Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Friedrich Schwarz verfügbar:

geboren am 25.10.1884 in Gmünd, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Gmünd, NÖ
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 02.06.1942
gestorben in Maly Trostinec- Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Nina Maria, 15 Jahre, HLW Zwettl, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Das RAD-Lager

Im Laufe des Jahres 1938 erbaute der Reichsarbeitsdienst ein Lager für 200 Mann auf dem Gelände der heutigen Dr.-Karl-Renner-Siedlung und der Birkenwiese.
Die Frage des Eigentums an diesen Baracken beschäftigte den Gemeinderat in der ersten Nachkriegszeit mehrmals, herrschte doch in Gmünd größte Wohnungsnot und sollten die Baracken zur Linderung beitragen.
Die Grundstücke des RAD-Lagers standen im Eigentum der Wohnbaugenossenschaft Groß-Wien (heute EBG), waren von dieser dem Deutschen Reich nur verpachtet worden und sollten nach Beendigung des Pachtverhältnisses an sie mit allen eingetretenen Veränderungen zurückfallen. Ohne die Räumung der Baracken zu fordern, beanspruchte die EBG nun ihr Eigentum, was der Gemeinderat in der Sitzung am 27. August 1945 zurückwies.
Die Baracken wurden kurzerhand in die Verwaltung der Gemeinde übernommen und, weil sie sich großteils in einem schwer beschädigten Zustand befanden, notdürftig instandgesetzt (Türen, Fensterflügel, Dach, elektrische Beleuchtung) und so provisorisch bewohnbar gemacht. Aus dem RAD-Lager in Spital bei Weitra wurden 5 Baracken gekauft, dort abgetragen und in Gmünd wieder aufgestellt.
Aber auch die russische Besatzungsmacht beanspruchte die Baracken, denn auf Grund des Befehles Nr. 17 des Obersten Befehlshabers der Sowjetarmee waren diese Objekte kurz und bündig als ehemaliges deutsches Eigentum zu russischem Besitz erklärt worden.
So musste der Gemeinderat am 29. November 1947 rückwirkend mit 1. Mai mit der USIA (Verwaltung für Sowjeteigentum in Österreich mit dem Sitz in Wien) einen Pachtvertrag abschließen und die monatliche Miete von 800 S nachzahlen.
71 Mieter wohnten damals in den RAD-Baracken. Da die Gemeinde nur einen Mietzins von 20 Groschen pro m2 Wohnfläche verlangte, kam dieser Pacht etwa nur zur Hälfte (S 423,50 im Monat) herein, er wurde also aus Gemeindemitteln subventioniert.
Es zeigt von unternehmerischer Fähigkeit, dass ausgerechnet die USIA diesen Zins an den Dollar-Kurs gebunden hat und im Oktober 1953 eine Zinserhöhung 1 zu 26 verlangte, was aber vom Gemeinderat nicht akzeptiert wurde.
Nach Abzug der russischen Besatzungsmacht wurden die Lager-Baracken in die Verwaltung der Finanzlandesdirektion übernommen, die sie Stück für Stück verkaufte. Die Gemeinde erwarb damals die Waschbaracke und die Abortbaracke, um sie den noch Wohnenden zur Verfügung zu stellen. Mit der Fertigstellung zahlreicher Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen und der privaten Wohnbauinitiative konnten die Baracken in den späten 50er-Jahren geschleift werden.
Angemerkt sei, dass es in Gmünd aus der Zeit des Ersten Weltkrieges weitere Baracken gab, etwa die Luxus-Baracken in der Conrathstraße, die Expedanz-Baracken der EBG in der Stiftergasse, die Arbeitsamtsbaracken (sie wurden von der Gemeinde mit 1. November 1948 in die Verwaltung der Bezirkshauptmannschaft Gmünd abgegeben, die letzte Baracke wurde 1960 geschleift), die Waldbaracken (ihre Reste bestanden bis 1971) und vereinzelte Lager-Baracken, von denen es noch heute welche gibt



Nina Schreiber




Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):


Letter to the stars


Lieber Friedrich Schwarz!

Du wurdest am 25.10.1884 in Gmünd, NÖ geboren. Die letzte bekannte Wohnadresse war Wien 2, Rotenkreuzgasse 11.

Du wurdest am 02.06.1942 von Wien nach Maly Trostinec deportiert.
Der Todesort ist ebenfalls Maly Trostinec, der Todestag ist jedoch unbekannt.

Maly Trostinek:
Nachdem die erste Phase der Deportationen aus dem "Reich" und dem "Protektorat" nach Minsk im November 1941 ihren Abschluss gefunden hatte, trafen zwischen Mai und Oktober 1942 insgesamt 16 Züge mit mehr als 15.000 Menschen aus Wien, Königsberg,Theresienstadt und Köln in Minsk ein. Entsprechend einer Anordnung des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD Reinhard Heydrich wurden die Deportationsopfer sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Als Exekutionsstätte wurde ein Kiefernwäldchen in einigen Kilometern Entfernung vom Gut Maly Trostinec, einer ehemaligen Kolchose, ausgewählt.

Die Deportierten der ersten Transporte wurden an den Gruben erschossen. Etwa ab Anfang Juni 1942 wurden auch drei "Gaswagen" eingesetzt.

Von den insgesamt etwa 9.000 nach Maly Trostinec deportierten österreichischen Juden sind 17 Überlebende bekannt.

Das RAD-Lager in Gmünd:
Im Laufe des Jahres 1938 erbaute der Reichsarbeitsdienst ein Lager für 200 Mann auf dem Gelände der heutigen Dr.-Karl-Renner-Siedlung und der Birkenwiese. Die Grundstücke des RAD-Lagers standen im Eigentum der Wohnbaugenossenschaft Groß-Wien (heute EBG), waren von dieser dem Deutschen Reich nur verpachtet worden und sollten nach Beendigung des Pachtverhältnisses an sie mit allen eingetretenen Veränderungen zurückfallen. Aus dem RAD-Lager in Spital bei Weitra wurden 5 Baracken gekauft, dort abgetragen und in Gmünd wieder aufgestellt.
Angemerkt sei, dass es in Gmünd aus der Zeit des Ersten Weltkrieges weitere Baracken gab, etwa die Luxus-Baracken in der Conrathstraße, die Expedanz-Baracken der EBG in der Stiftergasse, die Arbeitsamtsbaracken (sie wurden von der Gemeinde mit 1. November 1948 in die Verwaltung der Bezirkshauptmannschaft Gmünd abgegeben, die letzte Baracke wurde 1960 geschleift), die Waldbaracken (ihre Reste bestanden bis 1971) und vereinzelte Lager-Baracken, von denen es noch heute welche gibt.


Leider sind dies alle Informationen, sie ich herausfinden konnte. Persönliche Daten konnten mir nicht vermittelt werden, doch ich habe an dich gedacht und Recherchen durchgeführt.
Diese ganze Sache hat mich sehr bewegt und ich hoffe, dass in Zukunft noch weitere Projekte dieser Art stattfinden werden!

In ewiger Erinnerung an Friedrich Schwarz

Hochachtungsvoll



NINA SCHREIBER

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