Folgende Informationen sind von
Hermine Mermelstein verfügbar:
geboren am |
29.06.1876 in |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Zagreb nach unbekanntes Lager- Deportationsdatum unbekannt - |
gestorben |
- Todesdatum unbekannt -
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Die Recherche wurde von
Barbara, 18 Jahre, HLA f.Land-&Ernährungswi. Graz,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Hermine Mermelstein wurde am 29.06.1876 geboren. Ihre letzte Wohnadresse war in Graz. Ich suchte ihre Adresse auf dem Stadtplan und fand heraus, dass sie gleich in der Nähe von meiner Schule wohnte. In den Osterferien ging ich zu der Adresse um mir die Umgebung genauer anzuschauen. Da man nicht genau weiß wann sie abdeportiert wurde, kann man nur vermuten, wie und wann sie verfrachtet wurde.
Ich ging auch zum zuständigen Amt und fragte nach Informationen, aber leider konnten sie mir nicht helfen. Ich schrieb auch Emails, aber leider bekam ich keine brauchbaren Antworten. Sie war verheiratet mit Bernhard Mermelstein, und bevor sie nach Zagreb deportiert wurden, lebten sie in Graz. Der Geburtsort ist nicht bekannt, nur ihre letzte Wohnadresse. Man vermutet, dass alle beide auf der Flucht verhaftet wurden. Da ich keine brauchbaren Antworten bekam, ist es leider sehr schwer etwas herauszufinden.
Wahrscheinlich wurden sie mit ca. 1200 anderen Juden aus Österreich nach Zagreb deportiert. Die Häftlinge wurden in einem „Gaswagen“ ermordet, die Mehrzahl waren Frauen. Der dafür verantwortliche Untersturmführer wurde 1969 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Ich finde, zweieinhalb Jahr sind nicht genug für das Verbrechen, das man den Juden antat. Von Zagreb aus verliert man jede Spur, man konnte nicht feststellen, wann sie umgebracht wurden. Ich hoffe, dass wir die Judenverfolgungen nicht vergessen oder sie verdrängen, denn sie zeigen, zu was ein Mensch fähig ist.
Erschreckend war für mich allein die Zahl der Juden, die aus Jugoslawien stammen und auch dort umgebracht wurden, man glaubt das es ca. 60 000 – 65 000 Juden waren. Es war sehr schwer, heute, nachdem viele Leute versuchen diese Zeit zu verdrängen, etwas herauszufinden. Ich möchte nur noch einmal sagen: „Lasst uns nicht vergessen!“ |
Der Brief an den/die Ermordete/n :
Liebe Hermine Mermelstein,
wie es Ihnen ergangen ist, ist schwer herauszufinden. Ihre letzte Wohnadresse war in Graz, Eggenberg, gleich in der Nähe meiner Schule, wie ich herausfand. Irgendwie blieb, aber trotzdem vieles „verschollen“. Sie wurden am 29.06.1876 geboren und kamen mit Ihrem Mann Bernhard nach Graz. Wie schon erwähnt, war Ihr letzter Wohnsitz in der Morregasse und von dort weg weiß keiner mehr, wohin sie deportiert wurden. Es geschah etwas Unfassbares, der Zweite Weltkrieg brach aus und fanatische Parolen zogen über ganz Europa. Viele Leute versuchten zu flüchten oder Unterschlupf zu finden, aber es gelang nur einigen. Leider konnte ich nichts Genaueres über Ihren Weg herausfinden, nur dass Sie in ein Lager nach Zagreb deportiert wurden, mehr konnte ich leider nicht herausfinden. Ich denke, es war sehr schwierig für Sie, man konnte sich nicht immer verstecken. Heute fragen wir uns: „Wie konnte so etwas passieren?“. Ich weiß nicht, wie Sie genau behandelt wurden, aber wenn man Berichte anderer liest, könnte man sich die Geschichte eines jeden in etwa zusammendenken. Heute blicken wir zurück und sagen, wie wir es verhindern hätten können, aber jetzt ist es zu spät. Zu spät um Geschehenes ungeschehen zu machen, ich denke wir müssen zurückdenken und nichts in der Vergessenheit begraben. Es geht uns alle etwas an, das Schicksal jedes Einzelnen. Wir müssen darauf bauen und wir sollten hoffen einmal eine „Vereinigte Welt“ entstehen zu lassen. Liebe Hermine, Ihr Leben und Leiden ist, so glaube ich, unergründlich, aber dennoch beschritten und meisterten Sie es. Manchmal hoffe ich, ich könnte die Zeit zurückdrehen und vieles verhindern, aber leider geht das nicht.
In Verbundenheit
Barbara
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Liebe Zukunft,
ich glaube, wir sollten nichts vergessen und alles in unserer Erinnerung behalten. Wir sollten Geschehenes nicht ungeschehen machen, es sollte in uns weiter leben. Jeder sollte damit konfrontiert werden. Wir wissen nicht, was Menschen machen können, wenn sie in Not sind, aber wir können es erahnen.
Wir fragen uns „Warum?, Wieso?, Weshalb?“, alle Antworten werden wir nie herausfinden, aber wir können 2 und 2 zusammenzählen und uns damit auseinandersetzen.
Wir sollten es unseren Kindern erzählen und sie wiederum ihren Kindern. Es sollte nichts in Vergessenheit geraten, es soll in uns bleiben und wir sollten daraus lernen. Lernen damit umzugehen können, und in Zukunft alles und jedes kritisch zu betrachten und nicht mit der Menge zu laufen.
Jeder sollte seine eigene Meinung bilden, wir werden Genossen finden, die gleich denken wie wir. Versuchen seinen eigenen Weg zu gehen ohne von anderen beeinflusst zu werden, das ist eine Kunst.
Eine Kunst die viele schon vergessen haben.
Wir sollten an uns, unsere Vorfahren und Kinder denken, wenn wir handeln. Bitte, lasst uns stark sein und protestieren, wenn uns etwas nicht passt oder wenn wir etwas nicht zustimmen können. Lasst uns zusammenhalten und uns gegenseitig helfen, damit so etwas wie die „Judenverfolgungen“ nie mehr geschehen wird.
Ich finde, wir hatten und haben genug Zeit unsere Meinung zu bilden und dazu zu stehen.
Im Glauben an eine bessere Zukunft
Barbara
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