska Nandlinger und seine Ehefrau gebar ihm sechs Kinder. Im Jahre 1935 wurde er von einem Reisenden des Internationalen Bibelforschervereins (IBV) in seiner Wohnung aufgesucht, dieser übergab ihm Schriften und Herr Roidmaier kaufte sich gleich darauf eine Bibel. Im Oktober 1935 traten er und seine Frau aus der katholischen Kirche aus und nahmen in Salzburg an Andachten der Zeugen Jehovas teil.
Karl fuhr 1936 zu einem Kongress nach Luzern/ Schweiz, dort ließ er sich als Zeuge Jehovas taufen. 1937 besuchte er einen Kongress in Prag. Wieder daheim ging er auch mit den Schriften missionieren und wurde deswegen vom Landrat Braunau zu fünf Tagen Arrest verurteilt.
Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 bekam er eine Arbeitsstelle im Straßenbau, seither war er vollbeschäftigt.

Karl Roidmaier wurde am 12.06.1940 mit einem Lastwagen abgeholt und zur Einvernahme (20.06.1940) der Gestapo vorgeführt.
Am 1.08.1940 wurde er nach Linz ins Landesgericht gebracht und später nach Garsten verlegt, wo er als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt wurde.
Im Oktober 1944 starb er im Krankenhaus Steyr an Tuberkulose.

Claudia Breckner & Astrid Winter, 3b
HS Munderfing

Brief von Karl Roidmaier, den er während seiner Haft an die Pflegemutter seiner Kinder, Frau Berner, und seine Kinder aus der Strafanstalt Garsten schrieb:

Garsten bei Steyr (Ostmark), den 26.7 Monat 1942

Liebe Frau Berner ich habe den letzten Brief dankend erhalten. Ich bin gesund, was ich auch von Euch hoffe. Meine Frage wo meine Kinder doch gesund sind alle 6. Das ist meine größte Freude, die ich noch habe. Ich danke Gott, daß er dorthin geführt hat, da haben sie einen guten Platz und bittet auf weiteres hin. Es dauert so nicht mehr lange. Es kommt die Zeit auf die wir schon lange warten.

Hoffentlich geht es Euch noch ganz gut. Die Kinder werden jetzt fest Schwarzbeeren brocken. Meine Frau hat mir vor 7 Wochen von Auschwitz geschrieben. Bisher habe ich keine Post mehr. Ich habe ihr gleich Antwort zurück gegeben, aber von ihr habe ich noch keine. Schreibe mir Frau Berner, wann sie zum letzten mal zu euch geschrieben hat. Wo sie noch in Auschwitz ist. Wir werden uns beide samt Kinder die Hände drücken und nicht mehr getrennt werden können, weil Gottes Königreich jetzt aufgerichtet wird. Bald wird das geschehen weil unsere Traurigkeit wird sich bald zur Freude wenden. Die anderen haben zuerst gelacht, dich aber zuletzt lachen, sind am besten. Auf weiterhin kann ich Euch nicht mehr schreiben. Der Michl weiß e’ sehr viel vom Kranzinger, er naht was uns bevorsteht.

Liebe Kinder
Euch muß ich ein paar Zeilen schreiben, obs doch immer fleißig seid in der Schule und brav seid zu eurer Mutter und eurem Vater, die ihr jetzt habt. Betet fleißig zu dem lebendigen Gott und nicht zu den stummen Götzen, die nicht helfen können. Berti, du weißt wie er heißt sein Name werde geheiligt und gerechtfertigt von seinem König Jesus Christus unser Führer. Berti und Maridi soll auch ein paar Zeilen schreiben. Mich freut es, wenn ich ein paar Zeilen von den Kindern sehe. Betet für eure Mutter und euren Vater, die jetzt voller Schmerzen leiden. Liebe Schwiegereltern und Berta seid uns jetzt nicht böse. Ich habe euch vorhergesagt, was uns treffen wird. Jetzt wird es bald kommen, was ich zu euch gesagt habe, wir sind nicht Freunde dieser Welt. Jesus sagte, wer Freund dieser Welt ist, ist ein Feind Gottes. 2 Herren kann man nicht dienen. Ihr werdet einmal eine Freude habe, wenn ihr alles dieses sehet was die Welt jetzt treffen wird. Ich schaue freudig entgegen auf Gottes Königreich, das was jetzt aufgerichtet wird, wo kein Weinen und Wehklage mehr ist. Gott wird unsere Tränen abwischen und alles ist vergessen. Ich schließe mein Schreiben mit herzliche Grüße alle Kinder, Berner u. Eltern u. Frau Bankhammer.



Der Brief an den/die Ermordete/n :

Munderfing, am 26.3.2003



Sehr geehrter Herr Roidmaier!

Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit Ihrer Lebensgeschichte beschäftigt. Dabei haben wir festgestellt, dass Sie sehr gläubig waren und für Ihren Glauben sogar in den Tod gegangen sind. Ihre jüngste Tochter, Frau Anna Krifta, war vor wenigen Wochen bei uns. Sie erzählte uns vieles aus Ihrem Leben; wir waren sehr ergriffen von ihrem Schicksal und dem ihrer Geschwister.
Wir konnten auch Protokolle Ihrer Aussagen und einige Ihrer Briefe an Ihre Kinder lesen. Ihr Leben war interessant und auch traurig. Uns ist durch Ihre Lebensgeschichte bewusst geworden, wie viel menschliches Leid durch Kriege und diktatorische Regime verursacht wird.

Ihr Schicksal ist uns sehr zu Herzen gegangen.

Wir hoffen, dass Sie Ihren Frieden gefunden haben!


Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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