Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Leo Huschak verfügbar:

geboren am 11.01.1896 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Nisko am 20.10.1939
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Daniela, 17 Jahre, GRG 11 Geringergasse 2, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Ich habe über mein Opfer Leo Huschak einige Informationen bekommen. Er wurde am 11.01.1896 geboren. Der Geburtsort ist leider unbekannt. Weiter ist bekannt, dass Leo Chauffeur war und mit seiner Frau Rafaela Huschak und seinen Söhnen Hans und Leopold, sowie mit seiner Tochter Grete im Gemeindebau 10 Bez., Troststrasse 68-70/ Stg. 5/7 wohnte. Seine Frau wurde 1895 geboren und war ohne Erwerb. Grete wurde 1921 geboren und war zu der Zeit, aus der die Informationsquelle stammt (18. Feb. 1939) arbeitslos und im Bezuge einer Arbeitslosenunterstützung von täglich 50 Rpf. Hans wurde 1927 geboren und war zu der Zeit Schüler. Über Leopold sind keine weiteren Informationen bekannt. Nachdem ihnen die Stadt Wien durch den Vorstand der Magistratsabteilung die Wohnung kündigten, hatte Leo Huschak und seine Familie ihren Wohnsitz im 11.Bez., Hasenleitengasse 6. Weiters habe ich nur einige Kopien von Kündigungen, Ladungen, eine Anfrage und Ablehnung zur Bewilligung einer Auswanderung, eine Bewilligung der zwangsweisen Räumung und eine Liste der Juden, die nach Nisko gebracht wurden, einschließlich Leo und seine Familie. Sonst ist nur noch bekannt, dass Leo Huschak am 20.10.1939 nach Nisko/ Polen deportiert wurde. Das Schicksal und das Sterbedatum ist leider nicht bekannt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Leo!

Allein nur so mit diesem Brief anzufangen ist total merkwürdig für mich, da ich noch nie einem Fremden einen Brief geschrieben habe. Doch all zu fremd bis du mir ja eigentlich nicht mehr. Auf Grund einer Aktion namens „Letter to the Stars“, indem Schüler Opfern des Holocaust Briefe schreiben, habe ich schon einiges von dir erfahren. Ich habe dich eigentlich nur zufällig erwischt und hatte daher Glück, dass es von dir viel Information gibt. Zum Beispiel weiß ich, dass du nach Nisko/ Polen gebracht wurdest. Ich habe gelesen, dass es als Durchgangslager für die Verteilung der eingetroffenen Juden diente und dass es im April 1940, sechs Monate nach deiner Deportation, geschlossen wurde. Ich habe Kopien von Wohnkündigungen, Ladungen und weiteres gelesen und etwas hat sehr wütend gemacht, was allerdings für die damalige Zeit normal war: Auf einer Wohnkündigung steht als Kündigungsgrund Nichtarier. Da zweifelt man doch am gesunden Menschenverstand. Doch, glaub mir, das, was damals aktuell war, nämlich die Rassenfeindlichkeit, ist heute immer noch. Zwar nicht ganz so schlimm (Gott sei Dank), doch es gibt es immer wieder. Menschen werden auf Grund ihrer Hautfarbe, ihrer Religion und alles, was sie von Inländern unterscheidet, verurteilt. Sie gelten als die Kriminellen, die Drogendealer, als die Unruhestifter und was der Teufel noch was alles. Vielleicht trifft das auf einige zu, doch was unterscheidet sie da von den Inländern? Sind die nicht auch Kriminelle, Drogendealer oder Unruhestifter? Warum müssen Menschen glauben, dass sie, nur weil sie in dem Staat leben, in dem sie geboren wurden, auch die typische Norm aufweisen, die man in dem Staat angeblich haben sollte? Wer sagt ihnen, dass sie immer der Norm entsprechen? Ich komme auch nicht aus Österreich sondern aus Deutschland, nur habe ich das „Glück“, dass man mir nicht ansieht, dass ich keine Österreicherin bin. Nicht, dass ich mich dafür schäme, keineswegs. Nur habe ich auch schon öfters mal zu spüren bekommen, dass ich „anders“ bin. Wörter wie Piefke oder ähnliches ist doch kränkend. Und das ist noch lang nicht so schlimm, wie das, was du erlebt hast. Damit will ich eigentlich nur sagen, dass ich annährend verstehe, wie es dir, und vielen weiteren Menschen ergangen ist. Ich stelle mir das furchtbar vor, für das verurteilt zu werden, was man ist, wofür man aber meiner Meinung nach das Recht hat. Die Erniedrigungen und die Angst, nicht zu wissen, was man tun soll. Man wird aus der Wohnung geschmissen, bekommt Ladungen und wird schließlich irgendwo hingebracht, wo man umkreist ist von kalten Mauern und Tod, in diese furchtbaren Steinbauten, die man Konzentrationslager nennt. Unverdient und unwissend. Es ist einfach grauenvoll, dass Menschen so eiskalt sind. Dass sie Männer quälen, zum arbeiten zwingen und Kinder, Frauen und alte Menschen vergasen. Da fehlen mir echt die Worte. Das einzige, was ich dazu noch, und als mein Abschlusssatz, sagen will, ist: Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert.
In Gedenken an dich verbleibe ich

