Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Katharina Trebitsch verfügbar:

geboren am 04.04.1880 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 02.11.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Mehri/Sabrina, 17 Jahre, BORG Mistelbach, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Bereits 1860 bewohnten erste Juden Mistelbach.
1874 wurde Mistelbach zur Stadt (vorher Markt). Von dem heutigen Mikulov zogen damals viele Juden in die aufstrebende Stadt, da dort der Handel immer wichtiger wurde. Auch aus der heutigen Slowakei und Ungarn wanderten viele Juden zu. Zudem war Mistelbach eine Schulstadt und so lebten viele Juden in der Umgebung oder bei Verwandten.
Später wird eine Synagoge gebaut. Obwohl die Mistelbacher als nicht sehr fromm bezeichnet werden (sie feierten auch christliche Feste und waren daher sehr in die Mistelbacher Gemeinde eingebunden), hielten sie immer Gottesdienste ab, zu denen mindestens 10 Männer nötig waren. Mistelbach war bald eine Kultusgemeinde.

Am 12. März 1938 erfolgte der Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich und einen Tag später der so genannte Anschluss an das Deutsch Reich. Der „Befreiungstag“ wurde auch von einem Großteil der Mistelbacher Bevölkerung auf dem Hauptplatz, nun „Adolf-Hitler-Platz“, bejubelt. Die Fensterläden der jüdischen Bewohner blieben geschlossen. Mit demselben Tag begannen die Nazis, die sich zum Teil aus den „Illegalen“ rekrutierten, gegen die etwa 25 in Mistelbach lebenden jüdischen Familien und Geschäftsleute restriktiv vorzugehen.
Der Leidensweg der österreichischen Juden, der im März 1938 begonnen hatte, ging weiter. Für viele Betroffene, Erwachsene wie Kinder, folgte das Konzentrationslager in Theresienstadt als Zwischenstation, bevor sie in die osteuropäischen Vernichtungslager verschickt wurden und dort einen gewaltsamen Tod fanden.

Katharina Trebitsch wurde am 4. April 1880 geboren. Von 1894 bis 1938 lebte sie in Mistelbach. Es konnte leider nicht festgestellt werden, ob Katharina Familie hatte. Auch eine mögliche Verwandtschaft zu Bernhard Trebitsch, der ebenfalls in Mistelbach wohnte, konnte nicht bewiesen werden.
Den Sabbat hielt Kathi sehr streng und holte sogar vorbeigehende Kinder zu sich in die Wohnung, die ihren Herd anheizten.
Sie hatte ein kleines Geschäft in der Oberhoferstraße 24, neben dem Nutzviehhandel Karl und Alfred Eisinger. Wo heute in das aufgelassene Elektrogeschäft Ernst Hoffmann Stufen zum Eingang führen, betrat man einst das Geschäft von Frau Trebitsch, das sich gerade über eine Schaufensterbreite erstreckte. „Es war eine kleine Greißlerei mit Tür und Schaufenster. Eine Glocke bimmelte beim Betreten des Geschäftes und die Kinder nutzten gerne die Gelegenheit, um 10 Groschen eine Bensdorp-Schokolade zu erstehen.“ (Dipl. Ing. Anton Sponner)
„Die Familie Trebitsch gehörte sicher nicht zu den betuchten Geschäftsleuten, was der nebenbei betriebene Handel mit Häuten, Knochen, Fellen, Öl, Wagenschmiere und Peitschenstiel beweist.“ (Helene Pernold)
Am 29. September 1938 meldet sich Katharina Trebitsch in Mistelbach ab. Ihre letzte bekannte Wohnadresse war Wien 2, Zirkusgasse 33.
Sie wurde am 2. November 1941 von Wien nach Litzmannstadt deportiert, wo sie auch ums Leben kam. Der Todestag wurde aber bis jetzt noch nicht festgestellt.

Ende September 1938 meldete das nationalsozialistische Propagandablatt „Die Grenzwacht“, dass am 25. September der letzte Jude das Gebiet Mistelbach verlassen hätte: „Die ganze Ortsgruppe judenfrei“.

Die Deportationen der im Herbst 1941 auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) durchgeführten Massendeportationen nach Lodz (heute zweitgrößte Stadt Polens) wurden insgesamt 20.000 Jüdinnen und Juden aus dem „Altreich“, dem Gebiet Österreichs, dem „Protektorat Böhmen und Mähren“ und Luxemburg sowie 5.000 österreichische Sinti und Roma deportiert.
Zwischen dem 15. Oktober und 2. November 1941 trafen rund 5.000 jüdische Opfer aus Wien in Lodz ein. Über 78 Prozent von ihnen waren älter als 45 Jahre, über 41 Prozent älter als 60 und fast neun Prozent hatten bereits das 70. Lebensjahr überschritten; weit über die Hälfte waren Frauen.
Die aus Wien deportierten Menschen hatten beträchtliche Schwierigkeiten, das alltägliche Überleben im Ghetto zu organisieren. Sie waren in Massenquartieren untergebracht und litten unter der mangelnden Hygiene. Nur kurze Zeit konnten die Wiener Juden durch den Verkauf von mitgebrachten Wertgegenständen den Hunger mildern. Innerhalb weniger Wochen stieg die Sterblichkeit der Wiener Juden stark an. Bis zum Mai 1942 starben 771 an Hunger, Krankheit und Erschöpfung.
Arbeit in einem der zahlreichen Betriebe im Ghetto zu finden, um die trostlosen Lebensbedingungen wenigstens graduell zu verbessern, war äußerst schwierig, das auch unter den polnischen Juden des Ghettos die Arbeitslosigkeit sehr hoch war. Schon aufgrund ihres Alters wurden viele der Wiener Juden als „arbeitsunfähig“ eingestuft und ab Mai 1942 nach Chelmno/Kulmhof transportiert, wo sie in mobilen Tötungseinrichtungen, den „Gaswägen“, ermordet wurden. Bis zum Beginn des Sommers 1942 tötete die SS ungefähr die Hälfte aller Personen, die im Oktober/November 1941 aus Deutschland, Böhmen und Mähren nach Lodz deportiert worden waren. Von den rund 5.000 Wiener Juden waren im Herbst 1942 nur noch 615 am Leben.
Als das Ghetto in Lodz im August 1944 aufgelöst und alle Ghettoinsassen nach Auschwitz deportiert wurden, lebten noch ca. 300 bis 400 der Wiener Juden. Die Selektion in Auschwitz, die Zwangsarbeit in den verschiedenen Konzentrationslagern forderte weitere Opfer. Nur 34 der nach Lodz deportierten Wiener Juden haben die Befreiung erlebt.



Recherchiert von Sabrina und Mehrije
Besonders bedanken wollen wir uns bei Frau Jakob, die uns viel Wissenswertes über die Juden in Mistelbach, besonders über Katharina Trebitsch, erzählt hat.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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