Folgende Informationen sind von
Fritz Halber verfügbar:
geboren am |
26.10.1918 in |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Wien nach Maly Trostinec am 05.10.1942 |
gestorben |
in Maly Trostinec am 09.10.1942
|
Die Recherche wurde von
Carina,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Ich finde, dass für mich das Recherchieren über Fritz Halber sehr leicht gefallen ist, da sehr viele Informationen verfügbar waren.
Halber Fritz kam mit dem 44. Transport unter der Nummer 36 nach Maly Trostinec. Sein Bruder Walter (13.5.1916) kam aus dem Arbeitslager Eisenerz und war im gleichen Transport unter der Nummer 35. Im April 1942 kam der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich persönlich nach Minsk und teilte dem örtlichen Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) Strauch mit, dass die Ende November 1941 abgebrochenen Judentransporte aus dem Westen nach Minsk wiederaufgenommen werden und dass nunmehr auch diese Juden sofort nach der Ankunft zu töten seien. Am 6. Mai 1942 verließ ein Deportationstransport mit mehr als 990 jüdischen Männern, Frauen und Kindern den Wiener Aspangbahnhof mit dem Zielort Minsk. Insgesamt trafen im Zeitraum zwischen Mai und Oktober 1942 16 Züge mit mehr als 15.000 Menschen aus Wien, Königsberg, Theresienstadt und Köln in Minsk ein. Um die möglichst "kurzfristige und reibungslose" Vernichtung dieser Menschen gewährleisten zu können, hatte die Dienststelle des KdS Minsk umfangreiche organisatorische Vorbereitungen getroffen. Als Exekutionsstätte wurde ein Kiefernwäldchen in einigen Kilometern Entfernung vom Gut Maly Trostinec, einer ehemaligen Kolchose, die im April 1942 von der Dienststelle des KdS in eigener Bewirtschaftung übernommen worden war, ausgewählt. Dieses Gut wiederum lag ca. 15 km südöstlich von Minsk. Durch einen engen Kontakt mit der zuständigen Haupteisenbahndirektion Mitte in Minsk, bei der der KdS einen eigenen Verbindungsmann unterhielt, wurde sichergestellt, dass die Dienststelle des KdS rechtzeitig vor Eintreffen der Transporte über die exakte Ankunftszeit informiert wurde. Als erste Maßnahme wurden dann ausreichend große Gruben ausgehoben, die Größe der Gruben reichte bis zu drei Meter Tiefe und 50 Meter Länge. Der Ablauf der Exekutionen folgte einem gleichbleibenden Schema, wobei in der Regel einschließlich der Schutzpolizisten und Waffen-SS-Angehörigen 80 bis 100 Mann zum Einsatz kamen. Nach der Ankunft der Züge auf dem Güterbahnhof in Minsk, die meist zwischen 4.00 und 7.00 Uhr früh erfolgte, sorgte eine Gruppe der Dienststelle für die Ausladung der neu eingetroffenen Menschen und ihres des KdS Gepäcks. Daraufhin wurden die Ankömmlinge zu einem nahe gelegenen Sammelplatz getrieben, wo eine andere Gruppe der Dienststelle des KdS damit befaßt war, den Juden alle Geld- und Wertsachen abzunehmen.
Auf diesem Sammelplatz wurden schließlich auch von Dienststellenangehörigen jene wenigen Personen - pro Transport zwischen 20 und 50 - selektiert, die zum Zwangsarbeitseinsatz auf dem Gut Maly Trostinec geeignet schienen. Von einer am Rande des Sammelplatzes gelegenen Beladestelle wurden die Deportierten schließlich auf Lastkraftwagen zu den etwa 18 km entfernt liegenden Gruben gefahren.
