Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Heinrich Rieger verfügbar:

geboren am 25.12.1868 in Sereth
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 24.09.1942
gestorben in Theresienstadt am 21.10.1942
Die Recherche wurde von Anna, 14 Jahre, BG/BRG Purkersdorf, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Recherche von Heinrich Rieger

Das Leben:

Heinrich Riegers Vater hieß Philipp und seine Mutter Eva. Sie lebten in Ungarn in Szered an der Waag. Ihre Muttersprache war Deutsch. Den Lebensunterhalt verdiente sein Vater als Kleinhändler und er handelte mit allem, was er bekommen konnte, trotzdem lebten sie aber in ärmlichen Verhältnissen.
Sie bekamen 7 Kinder: Heinrich, Jakob (1875) , Rosa, Bertha, Julia und zwei weitere Schwestern ,die allerdings schon früh an Tuberkulose starben.

Heinrich Rieger wurde am 25. 12. 1868 geboren, besuchte dann das Budapester reformierte Obergymnasium und kam 1886 nach Wien. In dieser Zeit wohnte er in der Neubaugasse 51/1,konnte sich aber nicht viel leisten und gab deshalb Unterricht, um sich am Leben halten zu können.

Er begann sein Medizinstudium an der Universität Wien.
Im 1.Semester studierte er Anatomie bei Dr. Langer und Zoologie bei
Dr. Carl Klaus und Sezieren.

Sein Bruder Jakob kam auch nach Wien, war ebenfalls sehr arm und konnte nur als Bettgeher leben, das heißt er bekam ein Bett für die Nacht bei ärmeren Familien und musste dafür bezahlen. Er unterrichtete viel und konnte sich dadurch das Studium an der technischen Hochschule finanzieren. Später studierte er dann in Berlin, kam dann aber wieder zurück nach Wien.
Er war Diplomingenieur.
Jakob hatte einen Sohn Philipp, geboren 1916, und eine Tochter. Sie emigrierte nach England und heiratete einen indischen Diplomaten der Moslem war und reiste vor allem in moslemischen Ländern beruflich herum. Sie starb eines natürlichen Todes.
Philipp wurde am Anfang des 2. Weltkrieges 1938 nach Dachau gebracht, kam dann aber 1939 wieder frei, da die Familie in England einen reichen Herrn fand, der für ihn bürgte. So bekam er ein Visum und konnte nach England ausreisen. Er kam 1958 wieder zurück nach Wien, wo er heute noch lebt.

Jakob verstarb 1941 an Krebs und er wurde im Krankenhaus von Heinrich betreut. Seine Frau war keine Jüdin und überlebte den Krieg in Wien. Allerdings war sie am Ende des Krieges in einem Luftschutzkeller als dieser von einer Fliegerbombe der Alliierten getroffen wurde und dabei kam sie ums Leben.

1887 begann Heinrich Rieger das 3. Semester an der Universität Wien mit Physiologie bei Dr. Ernst Brüchl und Pharmakologie bei Dr. August Vogl.
Er übersiedelte in die Schottenfeldgasse 67.
1890/91 inskribierte er Medizinische Klinik und Therapie bei Prof. Nothhagel.
Nun wohnte Heinrich in der Zieglergasse 75.
1892 promovierte er zum Zahnarzt.
Zwar war Heinrich mit dem Studium fertig, hatte aber immer noch wenig Geld.

In dieser Zeit lernte er Bertha Klug kennen und sie heirateten am 30.Mai 1893 in Neustadtl an der Waag.
Der Vater von Bertha Klug war Elfenbeinschnitzer und die Familie war relativ vermögend. Sie besaßen auch das Kaffee Westend / Ecke Gürtel- Mariahilferstraße (existiert heute noch).
Von nun an ging es der Familie Rieger finanziell besser.
Sie wohnten in der Seidengasse 37. Die Zahnarztpraxis war ab 1896 in der Amerlingstraße 19.

