Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Pauline Löwy verfügbar:

geboren am 04.03.1864 in Gloggnitz, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Gloggnitz Hauptstraße 36
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 14.07.1942
gestorben in Theresienstadt- Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Theresa u. Michaela, 16 Jahre, FSW , übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Pauline wurde am 3. März 1864 in Mattersdorf (heute Mattersburg) oder Pessl, Ungarn geboren.
Am 1. November 1882 heiratete sie Moritz Löwy (Sohn von Isak Löwy und Regina Österreicher Löwy). Es war eine arrangierte Hochzeit.
Sie hatten 6 Kinder: David Löwy, Sigmund Löwy, Gisela Löwy Fürst, Esther Löwy
Rosenberger, Luise Löwy Schwed und Yella Löwy Sussman.
Pauline und ihre Kinder arbeiteten im Geschäft ihres Mannes Moritz in Gloggnitz, Haupt-straße 26 mit.
Pauline war eine sehr komplizierte Frau.
Gerda Rosenberger Segall, ihre Enkeltochter, erinnerte sich: "Pauline war sicher der stärkere Partner in ihrer Ehe, doch ich hatte keine Gefühle für sie. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie nicht viel über ihre Enkelkinder wusste.
Pauline liebte es "Mensch ärgere dich nicht" zu spielen, doch wir spielten nur aus Pflicht als aus Spaß.
Als ich das letzte Mal in Gloggnitz war, spielten mein Cousin Hans und ich mit ihr "Mensch ärgere dich nicht" als sie plötzlich sagte:" Ich weiß ihr spielt nur mit mir weil ihr glaubt es ist eure Pflicht".
Und es war wahr. Wir Kinder hatten mehr Lust unsere Zeit mit unserer Tante Fanni (Nachzulesen bei Franziska Kohn Löwy) zu verbringen, weil wir sie alle sehr gerne hatten.

Greta Löwy Clark, eine weiteres Enkelkind schrieb: " Ich hatte nicht viel Kontakt mit meinen Grosseltern. Ich erinnere mich kaum an ein langes Gespräch mit ihnen.
Beim Pessachmahl kamen alle Enkelkinder: Gerda (Tochter von Esther), Pauli (Sohn von Louise), mein Bruder Hans und ich.
Anny und Theo Fürst lebten in Gloggnitz, in den selben Gebäude und wir spielten immer in den alten Wagon. Die Erwachsenen ruften uns immer zu, leise zu sein.
Wir die unten wohnende Familie "die Unteren" nannten die im zweiten Stock lebende Familie "die Oberen".

Irgendwann nach dem Anschluss verließen Pauline und Fanni Gloggnitz und gingen nach Wien. Es ist nicht klar wann sie nach Wien zogen, aber in den Auswanderungspapieren, für die USA, von Dr. Moriz Löwy vom 17. Jänner 1939 ist unter der Adresse der Mutter "Obere Donaustraße 81" angegeben.
In Wien zogen Pauline und Fanni in ein Ein-Zimmer-Apartment, welches Fanni`s Tochter Frieda gehörte. Das Apartment lag in dem Gebiet, das die Nazi zum Wiener Ghetto gemacht haben.
Judenfamilien wurden von ganz Österreich eingesammelt und wurden hier untergebracht.
Pauline und Fanni wechselten ins Hotel Baron.
1941, als die Situation hoffnungslos erschien, schickte Fanni, ihren Sohn Moriz in New York City einen Brief.

Dieser Brief den Frau Franziska Löwy an ihren Sohn Moriz Löwy am 23. Mai 1941 schrieb, ist abgedruckt in dem Buch "Heilige Gemeinde Neunkirchen" (Seite 125-127) von Gerhard Milchrahm

Trotz aller Bemühungen ihrer Kinder sie von dort heraus zubekommen, bekamen Fanni und ihre Schwägerin Pauline nicht die Papiere um Österreich verlassen zu können.

Pauline wurde am 14. Juli 1942, nach Theresienstadt deportiert und starb dort am 16. oder 17. März 1943. Ihr Leichnam wurde verbrannt.


Zum Schluss möchten wir Frau Carola Vogel, die es uns ermöglicht hat viel über ihre Verwandte Pauline herauszufinden, sehr herzlich danken. Ohne ihre tolle Unterstützung und ihre Bereitwilligkeit uns zu helfen, hätten wir dieses Projekt nie so gut hinbekommen.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Brief an das Opfer:

Am Anfang war es sehr schwer für uns etwas über dich zu erfahren.
Doch als wir dann eine E-mail Adresse bekamen, schöpften wir Hoffnung. Ein
positives Erlebnis folgt dem Nächsten. Als wir von deiner Verwandten, C
Vogel eine E-mail erhielten machten wir einen Luftsprung.
Mit leichten Anfangsproblemen (wir kommunizierten auf Englisch) schafften
wir es vieles und wichtiges über dich und deine Familie herrauszufinden.
Es hat unseren Charakter sehr geprägt das wir dich in einer gewissen Weise
kennenlernen konnten.
Du warst ein Mensch von vielen, aber du warst ein besonderer Mensch. Die
Zukunft werden wir immer an dieses Projekt und an deine Lebensgeschichte von
dir und deiner Familie zurückdenken.




Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Brief an die Zukunft:

du warst ein Mensch von vielen, aber du warst ein besonderer Mensch. Und bleibst es für uns. In Zukunft werden wir immer an dieses Projekt und an die Lebensgeschichte von dir und deiner Familie zurückdenken.
Umgebracht wegen eines Mannes, der eure Religion verachtete. Wegen eines Mannes, der euch schlechter als Tiere behandelte. Er hat es genossen, euch leiden zu sehen, und wollte
nur seinen sadistischen Gefühlen nachgehen. Schreie nach Leben und Gerechtigkeit hörte er nicht, Liebe kannte er nicht, seine Seele war schwarz. Wir vergessen Taten, doch eines sollten wir nie vergessen: Wir tragen heute Mitverantwortung an dieser Tragödie.
Jeder Mensch hat Recht auf Zukunft und Recht, diese selbst zu gestalten.
Nehmt eure Chance war und lebt jede Minute eurer kostbaren Zeit.

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