Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Hans Turteltaub verfügbar:

geboren am 16.03.1932 in Innsbruck
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Dornbirn (1939)
Deportation von Fossoli nach Auschwitz am 26.06.1944
gestorben in Auschwitz am 30.06.1944
Die Recherche wurde von Sonja, GFS/Kramsach, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Auf Hinweis einer aufmerksamen Leserin wird die Informtation weitergegeben, dass Hans Turteltaubs Geburtsort nicht Innsbruck, sondern Dornbirn war.


Hans Turteltaub

Hans Turteltaub wurde am Mittwoch den 16.3.1932 in Innsbruck geboren. Seine Eltern hießen Edmund und Gertrude Turteltaub(geb. Popper), seine Großeltern hießen Wolf Meier Turteltaub und Amalie Turteltaub(geb. Wolfart).
Nach Hans Geburt zogen seine Eltern nach Dornbirn in die Lustenauerstraße 3 wo Edmund auch sein Textilgeschäft hatte. 1935 kam ihr zweiter Sohn Walter zur Welt.
Die Turteltaubs sind die einzige jüdische Familie in Dornbirn.
In den ersten Tagen des Anschlusses 1938 gab es Tumulte rund um das Haus in dem die Familie wohnte. Hans begann 1938 in der Knabenvolksschule Hatlerdorf sein erstes Schuljahr, durfte jedoch einige Zeit später diese nicht mehr besuchen. 1939 wird ihm die Kennkarte für Juden ausgestellt, wie seiner gesamten Familie auch. Am 7. März verlässt er mit seiner Familie Dornbirn und übersiedelt nach Wien um deren Flucht aus dem Dritten Reich vorzubereiten.
Hans Vater erhielt ein Visum für Bolivien und konnte Schiffskarten für die Überfahrt von Genua nach Uruguay besorgen. Im August 1939 fährt die Familie nach Italien.
Das rettende Schiff nach Uruguay hätte am 2. September 1939 von Genua ablegen sollen. Am Tag davor beginnt mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg.
Damit war für die Familienmitglieder die Chance, nach Südamerika zu kommen, verloren.
Am 6. September 1939 wurden ihre Pässe ungültig.
Hans und seine Familie mussten in Italien bleiben und lebten in Mailand -
am Corso Buenos Aires Nr. 45.
Edmund wurde verhaftet und Gertrud blieb mit Hans und Walter in Mailand zurück.
Im Dezember wurde die Familie in dem großen Internierungslager Ferramonti-Tarsia in Süditalien zusammen untergebracht.
Als im September 1943 britische Truppen das Lager Ferramonti-Tarsia befreiten, lebten sie schon seit zwei Jahren wieder in Mittelitalien, diesmal in Arcidosso in der Provinz Grossetto. Dort befanden sie sich in sogenannter 'freier Internierung', das heißt, sie durften weder arbeiten noch den Ort verlassen, bekamen dafür aber Wohn- und Kostgeld, mit dem sie sich selbst versorgen mussten.
Die schwere Erkrankung von Gertrud verschärfte die Situation noch weiter.
Nach dem Sturz Mussolinis marschierten deutsche Truppen in Italien ein.
Das Reichssicherheitshauptamt in Berlin übernahm sofort die Kontrolle über die bisher menschliche 'Judenpolitik' Italiens.
Hans und seine Familie wurden am 12. Dezember 1943 in Arcidosso verhaftet und zusammen mit 76 weiteren Juden in das zum Gefängnis umfunktionierte und von 20 Schwerbewaffneten bewachte Priesterseminar im abgelegenen Roccatederighi eingesperrt.
Angesichts der herannahenden alliierten Truppen fand die deutsche Besatzung noch Zeit, die in ihrer Hand befindlichen Juden nach Norden, in das Durchgangslager Fossoli, zu bringen. Die in Roccatederighi Festgehaltenen wurden in zwei Transporten im April und im Juni 1944 fortgebracht. Wenige Tage danach hätten sie die eintreffenden Alliierten befreit.
Am 26. Juni 1944 verließt ein 'Transport' das Lager Fossoli in dem sich Walter, Hans, Gertrude und Edmund Turteltaub befanden. Hans und sein Bruder wurden sofort in den Gaskammern ermordet. Deren Eltern wurden zur Zwangsarbeit im Lager angewiesen und starben noch im selben Jahr.
Hans starb am 30. Juni 1944 in einem Alter von 12 Jahren.
Erst 1996 konnte das Schicksal der seiner Familie geklärt werden. Bis dahin glaubte man in Dornbirn, die Flucht nach Uruguay sei 1939 noch geglückt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Hans!

Ich weiß nicht sehr viel aus deinem Leben, außer, dass du sehr früh dein Leben lassen musstest, dass dein Bruder mit dir gestorben ist, wo du überall gewesen bist, und dass du haarscharf an der Chance zu überleben vorbei geschlittert bist.
Ich schreibe dir diesen Brief, um dir zu zeigen, dass dein Schicksal und das vieler anderer nicht einfach nur so als Vergangenes vergessen wird.
Ich wüsste nur zu gerne, wie du dich gefühlt hast, als du deine Schule nicht mehr besuchen durftest, wie es war, als du mit deiner Familie weg von eurem Wohnhaus, weg aus dem Land musstest.
Ich hoffe, es geht dir jetzt, dort wo du bist, besser. Ich würde mein Leben nicht mit deinem tauschen wollen. Wer würde das auch? Deshalb hoffe ich mithelfen zu können, dass so etwas nicht noch einmal passieren wird.

Sonja

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

An die Zukunft!


Ich wünsche mir von der Zukunft, dass es weder Kriege, noch Streit, noch Gewalt auf dieser Welt gibt.
Ich wünsche mir, dass es keine Krankheiten, Unfälle und auch keine Katastrophen gibt.
Ich wünsche mir, dass es keine Rassenunterschiede und keine Klassenunterschiede mehr gibt.
Ich wünsche mir, dass es keine Umweltverschmutzung und keine Hungersnöte, Seuchen oder Schlimmeres gibt.
Ich wünsche mir, dass es keine Kälte in den Herzen der Menschen mehr gibt.
Ich wünsche mir, dass alle Menschen friedlich miteinander leben können, sich gegenseitig helfen und sich nichts Böses mehr gegenseitig antun.
Ich wünsche mir, dass jeder Mensch glücklich sein kann und niemand Hunger oder Not leiden muss.
Ich wünsche mir, dass diese Welt mit all ihren Menschen friedlich und lebenswert für uns, all unsere Kinder, Enkel, Urenkel, Ururenkel und allen Generationen der Menschheit wird.
Ich wünsche mir akzeptiert zu werden, wie ich bin, und ich wünsche mir auch für andere, dass sie akzeptiert werden.
Ich wünsche mir ein Leben miteinander und ein friedliches Leben für alle Lebewesen dieser Erde.

Sonja

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