Bertha und Heinrich hatten 3 Kinder. Ludwig, er wurde im Jänner 1894 geboren, und im gleichen Jahr kam Robert am 1. 11 1894 auf die Welt.
Antonia wurde im Dezember 1897 geboren. Sie übersiedelten 1897 in die Mariahilferstraße 124, wohin Herr Rieger 1900 auch seine Zahnarztpraxis verlegte.

Hier arbeitete Heinrich Rieger bis 1925 als Zahnarzt- später von 1926- 1938 gemeinsam mit seinem Sohn Robert, der auch Zahnarzt war und seiner Schwiegertochter, die ebenfalls Zahnärztin war.
Es arbeiteten auch noch zwei Zahntechniker bei ihm.

Ludwig studierte auch Medizin und diagnostizierte an sich selber juvenilen Irrsinn und erschoss sich selbst.
Antonia war als Modell für Künstler tätig und hatte eine Tochter – Tanna Berger – sie lebt heute in Amsterdam. Antonia beging später auch Selbstmord.
Robert wanderte nach New York aus, hatte eine Tochter – Eva Klasmann.

Am 1.Dezember 1900 ersteigerte Familie Rieger das Grundstück und Haus Linzerstraße 99 in Gablitz (Grundparzelle 9 und Bauparzelle 162).
Anfangs verbrachte Familie Rieger nur die Wochenenden hier. Später lebten sie fast ganz in Gablitz.
Von 1934- 1938 hatte Heinrich Rieger auch eine Zahnarztpraxis in Gablitz.

Er wurde zum Obermedizinalrat geehrt und veranstaltete viele Weiterbildungen. Herr Rieger war ein sehr geschickter Zahnarzt, er konnte die Patienten gut von der Behandlung ablenken, wenn sie Schmerzen hatten.

Die Zeitzeugin Frau Koberger erinnert sich: „ Er war ein sehr netter Zahnarzt, es brauchte sich niemand zu fürchten. Jeder bekam immer als Belohnung ein Stück Schokolade.“

Heinrich Rieger behandelte viele Künstler und bekam dafür Bilder als Bezahlung. In Künstlerkreisen wurde diese Bezahlungsart bald allgemein bekannt und allmählich entstand der Kern seiner großartigen Bildersammlung:
Käthe Kollwitz, Sterrer, Albin Egger-Lienz, Max Oppenheimer, Max Lieber- mann, Alfons Walde, Oskar Kokoschka, Albert Paris-Gütersloh, Klimt, Dobrowsky, Floch, Kolig, Kitt, Pauser und besonders Egon Schiele.

Herr Rieger verwendete eigentlich sein ganzes Einkommen für die Erweiterung seiner Sammlung. Mit dem Erwerb von Kunstwerken begannen Heinrich Rieger ca. 1900.
Da die junge zahnärztliche Praxis zunächst nicht so viel einbrachte, dass Bilder bekannter Maler hätten gekauft werden können, beschränkte er sich darauf, Zeichnungen und Bilder von solchen jungen Künstlern zu erwerben, an deren Entwicklung er glaubte.

Am Schluss besaß Heinrich Rieger ungefähr 700-800 Bilder und Graphiken
( Kardinal und Nonne, Wiesenlandschaft mit Häusern, Bildnis einer Frau im Dreiviertelprofil, Segelschiffe im Hafen von Schiele, Waldinneres von Anton Faistauer....).

Bertha konnte sehr gut kochen und am Wochenende kam immer die ganze Familie zum Essen zusammen und auch Künstler wurden dazu immer eingeladen.
Heinrich und Jakob Rieger konnten beide auch sehr gut zeichnen, da sie aber dadurch zu wenig Geld verdienten, studierten beide nicht Kunst. Sie zeichneten Ansichtskarten ab. Die Sammlung diente Heinrich Rieger gewissermaßen als Ersatz dafür, dass ihm äußere Verhältnisse nicht erlaubten selber seine Begabung auszuüben.
Die Bilder schmückten sein Haus in Gablitz und die Wohnung und Praxis in Wien.

