Folgende Informationen sind von
Susanne Löwi verfügbar:
geboren am |
09.02.1934 in Aussig a.d. Elbe |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
Innsbruck, Tirol |
Deportation |
von Prag nach Theresienstadt am 27.07.1942 |
gestorben |
- Todesdatum unbekannt -
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Die Recherche wurde von
Julia, 18 Jahre, BHAK Innsbruck,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Recherche zu Susanne Löwi
Susanne Löwi, geb. 09. 02. 1934 in Aussig an der Elbe
Friedrich Löwi, geb. 31. 03. 1887 in Maschau
Margarethe Löwi, geb. Schulhof, am 11. 12. 1904 in Jenbach in Tirol
Gerhard Löwi, geb. 28. 06. 1926 in Innsbruck
Josef Schulhof, Besitzer des Modehauses Josef Schulhof, Museumstraße 12 und Marktgraben 19, war verheiratet mit Anna Ernst. Ihre Tochter Margarethe heiratete Friedrich Löwi. Das Ehepaar Friedrich und Margarethe Löwi müsste im Jahre 1926 eine Zeit lang in Innsbruck gewohnt haben, da dort ihr Sohn Gerhard am 28. 06. 1926 geboren wurde und Innsbruck laut Angaben des Projektteams „Letter to the stars“ als eine weitere Wohnadresse dieser Personen angeführt wurde.
Irgendwann zwischen 1926 und 1934 zog die Familie Löwi nach Aussig an der Elbe (CSR), wo am 09. 02. 1934 Susanne geboren wurde.
Alle Familienmitglieder wurden am 27. 07. 1942 von Prag nach Theresienstadt transportiert.
Am 04. 08. 1942 erfolgte die Deportation ins Lager Maly Trostinec, acht Tage nach ihrer Ankunft im Lager Theresienstadt.
Am 14. 04. 1951 ließen Anna und Alois Schulhof Susanne Löwi für tot erklären.
Quellen:
Angaben des Projektteams von „Letter to the Stars“
Stadtarchiv Innsbruck
Schreiber, Horst: Jüdische Geschäfte in Innsbruck. Eine Spurensuche, Inns-bruck 2001
Todeserklärung von Susanne Löwi: 48 T 501/50
Stadtarchiv in Aussig an der Elbe:
Das Stadtarchiv in Aussig konnte uns jedoch keine Informationen über eine Familie Löwi geben, nur eine Buchdruckerei Löwy & Co. scheint dort auf.
Archiv in Maschau:
Von dort konnte uns nichts Näheres mitgeteilt werden. Daher konnten wir die Spur hier nicht mehr weiterverfolgen.
www.doew.at/pojekte/holocaust/shoah/maly.html
Die Recherchen gestalteten sich anfangs recht schwierig. Dann stießen wir aber im Buch von Horst Schreiber, der sich ausführlich mit jüdischen Geschäftsinha-bern in Innsbruck beschäftigt hatte, auf die Familie Schulhof, deren Tochter Gretl mit einem Friedrich Löwi verheiratet war. Außerdem wurden noch zwei Kinder und der Wohnort Aussig an der Elbe genannt. Laut Horst Schreiber starb die Familie in Auschwitz.
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Der Brief an den/die Ermordete/n :
Liebe Susanne,
wir haben dich als unseren *Star* ausgewählt, weil wir mehr über ein so junges Mädchen wissen wollten, das in die NS-Zeit hineingeboren wurde.
Es war nicht sehr leicht, mehr über dich und deine Familie zu erfahren. Aufgrund langer Recherchen haben wir dich jedoch ein bisschen näher kennen lernen dürfen.
Du wurdest noch vor Frühlingsbeginn 1934 in Aussig an der Elbe geboren. Dein Bruder Gerhard hat sich bestimmt schon gefreut, ein Geschwisterchen zu bekommen, aber ihr konntet beide keine „normale“ Kindheit erleben, wie es für uns in unseren Breiten üblich ist. Deine Eltern und dein Bruder mussten wohl bald den Davidstern tragen.
Während wir mit sechs Jahren eingeschult wurden und mit Schultüten den ersten Schultag erlebten, bekamst auch du wahrscheinlich auch den Judenstern an die Kleidung genäht.
Wir wissen nicht genau, ob du 1940 in die Schule gehen konntest. Deine Familie ist wahrscheinlich nach Prag übersiedelt bzw. wurde dorthin ausgewiesen, von wo aus ihr alle im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert wurdet. Wir durften in unserer Volksschulzeit nach der Schule nach Hause gehen und spielen. Laut unserer Quelle www.unet.univie.ac.at wurden v.a. JüdInnen aus Böhmen und Mähren, aus dem Deutschen Reich und Österreich, aber auch aus den Niederlanden und Dänemark nach Theresienstadt gebracht.
Nach acht Tagen hast du die Hauptfunktion von Theresienstadt mit deiner Familie bereits kennen gelernt. Denn Theresienstadt diente nicht nur zur Beschwichtigung des Auslands als „Vorzeige-KZ“, sondern v.a. der Zusammenfassung und der Weiterdeportation von Juden in die Vernichtungslager, bevorzugt nach Treblinka, Maly Trostinec oder Auschwitz.
