Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Katharina Schönmann verfügbar:

geboren am 12.10.1862 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Innsbruck, Tirol
Deportation von München nach Theresienstadt am 12.06.1942
gestorben in Theresienstadt am 25.11.1942
Die Recherche wurde von Michaela, 18 Jahre, BHAK Innsbruck, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Recherche zu Katharina Schönmann


Frau Katharina Schönmann, geborene Preuß, kam am 12. 10. 1862 in Bratislava zur Welt. Ihre Eltern hießen David Preuß, die Mutter Julie Preuß, geb. Kohn (=Cohn) zuständig nach Preßburg.
Am 27. 12. 1985 heiratete sie Adolf Chaim Schönmann, der am 19. 07. 1862 in Kolbuzow (Galizien) = Kulbuszowa (Polen) geboren worden war, in Innsbruck. Sein Vater war Israel Schönmann, die Mutter Ester Regina Schönmann, geb. Baum.

Aus der Ehe von Katharina und Adolf Schönmann, der als Handelsmann und Graveur tätig war, gingen vier Kinder hervor – Alexander, Regina Esther, Maria Ida und Isidor.
Als Adresse wird in Innsbruck die Innstraße 27 angegeben. So um 1887 dürfte die Familie weggezogen sein.
Laut vorliegender Quellen im Stadtarchiv in München kam die Familie Schönmann von Landshut am 01. 12. 1938 nach München. Dort wohnten sie zunächst in der Paul-Heyse-Str. 26/II, seit dem 22. 05.1939 in der Kaulbachstraße 65 und seit dem 16. 03. 1942 im Barackenlager Knorrstraße 148.
Ihr Sohn Isidor Schönmann und ihre Tochter Maria Sass geb. Schönmann lebten nach 1945 in den USA. Die zweite Tochter Regina Fett geb. Schönmann starb am 27.03.1956 in Brüssel.
Sohn Alexander wurde mit Ehefrau und zwei Kindern von München nach Litauen deportiert und dort am 25. 11. 1941 in Kaunas ermordet.

Katharina Schönmann starb am 25. 11. 1942 (16.Kislev 5703), ihr Gatte Adolf Schönmann war bereits am 06.07.1942 (21.Tammuz 5702) in Theresienstadt umgekommen.

Unter KK-Do 3857 findet sich im Stadtarchiv in München ein Porträtfoto von Katharina, unter KK-Do 3853 eines ihres Gatten.

Quelle:
Angaben des Projektteams „Letter to the stars“
Stadtarchiv München, Winzererstr. 68, D-80797 München
Biographische Datenbank zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Tirol und Vorarlberg bis 1946 am Institut für Zeitgeschichte

Leider war es uns zunächst nicht möglich, weitere Informationen zu finden. Wir suchten bei den diversen Suchmaschinen (Altavista, Google und Yahoo), leider ohne Erfolg.
Wir fragten auch bei jüdischen Museen bzw. Kultusgemeinden nach.
http://www.jm-hohenems.at/ E-Mail: office@jm-hohenems.at
http://www.ikg-salzburg.at E-Mail: office@ikg-salzburg.at
Leider konnte man uns nicht weiterhelfen.

Wir lasen auch fremdsprachige Seiten nach, fanden aber keinen Anhaltspunkt über das Leben von Katharina Schönmann. Wir konnten auch keine Verwandten ausfindig machen, um Information zu erhalten.
Alle Recherchen in Innsbruck auf dem Stadtarchiv, beim Meldeamt, im Tiroler Landesarchiv und in der Sekundärliteratur blieben ergebnislos. Wir nahmen sogar zu Familien mit dem Nachnamen Schönmann, die heute noch in Tirol bzw. in München leben, telefonisch Kontakt auf, aber niemand kennt eine Katharina Schönmann im eigenen Stammbaum. Eine Dame meinte, dass Schönmann ein deutscher Name sei, weshalb wir auch nach Schönemann Katharina suchten, damit aber leider auch keinen Erfolg hatten.

Schlussendlich bekamen wir aber die entscheidenden Hinweise vom Stadtarchiv in München und dem Institut für Zeitgeschichte in Innsbruck, wohin wir von der Kultusgemeinde Innsbruck vermittelt worden waren.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Sehr geehrte Frau Katharina Schönmann!