Allein in den Jahren 1914-1921 erwarb Heinrich Rieger 250 Werke. Seine gesammelten Werke wurden unter Denkmalschutz gestellt. Er stellte seine Bilder immer wieder aus. Herr Rieger sammelte vor allem Graphik (Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle).

Familie Rieger hatte im Haus in Gablitz kein Badezimmer, daher gingen sie immer in das Dianabad in Wien. Am Anfang der 2.Weltkrieges, als alle Juden schon Armbinden tragen mussten, gaben sie diese einfach weg, damit die Familie trotzdem das Bad benutzen durften. Für Juden war das sonst verboten. Später war das nicht mehr möglich, da das Aussehen auch sehr jüdisch war (Hakennase).
So durfte Familie Rieger oft bei Familie Cornelson, die die Bäckerei in Gablitz betrieben, das Bad benutzen.
Bertha Rieger und Frau Cornelson waren gute Bekannte. Die Figurplastik aus Marmor, die die Familie Cornelson von Familie Rieger als Gegenleistung für geschuldetes Gebäck erhielt, existiert nicht mehr. Sie wurde zerstört.

1939 machte Herr Rieger mit der Gemeinde Gablitz einen Leibrentenvertrag, der aber von der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium nicht bewilligt wurde, da Juden keine Eigentumsrechte oder eigentumsgleiche Rechte an Liegenschaften erwerben durften.

Der Bürgermeister beschlagnahmte das Haus.
1938 verkauften Sie viele Einrichtungsgegenstände Ihres Hauses an Gablitzer.
Heinrich Rieger musste mit seiner Frau in das jüdische Altersheim in der Zirkusgasse 3/33 Wien 2 ziehen. Von hier wurde er gemeinsam mit seiner Frau am 24.9.1942 mit dem 42.Transport Nummer 1175 und 1176 ins Ghetto Theresienstadt gebracht.

Seine Frau Bertha kam später von Theresienstadt mit dem Transport Ea Nr. 1093 am 16.4. 1944 nach Ausschwitz.

Heinrich Rieger starb im Ghetto am
21.10.1942


Seine Bilder wurden arisiert und sein Sohn Robert konnte nur sehr wenige mit in seine Emigration nehmen.

Protokoll-Anna Ladenstein


14.2.03: Internet Juden herausgesucht
16.2.03: Informationen über Internet
24.2.03: Informationen von meiner Firmpatin erhalten
1.3.03: Befragung einer Zeitzeugin
Unterlagen von Gemeindeamt
4.3.03: Israelitische Kultusgemeinde Wien
10.3.03: Anruf Ärztekammer Niederösterreich
Fotos von Architekt Fleiß erhalten
11.3.03: Wien, Mariahilferstraße 124 – Haus fotografiert
Information von Ärztekammer erhalten
12.3.03: Wien: Bezirksamt für den 6/7 Bezirk- Hermanngasse
MA 62 - Wimbergergasse
MA 82- Gasometer
Wiener Stadt- und Landesbibliothek im Rathaus
Fotos Zirkusgasse
18.3.03: Suche nach Verwandten im Internet
20.3.03: Briefe an vermutliche Verwandte geschrieben – New York
21.3.03: Heimatmuseum Gablitz.- Treffen mit Herrn Weiß
27.3.03: Universitätsarchiv
Fotos: Seidengasse, Amerlingstraße, Neubaugasse, Schottenfeldgasse,
Zieglergasse
28.3.03: Grundbuch Purkersdorf
2.4.03: Telefonat mit Philipp Rieger- Neffe von Heinrich Rieger
E-mail an Museum St. Etienne New York
15.4.03: Besuch Nötscher Museum- Forschen nach Portrait von Heinrich Rieger
gemalt von Franz Wiegele
17.4.03: Unterlagen von Bundesdenkmalamt erhalten.
18.4.03: E-mail von Museum St. Etienne erhalten
Telefonat mit Harry Neubauer- Rechtsanwalt von den Erben nach
Heinrich Rieger