Was in Auschwitz passiert ist, wissen wir alle, aber der Ort Maly Trostinec, wo ihr hingebracht wurdet, war im Geschichte-Unterricht nicht genannt worden. Für uns war es deshalb wichtig, auch darüber Näheres in Erfahrung zu bringen, und unter www.doew.at wurden wir mit Unfassbarem konfrontiert. Ab August 1942 wurden nämlich die Deportierten aus Theresienstadt über ein Stichgleis in den Zügen bis in die unmittelbare Nähe des Guts Maly Trostinec bei Minsk gebracht, wo sie entladen und ganz wenige zum Zwangsarbeitseinsatz selektiert wurden. Der Großteil der Deportierten wurde auf Lastkraftwagen zu den etwa 18 km entfernt liegenden Gruben gefahren, wo Schutzpolizisten und Angehörige der Waffen-SS (zwischen 80 und 100 Mann) die Erschießungen vornahmen. Ab Anfang Juni 1942 waren auch drei „Gaswagen“ eingesetzt.
Deine Eltern hatten bestimmt schon von diesen Vernichtungsanlagen gehört, wahrscheinlich haben sie dir davon nichts erzählt, um dich nicht zu ängstigen. Wie schrecklich muss für dich und alle anderen die Fahrt dort hin, die Selektion, der Abtransport zum Exekutionsplatz bzw. der Erstickungstod im Gaswagen gewesen sein .
Für uns ist es heute unverständlich, was dort in Maly Trostinec vor sich gegangen ist. Was haben sich die Männer dieser Erschießungskommandos gedacht, was haben sie gefühlt? So viel Menschenverachtung und Brutalität ist für uns Nachgeborene nicht fassbar. Wehrlose Männer, Frauen, aber auch Kinder wurden einfach aufgrund des Rassenwahns „niedergeknallt“. Zu welch unmenschlichen Taten sind Menschen überhaupt noch fähig?
Wenn wir an dein furchtbares Schicksal denken, dann müssen wir zugeben, welch schöne und unbeschwerte Jugendzeit wir doch erleben dürfen. Wir können uns frei bewegen, unsere Eltern ermöglichen uns den Besuch einer höheren Schule, finanzieren unser Leben, sie unterstützen uns praktisch in allen Lebensbereichen.
Niemand weiß, was nach dem Tod mit uns geschieht, aber wir wünschen uns, dass du mit deiner Familie Frieden gefunden hast.
Julia, Simone P., Srecko, Viktoria
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Brief an die Zukunft
Keiner weiß, wie die Zukunft aussehen wird, aber es werden trotzdem Tausende Prognosen für sie erstellt. Die Zukunft sind wir und unsere Kinder, wir haben die Zukunft in der Hand!
Wie schon Immanuel Kant gefordert hat, müssen wir selber denken, wir dürfen uns nicht von anderen Personen beeinflussen lassen, sondern müssen uns selbst eine Meinung bilden und zu dieser auch stehen. Es war sicher nicht einfach, sich in der NS-Zeit eine objektive Meinung zubilden, beeinflussend wirkten zensurierte Radiosender, Tageszeitungen und Nachrichten. Leute, die so genannte „Feindsender“ hörten, wurden bestraft. Heutzutage lernen wir bereits in der Schule, mit welchen Mitteln, aber auch Tricks die Massenmedien arbeiten.
In vielen Fällen war es damals schwer möglich, die eigene Meinung offen kundzutun, aus Angst vor einer Verhaftung, vor einem Abtransport in ein Konzentrationslager, aus dem es praktisch kein Entrinnen mehr gab. Trotzdem haben einige ihre Meinung vertreten und damit ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Sie hatten den Mut, sich zu wehren, und starben für ihre Überzeugung. Zivilcourage ist auch in unserer Zeit gefragt. Nur haben wir es in Österreich leichter, da jeder ungestraft seine persönliche Meinung und Kritik äußern darf, ohne dass er dafür verfolgt werden kann. Aber wie gerne schauen wir nicht weg, wenn z.B. irgendwo in der Nachbarschaft etwas passiert. Wir wollen möglichst keine Probleme bekommen und schon überhaupt nicht auffallen. Das könnte ja einem schaden!
Die Menschen von damals sahen am Anfang im Nationalsozialismus wohl nur die positiven Seiten , aber irgendwann holte sie die Wahrheit ins wirkliche Leben zurück. Wie oft haben sich Menschen nicht an Zeitgenossen geklammert, die ihnen vorgaukelten, ihnen helfen zu wollen? Sie haben alle ihre Versprechungen geglaubt und sind bedingungslos somit zu ihren Handlangern geworden! Leider hat sich in unserer Zeit auch wenig geändert. Was versprechen uns PolitikerInnen nicht alles vor den Wahlen, nach ihrem Sieg sieht es ganz anders aus.
Wir wünschen uns für die Zukunft, dass Menschen sich gegenseitig respektieren, in Frieden miteinander leben und auch andere in Frieden leben lassen. Unserer Meinung nach kann so etwas Schreckliches wie der Holocaust, aber auch die Verfolgung Andersdenkender nicht passieren, wenn Leute zusammenhalten und niemanden an die Macht kommen lassen, der gegen Menschenrechte verstößt. Wir sind alle gleich, und keiner ist besser. Deshalb hat keiner das Recht, über andere zu bestimmen und ihr Leben grundlos auszulöschen. Aber trotz all der Gräueltaten, die in der NS-Zeit passiert sind und die auch ausreichend dokumentiert sind, ereigneten sich leider in den 90-iger Jahren weitere grausame Aktionen nicht nur irgendwo in der Dritten Welt, sondern auch vor unserer Haustür. Man denke nur an die furchtbaren Vorfälle im ehemaligen Jugoslawien. Scheinbar haben die Beteiligten nichts aus der Geschichte gelernt.
Für die Zukunft haben wir nur einen Wunsch! Wir möchten, dass alle Menschen friedlich miteinander zusammenleben können und dass Hautfarbe, Volks-, Religionszugehörigkeit usw. keine Barrieren für uns darstellen. Falls sie das noch immer sein sollten, müssen wir sie endgültig überwinden!
Julia, Viktoria, Simone P., Srecko
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