Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Mella Arnold verfügbar:

geboren am 13.12.1913 in Graz, Stmk.
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 02.11.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Nadine, 17 Jahre, BG Rein, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Mella Arnold:

Sie wurde am 13.12.1913 in Graz geboren, wo sie dann als Kontoristin arbeitete.
Wurde von hier zum Umziehen nach Wien gezwungen. Ihre letzte Adresse lautete:
Wien 2, Tandelmarktgasse 5a
Am 2.11.1941 wurde sie mit dem 5. von Wien weggehenden Transport nach Litzmannstadt/Lodz deportiert, wo sie in das dortige Ghetto kam. Im Ghetto lebte sie unter der Adresse: Sulzfelderstrasse 49/11.
Der Zeitpunkt ihres Todes ist jedoch nicht genau bekannt, allerdings überlebte ihre Schwester den Krieg und beantragte später eine Todeserklärung.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

26.4.2003

Liebe Mella!

Das hättest du wohl nicht gedacht, dass sich eine 17-jährige Schülerin für deine Lebensgeschichte interessiert und versucht herauszufinden, wie du gelebt hast. Man könnte also fast sagen, dass du in kleiner Weise berühmt bist! Aber ich kann mir vorstellen, dass du lieber die unbedeutendste Person der Welt gewesen wärst und dafür diese schreckliche Zeit überlebt hättest!
Heute, in „meiner“ Welt, kann man es sich gar nicht mehr vorstellen, wie es für dich gewesen sein muss. Wir kennen hier in Österreich keine Unterdrückung mehr! Wir haben Glück gehabt – wir mussten nie solche Qualen über uns ergehen lassen! Doch keine falsche Hoffnung, viel schlauer ist die Menschheit nicht unbedingt geworden: heute setzt man nur andere Waffen ein. Aber eigentlich leben wir hier in Europa sehr ähnlich wie im Paradies, die käme es wahrscheinlich so vor.
Ich habe mich oft gefragt, wie du dich gefühlt hast, als du eingesperrt in irgendwelchen Viehwaggons versucht hast, das Beste aus der Situation zu machen. Ich würde mich beschissen fühlen, zwischen all den anderen Menschen eingeklemmt zu sein. Da siehst du es wieder: ich kann mir so eine Situation nicht mehr vorstellen! Ich sage, was ich denke, ohne dafür gefoltert zu werden. Ich kann mein Leben so gestalten, wie es mir gefällt (vorausgestzt ich verletzte damit keinen zweiten). Auch wenn ich eine Frau bin, kann ich jeden erdenklichen Beruf ergreifen und habe die selben Rechte wie ein Mann.
Wie muss das für dich, die du Jahre lang unterdrückt und schlussendlich ermordet wurdest, klingen?
Doch warum bist du nicht geflüchtet, als du noch die Möglichkeit hattest? Hoffest du gar noch auf ein Happy End? (Das ist auch so eine neue Erscheinung – alles übernehmen wir aus dem Englischen und „deutschen es ein“.) Oder hattest du nicht genug Geld, wolltest deine Familie nicht im Stich lassen? Ich kann mir vorstellen, dass du viele Nächte wach gelegen haben musst und darüber nachdachtest, ob du das Richtige tust. Vielleicht hast du es ja auch bereut, nicht ausgewandert zu sein...
Konntest du eigentlich noch positiv denken? Oder bist du verzweifelt? Im Ghetto hast du dich vielleicht noch recht sicher gefühlt, doch danach... Ich glaube, ich wäre oft verzweifelt oder jedenfalls nahe daran gewesen! Doch vielleicht war dir zum Schluss schon alles egal... warst vielleicht sogar froh, dass es vorbei ist.
Was muss einem durch den Kopf gehen, wenn man weiß, man stirbt jetzt jeden Moment? Ich hätte mich sicher gefragt, wie es weitergegangen wäre, wie mein Leben in 10 Jahren ausgesehen haben könnte.
Du würdest die Welt nicht wieder erkennen. Doch nicht alles ist positiv! Auch heute gibt es viel Leid in der Welt.
Wahrscheinlich wird die Menschheit wirklich nicht schlauer!

Deine Nadine

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

A letter to the stars

26.4.2003

Liebe Mella!

Das hättest du wohl nicht gedacht, dass sich eine 17-jährige Schülerin für deine Lebensgeschichte interessiert und versucht herauszufinden, wie du gelebt hast. Man könnte also fast sagen, dass du in kleiner Weise berühmt bist! Aber ich kann mir vorstellen, dass du lieber die unbedeutendste Person der Welt gewesen wärst und dafür diese schreckliche Zeit überlebt hättest!
Heute, in „meiner“ Welt, kann man es sich gar nicht mehr vorstellen, wie es für dich gewesen sein muss. Wir kennen hier in Österreich keine Unterdrückung mehr! Wir haben Glück gehabt – wir mussten nie solche Qualen über uns ergehen lassen! Doch keine falsche Hoffnung, viel schlauer ist die Menschheit nicht unbedingt geworden: heute setzt man nur andere Waffen ein. Aber eigentlich leben wir hier in Europa sehr ähnlich wie im Paradies, die käme es wahrscheinlich so vor.
Ich habe mich oft gefragt, wie du dich gefühlt hast, als du eingesperrt in irgendwelchen Viehwaggons versucht hast, das Beste aus der Situation zu machen. Ich würde mich beschissen fühlen, zwischen all den anderen Menschen eingeklemmt zu sein. Da siehst du es wieder: ich kann mir so eine Situation nicht mehr vorstellen! Ich sage, was ich denke, ohne dafür gefoltert zu werden. Ich kann mein Leben so gestalten, wie es mir gefällt (vorausgestzt ich verletzte damit keinen zweiten). Auch wenn ich eine Frau bin, kann ich jeden erdenklichen Beruf ergreifen und habe die selben Rechte wie ein Mann.
Wie muss das für dich, die du Jahre lang unterdrückt und schlussendlich ermordet wurdest, klingen?
Doch warum bist du nicht geflüchtet, als du noch die Möglichkeit hattest? Hoffest du gar noch auf ein Happy End? (Das ist auch so eine neue Erscheinung – alles übernehmen wir aus dem Englischen und „deutschen es ein“.) Oder hattest du nicht genug Geld, wolltest deine Familie nicht im Stich lassen? Ich kann mir vorstellen, dass du viele Nächte wach gelegen haben musst und darüber nachdachtest, ob du das Richtige tust. Vielleicht hast du es ja auch bereut, nicht ausgewandert zu sein...
Konntest du eigentlich noch positiv denken? Oder bist du verzweifelt? Im Ghetto hast du dich vielleicht noch recht sicher gefühlt, doch danach... Ich glaube, ich wäre oft verzweifelt oder jedenfalls nahe daran gewesen! Doch vielleicht war dir zum Schluss schon alles egal... warst vielleicht sogar froh, dass es vorbei ist.
Was muss einem durch den Kopf gehen, wenn man weiß, man stirbt jetzt jeden Moment? Ich hätte mich sicher gefragt, wie es weitergegangen wäre, wie mein Leben in 10 Jahren ausgesehen haben könnte.
Du würdest die Welt nicht wieder erkennen. Doch nicht alles ist positiv! Auch heute gibt es viel Leid in der Welt.
Wahrscheinlich wird die Menschheit wirklich nicht schlauer!

Deine Nadine

Bitte schicken Sie diesen Brief an das „Projektbüro ‚A Letter to the Stars‘, 1060 Wien, Mariahilferstraße 123/3/38“ Sie unterstützen damit die Weiterführung des Projekts!

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