Meine Meinung zu diesem Projekt ist, dass man erfahren soll, wie es Juden ergangen ist.
Informativer ist es sicherlich, wenn man sich mit einem Einzelschicksal intensiver auseinandersetzt, als das Thema allgemein zu betrachten.
Daher fand ich dieses Projekt sehr interessant.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Herr Heinrich Rieger!

Mein Name ist Anna und ich habe Sie ausgewählt, da Sie eine Zeit lang im gleichen Ort gewohnt haben, in dem ich heute lebe. Ich habe mich jetzt drei Monate intensiv mit ihrem Leben beschäftigt und Sie sind mir in dieser Zeit sehr vertraut geworden. Nun weiß ich von Ihnen mehr als von meinen eigenen Großeltern. Je mehr ich herausfand, umso neugieriger wurde ich und obwohl das Projekt nun vorbei ist, werde ich bestimmt nicht aufhören, mich mit Ihnen zu befassen.

Nun aber zu Ihrem Leben:

Ihr Vater hieß Philipp und Ihre Mutter Eva. Sie lebten in Ungarn in Szered an der Waag. Ihre Muttersprache war Deutsch. Den Lebensunterhalt verdiente Ihr Vater als Kleinhändler und er handelte mit allem, was er bekommen konnte,
trotzdem lebten sie aber in ärmlichen Verhältnissen. Sie bekamen 7 Kinder: Heinrich, Jakob (1875) , Rosa, Bertha, Julia und zwei weitere Schwestern die allerdings schon früh an Tuberkulose starben.

Sie selbst wurden am 25. 12 1868 geboren , besuchten dann das Budapester reformierte Obergymnasium und kamen 1886 nach Wien. In dieser Zeit wohnten Sie in der Neubaugasse 51/1, konnten sich aber nicht viel leisten und gaben deshalb Unterricht, um sich am Leben halten zu können.
Sie begannen Ihr Medizinstudium an der Universität Wien. Im 1.Semester studierten Sie Anatomie bei Dr. Langer und Zoologie bei Dr. Carl Klaus und Sezieren.

Ihr Bruder Jakob kam auch nach Wien, war ebenfalls sehr arm und konnte nur als Bettgeher leben, das heißt er bekam ein Bett für die Nacht bei ärmeren Familien und musste dafür bezahlen. Er unterrichtete viel und konnte sich dadurch das Studium an der technischen Hochschule finanzieren. Später studierte er dann in Berlin, kam dann aber wieder zurück nach Wien. Er war dann Diplomingenieur.
Er hatte einen Sohn Philipp, geboren 1916, ( mit ihm habe ich gesprochen) und eine Tochter. Sie emigrierte nach England und heiratete einen indischen Diplomaten der Moslem war und reiste vor allem in moslemischen Ländern beruflich herum. Sie starb eines natürlichen Todes.
Philipp wurde am Anfang des 2. Weltkrieges 1938 nach Dachau gebracht, kam dann aber 1939 wieder frei, da die Familie in England einen reichen Herrn fand, der für ihn bürgte. So bekam er ein Visum und konnte nach England ausreisen. Er kam 1958 wieder zurück nach Wien, wo er heute noch lebt.

Jakob verstarb 1941 an Krebs und er wurde im Krankenhaus von Ihnen betreut. Seine Frau war keine Jüdin und überlebte den Krieg in Wien. Allerdings war sie am Ende des Krieges in einem Luftschutzkeller, als dieser von einer
Fliegerbombe der Alliierten getroffen wurde und dabei kam sie ums Leben.