mit herzlichsten Grüssen

Daniela Henn

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

„Überlegt euch, was ihr euch für die Zukunft wünscht und schreibt es auf.“ Klingt eigentlich gar nicht so schwer. Es ist leicht, sich etwas auszudenken. Doch es ist wahnsinnig schwer, das Thema heraus zu fischen, dass einem am meisten am Herzen liegt. Genauso geht es mir gerade. Lang habe ich über Themen überlegt, gerätselt über was ich schreiben sollte, bin aber selbst jetzt noch auf keinen grünen Zweig gekommen. Mir liegt nämlich wahnsinnig viel für die Zukunft am Herzen. Aber wenn ich tief in meinem Gefühl rumwühle, denke ich, dass unser größtes Problem der Mangel an Frieden, Liebe, Toleranz und Hilfsbereitschaft ist. Das ist ziemlich viel auf einmal, doch alles hängt in einer gewissen Weise zusammen. Doch da alles ohne dieses eine nicht geht, nehme ich Frieden als mein persönlichen Oberbegriff. Denn nichts geht ohne diese eine Sache, die manchen so klein und unbedeutend vorkommt, die aber den Zusammenhalt aller Menschen auf der ganzen Welt bedeutet. Doch was ist daran so schwer, friedlich zu sein? Damit meine ich nicht, kleine Streiterein oder ähnliches zu vermeiden. Ich spreche eher von Rassenhass, von Krieg und Mord, von Feindseligkeit und Terrorismus. Meine Frage, die mich zutiefst beschäftigt, lautet: Warum das alles? Warum muss man Menschen, Menschen wie du und ich, das Leben unnötig schwer machen oder es ihnen sogar nehmen? Was macht einen Ausländer so anders? Wie kann es soweit kommen, dass er dermaßen Aggression auslöst, dass man ihn hasst? Und wer gibt Menschen das Recht, über Leben und Tod zu bestimmen? Alles dies sind Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Und trotzdem ist der Inhalt dieser Fragen die Realität. Mal ehrlich: Wir leben in einer Welt, in der es Hass gibt, und damit meine ich richtigen Hass. Nicht einfach nur Wut, wie es z.B. ein Schüler auf seinen Lehrer hat, wenn er ihm oder ihr eine schlechte Note gibt. Es ist diese Art von Hass, die Menschen zum töten bringen. Die solange in ihnen brodelt, und meistens aus nicht nachvollziehbaren Gründen, ja sie schon förmlich fast explodieren lässt, bis sie es an die Aggressionsadressaten auslassen. Und das im größten Fall durch Gewalt. Und mein größter Wunsch ist, dass dieser Hass und die dazugehörige Gewalt von dieser Welt verschwindet, und zwar für immer. Dass wir Menschen respektieren, wie sie sind, mit samt ihrer Kultur, Religion, Hautfarbe und Herkunft. Dass wir nicht sagen, dass sie uns die Arbeit wegnehmen, sondern das wir sagen, dass wir alle eins sind und dort arbeiten und wohnen dürfen, wo wir wollen. Denn die Welt gehört uns allen und es liegt in unserer Hand, was wir damit machen. Machen wir kein Schlachtfeld sondern ein Planet mit Frieden, Liebe, Toleranz und Hilfsbereitschaft aus ihr.


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