Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Alfred Weinberger verfügbar:

geboren am 26.07.1881 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Opole am 15.02.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Anna und Maria, 19 Jahre, HLA f.Land-&Ernährungswi. Graz, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Wir versuchten, etwas über Alfred Weinberger in Erfahrung zu bringen.

Alfred Weinberger wurde am 26.7.1981 als Jude geboren. Der Geburtsort ist unbekannt. Seine letzte Wohnadresse war in 1020 Wien, Josefinengasse 5/12.
Am 15.2.1941 wurde Alfred Weinberger mit der Transportnummer 1/617 in Lager Opole deportiert. Ob er dann dort auch verstarb oder ob er weiter deportiert wurde, ist nicht bekannt.

Opole liegt im heutigen Polen, ca. 40 km Luftlinie von der tschechischen Grenze entfernt, südlich von Lublin. Von Wien sind es etwa 300 km Luftlinie. Heute ist es eine Kleinstadt mit weniger als 500.000 Einwohnern.

In Opole lebten 1939 ca. 4.000 Juden, das entsprach fast 70 % der Bevölkerung. Doch es wurden während des Krieges immer mehr. In Opole wurde nämlich ein Ghetto errichtet, in das Juden auch aus Wien deportiert wurden. Die neuen Einwohner wurden teilweise bei ortsansässigen Juden, teilweise in Massenquartieren untergebracht.
Innerhalb des Ghettos hatten die Bewohner volle Bewegungsfreiheit, sie mussten jedoch ihren Lebensunterhalt selber bestreiten, ohne über die Grenzen des Ghettos gehen zu dürfen. Für das Verlassen des Ghettos gab es empfindliche Strafen. Die Kontrolle übernahmen SS, Gendamerie und deutsche Wehrmachtsangehörige.

Zwei Deportationstransporte führten von Wien nach Opole. Sie fanden am 15. und am 26. Februar 1941 statt. Alfred Weinberger war Häftling des ersten Transportes. Auf unserer Recherche stießen wir auf Mitreisende von ihm: Familie Eltbogen und Ehepaar Stieber waren im gleichen Transport. Insgesamt wurden 2.003 jüdische Männer, Frauen und Kinder von Wien nach Opole gebracht.

Einige arbeitsfähige Männer wurden zur Zwangsarbeit eingesetzt. Im Frühjahr 1942 begann man mit der Liquidation des Lagers Opole. Es gab Transporte in die Vernichtungslager Belzec und Sobibor.

Von den 2.003 Wiener Juden sind 28 Überlebende bekannt.


Unsere Recherche erstreckte sich über Bibliothek, Internet und Atlas. Die Informationen, die wir über Frau Prof. Dr. Wagenhofer erhielten, waren sehr hilfreich. Auch der Geschichteunterricht half uns, die Zeit und die Situation der Juden in dieser Zeit besser zu verstehen.
Wir fragten nach, ob es Bücher über bestimmte Juden gäbt. Diese Frage wurde uns mit Nein beantwortet. In Internetarchiven von Zeitungen versuchten wir, das Geschehen am Geburtstag und am Tag des Abtransportes von Alfred Weinberger zu recherchieren. Auch hier hatten wir wenig Glück. Darum suchten wir Informationen über das uns unbekannte Ghetto Opole.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Alfred!

Wir hoffen, wir dürfen du sagen, obwohl du uns nicht kennst. Wir sind zwei Schülerinnen, die versuchten, etwas über dein Leben und die Zeit, in der du gelebt hast, herauszufinden.

Du hattest sicher ein schwieriges Leben. Zuerst einmal die Zeit um die Jahrhundertwende. Es gab viele Veränderungen, große Armut und Arbeitslosigkeit. Auch der Wirtschaft ging es nicht immer gut, und die Leute suchten sich Sündenböcke – die Juden.
Dann kam auch noch der Weltkrieg. Vieles wurde zerstört, Österreich zerfiel in viele kleine Staaten, die Monarchie war Vergangenheit. Wieder war die Wirtschaft am Boden, und wieder waren nur die Juden schuld.

Es ist für uns nicht einfach, im Jahr 2003 die Geschehnisse alle nachzuvollziehen. Wir haben heute in Österreich Frieden und Wohlstand, und es wird schon in der Schule an alle appelliert, tolerant zu sein gegenüber allen Menschen. Die Zeit der Weltkriege kennen wir nur aus Dokumentarfilmen und von Erzählungen von den Großeltern. Diese sind meist keine Juden, sie erlebten diese Zeit aus einer anderen Perspektive. Auch sie standen unter Druck der Nationalsozialisten, es gab viele, die nur mitschwammen, um selbst nicht getötet zu werden. Den Mut zum Widerstand hatten nur wenige. Natürlich verzeiht dies die Greueltaten dieser Menschen nicht, doch wir wissen nicht, ob wir unter solch einem Druck nicht auch ähnlich gehandelt hätten.

Über dein Leben haben wir nicht viel herausgefunden. Bist du in Opole eines natürlichen Todes gestorben? Hattest du eine Familie? Welchen Beruf hast du ausgeübt?

Wir wünschen dir, dass du wenigstens jetzt, nach dem Leben auf der Erde, Frieden findest. Frieden und Toleranz, die du auf der Erde nie erleben konntest.

Es liegt nun an uns, an uns jetzt lebenden Menschen, dafür zu sorgen, dass deine Leiden nicht umsonst waren, dass sie für die heutigen und die zukünftigen Generationen ein Mahnmal sind zu Toleranz und Nächstenliebe.


Liebe Grüße,

Maria und Anna

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Liebe Kinder, Enkelkinder..., liebe Menschen der Zukunft!


Der Zweite Weltkrieg mit dem nationalsozialistischen Regime war voller Grauen und Gewalt. Er soll alle nachfolgenden Generationen daran erinnern, dass alle Menschen gleich sind. Nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch gleichwertig für jedermann. Dazu wünschen wir uns Toleranz gegenüber anderen Völkern und anderen Religionen.

Was während des Zweiten Weltkrieges mit den Juden geschehen ist, war wirklich grausam und unmenschlich. Jedoch kann man dies jetzt nicht wieder gut machen. Die Menschen, die wirklich darunter gelitten haben, sind schon tot, und auch jene, die schuld daran waren. Darum wünschen wir uns, dass Angehörige des Judentums nicht versuchen, sich zu rächen, sondern dass alle Völker und Religionen in Frieden neben- und miteinander leben. Und wir sollten dem Volk dieser Zeit verzeihen. Denn viele in der Zeit des Zweiten Weltkrieges Lebende wussten nicht einmal einen Bruchteil dessen, was wir heute wissen. Wir sollten also aus der Vergangenheit lernen, sie aber ruhen lassen.

Die Machtübernahme der nationalsozialistischen Partei mit Adolf Hitler an der Spitze sollte uns mahnen, aufmerksam das Zeitgeschehen zu verfolgen. Wir sollten der Politik kritisch gegenüberstehen und uns gegen undemokratische Ansätze sofort wehren. Der Widerstand im Inneren des Landes ist am wirksamsten, denn von außen kann die Hilfe nie so schnell kommen.

Damit so etwas nie wieder geschehen kann, wünschen wir uns Erziehung zu Toleranz, Nächstenliebe und Friedfertigkeit auf der ganzen Welt. Nur wenn alle etwas für den Frieden tun, können wir auch erwarten, dass er wirklich einmal wahr wird.


Wir freuen uns auf eine friedvolle, gewaltlose Welt!

Maria und Anna

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