1887 begannen Sie das 3. Semester an der Universität Wien, Physiologie bei Dr. Ernst Brüchl und Pharmakologie bei Dr. August Vogl. Sie übersiedelten in die Schottenfeldgasse 67.
1890/91inskribierten Sie Medizinische Klinik und Therapie bei Prof. Nothhagel. Nun wohnten Sie in der Zieglergasse 75. 1892 promovierten Sie zum Zahnarzt. Zwar waren Sie mit dem Studium fertig, hatten aber immer noch wenig Geld.

In dieser Zeit lernten Sie Bertha Klug kennen, die Sie am 30.Mai 1893 in Neustadtl an der Waag heirateten. Der Vater von Bertha Klug war
Elfenbeinschnitzer und die Familie war relativ vermögend. Sie besaßen auch das Kaffee Westend / Ecke Gürtel- Mariahilferstraße (existiert heute noch). Von nun an ging es Ihrer Familie finanziell besser. Sie wohnten in der Seidengasse 37. Ihre Zahnarztpraxis hatten Sie ab 1896 in der Amerlingstraße 19.

Bertha und Sie hatten 3 Kinder. Ludwig, er wurde im Jänner 1894 geboren, und im gleichen Jahr kam Robert am 1. 11 1894 auf die Welt. Antonia wurde im Dezember 1897 geboren. Sie übersiedelten 1897 in die Mariahilferstraße 124, wohin Sie 1900 auch Ihre Zahnarztpraxis verlegten. Hier arbeiteten Sie bis 1925 als Zahnarzt- später von 1926- 1938 gemeinsam mit Ihrem Sohn Robert, der auch Zahnarzt war und Ihrer Schwiegertochter, die ebenfalls Zahnärztin war.
Es arbeiteten auch noch zwei Zahntechniker bei Ihnen.

Ludwig studierte auch Medizin und diagnostizierte an sich selber juvenilen Irrsinn und erschoss sich selbst.
Antonia war als Modell für Künstler tätig und hatte eine Tochter – Tanna Berger – sie lebt heute in Amsterdam. Antonia beging später auch Selbstmord.
Wie konnten Sie das nur ertragen?
Robert wanderte nach New York aus und hatte eine Tochter- Eva Klasmann.

Am 1.Dezember 1900 ersteigerten Sie das Grundstück und Haus Linzerstraße 99 in Gablitz (Grundparzelle 9 und Bauparzelle 162). Anfangs verbrachten Sie nur die Wochenenden hier. Später lebten Sie fast ganz in Gablitz.
Von 1934- 1938 hatten Sie auch eine Zahnarztpraxis in Gablitz.
Sie wurden zum Obermedizinalrat geehrt und veranstalteten viele Weiterbildungen. Sie waren ein sehr geschickter Zahnarzt, weil Sie die Patienten von der Behandlung ablenken konnten, wenn Sie Schmerzen hatten.
Die Zeitzeugin Frau Koberger erinnerte sich: „ Er war ein sehr netter Zahnarzt, es brauchte sich niemand zu fürchten. Jeder bekam immer als Belohnung ein Stück Schokolade.“

Sie behandelten viele Künstler und bekamen dafür Bilder als Bezahlung.
In Künstlerkreisen wurde Ihre mögliche Bezahlungsart bald allgemein bekannt und allmählich entstand der Kern Ihrer großartigen Bildersammlung.
Käthe Kollwitz, Sterrer, Albin Egger - Lienz, Max Oppenheimer,
Max Liebermann, Alfons Walde, Oskar Kokoschka, Albert Paris-Gütersloh, Klimt, Dobrowsky, Floch, Kolig, Kitt, Pauser und besonders Egon Schiele.