Diese Vorgangsweise blieb für die ersten acht Transporte unverändert. Ab August 1942 wurden die Züge über ein Stichgleis bis in die unmittelbare Nähe des Gutes geleitet, wo nunmehr Entladung und Selektion stattfanden. Die Deportierten der ersten Transporte wurden an den Gruben erschossen. Dazu waren an den einzelnen Gruben bis zu 20 Schützen, die im Laufe der Erschießungen wiederholt mit den Leuten des Absperrkommandos wechselten, eingesetzt. Etwa ab Anfang Juni 1942 wurden auch "Gaswagen"
eingesetzt, von denen die Dienststelle des KdS über drei Stück verfügte.Im Falle des Einsatzes der "Gaswagen" wurden die Opfer bereits am Beladeplatz, also auf dem Gel=E4nde des Güterbahnhofs in Minsk bzw. später neben dem Stichgleis in Maly Trostinec, in die Wagen gepfercht und zu den Gruben gebracht. Erst dort wurden dann die Abgasschleuche angeschlossen und das Gas in das Innere der Wagen geleitet. Bedingt durch technische Probleme und häufige Defekte, aber auch wegen der erforderlichen arbeitsaufwendigen Reinigung nach jedem Mordeinsatz wurden die "Gaswagen" nicht ständig eingesetzt, und es kam auch bei späteren Transporten wieder zu Massenerschießungen. |
Der Brief an den/die Ermordete/n :
Weyer, am 10. März 2003
Lieber Fritz!
Ich besuche die 2.HLWa in Weyer und bin 16. Jahre alt. Zur Zeit nehmen
wir mit unserem Deutschprofessor an einem Projekt namens "Letter to the
Stars" teil, bei dem viele Schüler aus ganz Österreich beteiligt sind.
Hier recherchieren wir über Personen, die
wie du, grausam und kaltherzig ums Leben gebracht wurden. Am 5. Mai
treffen sich alle Teilnehmer in Wien, um ihre selbstverfaßten Briefe an
Luftballons zu hängen und sie in den endlosen Himmel steigen zu lassen.
Aber ich verstehe nicht, warum wir eure vielleicht intimsten Geheimnisse
wissen dürfen und sie dann auch noch veröffentlichen zu lassen.
Erst kürzlich habe ich nähere Informationen über dich und deinen Bruder
Walter er-halten und mir so ein Bild über eure grausamen Erlebnisse
gemacht. Mein Verstand sagt mir, dass ihr nichts verbotenes getan habt
und nur aus Lust und Laune eines bzw. mehreren in Anführungszeichen
"verrückten" Menschen für ihre Sünden büßen sollt.
Vielleicht hattest du eine Frau oder Kinder, die Tag für Tag sehnsüchtig
gewartet und gehofft haben, dass ihr geliebter Vater und Ehemann doch
noch gesund und lebendig heimkehren würde.
Aber das sollte wohl nicht so sein.
Manchmal ist der Weg des Schicksals sehr ungerecht. Ich hab erfahren,
dass du in
Steyr gewohnt hast. Eine wirklich schöne Stadt, voll mit historisch
wertvollen Gebäuden und vielen Sehenswürdigkeiten.
Vielleicht hast du mitbekommen, dass wir im August dieses Sommers ein
katastrophales Hochwasser hatten und fast ganz Österreich betroffen war.
Deine Heimatstadt Steyr wurde sehr schwer getroffen. Hunderte Menschen
verloren ihr Hab und Gut.
Aber das alles kann man nicht mit den Geschehnissen des 2. Weltkrieges
vergleichen. Leider weiß ich nicht, was ich noch schreiben soll, doch ich
glaube, dass das was ich bis jetzt geschrieben habe den Ansprüchen der
Projektleiter entspricht.
Ich hoffe, dass so etwas Schreckliches nie wieder geschehen wird.
Mit freundlichen Grüßen
Carina Reichenpfader
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Weyer, am 17 März 2003
Brief an die Zukunft!
Nun sollen wir auch noch einen Brief an die Zukunft schreiben, es
ist aber nicht so leicht etwas über die Zukunft zu schreiben, wenn man
noch nicht so viel erlebt hat.
Bald wird der amerikanische Präsident Georg Bush eine Krieg
gegen Saddam Hussein (Irak) starten und mir sind die wahren Hintergründe
eigentlich völlig unbekannt, doch bin ich sehr empört und wütend darüber.
Wie kann so ein Mensch das Leben so vieler unschuldigen Menschen aufs Spiel setzen.
Was können arme hilfslose Kinder dafür, wenn Bush nur auf einen einzigen Menschen
wütend ist? Ein Krieg ist so etwas Sinnloses und Grausames.
Jeden Tag hört man nun neue Details über den Stand im Irak und
die Lage spitzt sich immer mehr zu.
Wenn man sich vorstellt, wie Tag für Tag neue Familien ihre
Wohnungen verlieren und vielleicht sogar Teile ihrer Lieben unnötig ums Leben
kommen.
Keiner weiß genau, was uns die Zukunft bringen wird.
Ich hoffe trotzdem auf ein baldiges Ende des Krieges und auf
ewigen Frieden.
Carina |
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