Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Abraham Schneider verfügbar:

geboren am 18.06.1885 in Sambor
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Riga am 06.02.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von 4 C, 14 Jahre, BG St. Johann/Pg., übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Abraham Schneider wurde am 18. 06. 1885 in Sambor (damals österreichisch/ungarische Monarchie, heute Polen) geboren. Im 1. Weltkrieg kämpfte er von 1914 – 16 an der russischen Front und wurde dort verwundet. Später war er bis 1918 an der italienischen Front und geriet anschließend für ein Jahr in Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Rückkehr heiratete er Josefine Grünwald und lebte unter sehr schwierigen Bedingungen in Wien. Zwischen 1919 und 1938 musste die Familie zehnmal umziehen. Abraham Schneider war Vertreter einer kleinen Möbelfirma und verdiente sehr wenig. Nur durch die zusätzliche Arbeit von Frau Josefine Schneider, die in der Wäscheübernahmestelle „Zentrale Habsburg“ beschäftigt war und zu Hause Wäsche für weitere Kunden bügelte, konnte die Familie erhalten werden. Abraham und Josefine Schneider hatten drei Kinder: Max wurde 1921, Gertrude 1923 geboren, am 25. 03. 1936 kam Robert als Nachzügler zur Welt. Die jüdische Religion spielte in ihrer Familie eine geringe Rolle. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurden sowohl Abraham Schneider und Josefine Schneider entlassen, sie mussten in eine sehr kleine Wohnung übersiedeln und lebten zu fünft in zwei Räumen. Max und Gertrude Schneider gelang im Sommer 1939 die Flucht nach England. Im Herbst 1939 erhielt Frau Josefine Schneider eine Vorladung von der Gestapo und wurde eineinhalb Jahre eingesperrt. Die letzte Wohnadresse der Familie Schneider war Wien 2, Förstergasse 4/6.
Am 26. 02.1942 wurden Abraham, Robert und Josefine Schneider mit dem 16. Transport von Wien in das Ghetto Riga deportiert und im nahe gelegenen Wald erschossen.
Der Sohn Max und die Tochter Gertrude überlebten. Max Schneider beantragte 1954 und/oder 1957 die Todeserklärung für seine Eltern und seinen Bruder Robert (Wiener Stadt- und Landesarchiv unter 48 T 1459/54-5 und/oder 48 T 1458/57 und 48 T 1458/57-8).

Da Herr Max Schneider oft als Zeitzeuge an unsere Schule gekommen ist und seine Eltern von anderen SchülerInnen in Österreich nicht gewählt worden waren, hat unsere Geschichtelehrerin uns gebeten, uns mit dem Schicksal der Familie Abraham Schneider zu befassen. Die Informationen dazu erhielten wir von unserer Geschichtelehrerin, die mit Max Schneider Kontakt aufgenommen hat, und aus dem Internet.


Carina Lichtenberger, Vedrana Kenjic, Cornelia Schwab, Michela Vecchiato
Schülerinnen der 4 C Klasse, Gymnasium St. Johann/Pg.


Quellen:
Informationen von Max Schneider, Fontanastr. 10, 1100 Wien
www.doew.at/projekte/holocaust/shoa/riga.html
Informationen von "Historiker LLTS"

Der Brief an den/die Ermordete/n :

St. Johann/Pg., 24. April 2003


Lieber Herr Abraham Schneider!

Es hat mich sehr berührt, über Ihr Leben zu erfahren, weil ich selber im Krieg war.
Der Krieg ist das Schrecklichste auf dieser Welt. Zum Glück ist mir und meiner Familie nicht viel passiert. Sie dagegen waren zweimal im Krieg. Im Ersten Weltkrieg kämpften Sie an der russischen Front und in Italien, wurden verwundet und gerieten in Kriegsgefangenschaft. Im Zweiten Weltkrieg wurden Sie ein Opfer des nationalsozialistischen Vernichtungskrieges gegen die Juden. Sie, Ihre Frau und Ihr kleiner Sohn wurden nach Riga deportiert und dort ermordet.
Ich war erst ca. 3 Jahre alt und wurde von meiner Mutter in ein Flugzeug gesetzt, sie selbst hatte darin keinen Platz mehr. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, ob ich sie jemals wieder sehen würde, das war sehr schrecklich für mich. Ich wuchs bei meiner Tante auf, bis mich meine Mutter dort fand und zu sich nahm. Trotz des Krieges haben wir uns nicht aus den Augen verloren, ich wüsste nicht, was ich sonst gemacht hätte. Auch wenn ich heute vom Irak Krieg höre, ist es sehr grausam für mich und ich bin froh, dass ich das nicht miterleben muss. Ich würde alles dafür tun, dass es keinen Krieg mehr gibt. Unschuldige Menschen verlieren ihre Mitmenschen oder sogar ihr eigenes Leben, weil sie es für den Staat opfern.
Die Ehe von meinen Eltern scheiterte wegen des Krieges, weil sie getrennt worden sind. Ich habe mein Heimatland (Bosnien) verlassen müssen und lebe nun in Österreich. Auch wenn ich über den Krieg im Irak höre, ist es schrecklich für mich und ich glaube, es kann sich keiner in diese Lage hinein versetzen, der nicht an einem Krieg beteiligt war. Warum muss es überhaupt Kriege geben, fragen wir uns. Andere Mitschülerinnen waren nicht an einem Krieg beteiligt, sie stellen es sich zwar schrecklich vor, aber sie können sich nicht richtig in die Lage hinein versetzen, welche Ängste man dort ausstehen musste und was man mit ansehen muss. Natürlich denken wir uns nicht viel dabei, denn wir leben im Frieden und bei uns gibt es keinen Krieg. Die Menschen denken oft gar nicht über diese schrecklichen Situationen nach und das finden wir sehr schade. Die meisten finden Kriege grausam, aber sie merken nicht, wenn sie selbst einen beginnen. Kriege müssen nicht vom Staat aus gehen.
Leider müssen viele Menschen so ein Schicksal miterleben, es ist nicht ihre Schuld, sie fallen einfach in so einen Krieg hinein, ohne dass sie es wollen.
Doch man kann sich sein Schicksal leider nicht aussuchen...

Vedrana Kenjic
4. C Gymnasium St. Johann/Pg.



Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

St. Johann/Pg., 5. Mai 2003
HALLO ZUKUNFT!
HOFFNUNG, das ist das Einzige, was mir noch bleibt!
Hoffen ist das Einzige, was ich tue, wenn ich an die Zukunft denke!
Hoffen auf ein schöneres Leben ohne Kriege, ohne Hass, ohne Schmerz!
Zu tief im Herzen liegt der Schmerz der Vergangenheit!
Das Einzige, was noch bleibt, ist die Erinnerung an die schreckliche Zeit während des grausamen Krieges!
Zu groß ist die Angst, diesen Schmerz noch einmal zu verspüren!
Wenn es noch irgendetwas gibt, was ich noch hab, dann ist das die Hoffnung auf eine
schöne Zukunft voller Liebe, Freude, Glück und Gesundheit!

Von Vedrana Kenjic
4.C Gymnasium St.Johann/Pg.

Zurück zur Übersicht