Sie verwendeten eigentlich Ihr ganzes Einkommen für die Erweiterung Ihrer Sammlung. Mit dem Erwerb von Kunstwerken begannen Sie ca. 1900.
Da die junge zahnärztliche Praxis zunächst nicht so viel einbrachte, dass Bilder bekannter Maler hätten gekauft werden können, beschränkten Sie sich darauf, Zeichnungen und Bilder von solchen jungen Künstlern zu erwerben, an deren Entwicklung Sie glaubten.
Am Schluss besaßen Sie ungefähr 700-800 Bilder und Graphiken ( Kardinal und Nonne, Wiesenlandschaft mit Häusern, Bildnis einer Frau im Dreiviertelprofil, Segelschiffe im Hafen von Schiele, Waldinneres von Anton Faistauer....).

Bertha konnte sehr gut kochen und am Wochenende kam immer die ganze Familie zum Essen zusammen und auch Künstler wurden dazu immer eingeladen.
Sie und Jakob Rieger konnten beide auch sehr gut zeichnen, da Sie aber dadurch zu wenig Geld verdienten, studierten Sie nicht Kunst. Sie zeichneten
Ansichtskarten ab. Die Sammlung diente Ihnen gewissermaßen als Ersatz dafür, dass Ihnen äußere Verhältnisse nicht erlaubten selber Ihre Begabung auszuüben.
Die Bilder schmückten Ihr Haus in Gablitz und die Wohnung und Praxis in Wien.
Allein in den Jahren 1914-1921erwarben Sie 250 Werke. Ihre gesammelten Werke wurden unter Denkmalschutz gestellt. Sie stellten Ihre Bilder immer wieder aus. Sie sammelten vor allem Graphik (Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle).

Ihre Familie hatte im Haus in Gablitz nicht einmal ein Badezimmer, daher gingen Sie immer in das Dianabad in Wien. Am Anfang der 2.Weltkrieges, als Sie schon Armbinden tragen mussten, gaben Sie diese einfach weg, damit Sie trotzdem das Bad benutzen durften. Für Juden war das sonst verboten. Später war das nicht mehr möglich, da Ihr Aussehen auch sehr jüdisch war
(Hakennase). So durften Sie oft bei Familie Cornelson, die die Bäckerei in Gablitz betrieben, das Bad benutzen.
Ihre Frau und Frau Cornelson waren gute Bekannte. Die Figurplastik aus Marmor, die die Familie Cornelson von Ihnen als Gegenleistung für geschuldetes Gebäck erhielt, existiert nicht mehr. Sie wurde zerstört.

1939 machten Sie mit der Gemeinde Gablitz einen Leibrentenvertrag, der aber von der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium nicht bewilligt wurde, da Juden keine Eigentumsrechte oder eigentumsgleiche Rechte an Liegenschaften erwerben durften.
Der Bürgermeister beschlagnahmte das Haus.
1938 verkauften Sie viele Einrichtungsgegenstände Ihres Hauses an Gablitzer.

Sie mussten mit Ihrer Frau in das jüdische Altersheim in der Zirkusgasse 3/33 Wien 2 ziehen. Von hier wurden Sie am 24.9.1942 mit dem 42.Transport Nummer 1175 und 1176 ins Ghetto Theresienstadt gebracht.
Ihre Frau Bertha kam mit dem Transport Ea Nr. 1093 am 16.4. 1944 nach Ausschwitz.

Sie selbst starben im Ghetto am
21.10.1942

Ihre Bilder wurden arisiert und Ihr Sohn Robert konnte nur sehr wenige mit in seine Emigration nehmen.

Es tut mir leid, dass Ihr Leben so grausam enden musste und ich hoffe, dass ich so etwas nie miterleben muss.
Ich kann Ihnen nur versprechen, dass ich und meine Familie Sie nie vergessen werden.
Schade, dass ich Sie nicht kennenlernen konnte.
Anna

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Meine Meinung zu diesem Projekt ist, dass man erfahren soll, wie es Juden ergangen ist.
Informativer ist es sicherlich ,wenn man sich mit einem Einzelschicksal intensiver auseinandersetzt ,als das Thema allgemein zu betrachten.
Daher fand ich dieses Projekt sehr interessant .

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