Wir haben uns im Rahmen eines Schulprojektes mit Ihrem Leben, Ihrer Person und Ihrem Schicksal auseinander gesetzt. Wir können wohl kaum nachvollziehen, welche schlimmen Erfahrungen Sie in der NS-Zeit machen mussten. Besonders beängstigend fanden wir, dass wir nichts Näheres über Sie bzw. Ihre Familie in Erfahrung bringen konnten. Wir befürchteten schon, dass es den Nationalsozialisten tatsächlich gelungen ist, das Leben eines Menschen einfach aus der Erinnerung für die Nachwelt zu löschen.
Wenn wir heutzutage einen geliebten Menschen durch Krankheit oder durch einen Unfall verlieren, dann bestatten wir ihn würdig, wir können jederzeit sein Grab besuchen, und er lebt doch in unserer Erinnerung weiter. Wir erzählen von ihm, und somit ist er uns immer wieder für kurze Augenblicke sehr nahe. Wir wissen nicht, woran Sie, Frau Schönmann gestorben sind, ob Sie überhaupt bestattet worden sind. Für Ihre Nachkommen wird es schwer sein, mit diesen Unsicherheiten fertig zu werden.
Für Historiker bleibt viel zu tun, denn in den Archiven lagern z.B. noch Tausende Meldekarten, die geordnet und aufgearbeitet werden müssen. Vielleicht können auch noch Zeitzeugen ausfindig gemacht werden, die bereit sind, über ihre Erfahrungen und Erlebnisse von damals zu erzählen. Es ist wichtig, dass diese dunkle Zeit des Nationalsozialismus anhand von Einzelschicksalen historisch aufgearbeitet wird. Die Opfer dürfen nicht anonym bleiben, sie müssen ihren Namen zurückbekommen. Wir müssen wissen, wo sie gelebt haben, was sie in ihrem Leben gemacht haben. Das sind wir ihnen schuldig!

Martina, Michaela, Milica und Simone F.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Brief an die Zukunft
Keiner kann wissen, was die Zukunft bringt, und trotzdem wird gesagt, wir seien die Zukunft. Unsere Eltern prägen uns durch ihre Erziehung, und unsere Umwelt formt uns. Aber davon abgesehen, verfügen wir über einen eigenen Willen, und wir können uns unsere eigene Meinung bilden.
Die Ungleichheit der Menschen beginnt schon bei der Geburt. Es kommt darauf an, wo man das erste Licht der Welt erblickt. Und nicht nur das, sondern auch der Umstand, in welche Gesellschaftsschicht man das Glück oder Pech hatte , hineingeboren zu werden, spielt eine große Rolle. In China zum Beispiel dürfen die Familien nur ein Kind haben. Ist es ein Junge, sind Ehre und Vermögen der Familie gesichert. Handelt es sich bei dem Neugeborenen um ein Mädchen, bedeutet es für viele, sich um die „Entsorgung“ dieser Last zu kümmern.
Mit einem Blick auf die Vergangenheit sollten wir die Zukunft gestalten. Es wird immer Personen geben, die uns positiv und negativ beeinflussen werden. Positiv auf uns kann eine Freundschaft, die Schule oder auch einfach nur das Älterwerden wirken. Doch auch die kleinsten Sachen können uns vom richtigen Weg abbringen. Was sich sicher auch heute noch sehr negativ auf uns auswirkt, ist der Tod, sind schlechte Noten oder Stress in der Familie. Aber wir werden hoffentlich erkennen, was davon gefährlich ist und welchen Gefahren wir uns entgegenstellen sollten.
Im Allgemeinen sollten wir, wenn wir Ungerechtigkeit sehen oder erfahren, nach unseren Prinzipien handeln. Der Beitrag des Einzelnen mag klein erscheinen, aber auch ein einfaches „Nein“ kann schon viel ausrichten, vor allem wenn es akzeptiert werden kann. Das „Nein“ einer Frau ist in manchen Fällen auch heute noch genau so viel wert, wie es vor 40 Jahren war. Es wird übergangen.
Im 18. Jahrhundert ist bereits der Toleranzgedanke und die Erkenntnis über die Gleichwertigkeit und Gleichheit der Menschen aufgetaucht. Leider waren dies nur kurze Geistesblitze der Gesellschaft, die aber nie wirklich umgesetzt werden konnten, da die Machtgier und die Trennung der Menschen durch den Nationalismus dieser Idee im Weg standen.
Auch heute noch trennen wir nicht nur nach Rassen, sondern auch nach Geschlecht. Alter und Gesinnung spielen bei uns eine große Rolle. Welch unglückselige Auswirkungen hatte dieser Wahn , die Reinheit der arischen Rasse anzustreben. Wie viele Opfer müssen wir deshalb nicht beklagen.
Es gibt viel, was gewahrt werden muss. Wir denken dabei z.B. an das Kulturerbe, an Naturjuwele und auch die Umwelt, aber ganz sicher nicht an die Reinhaltung der Rasse. Wir sollten uns die Aussage von Martin Luther King zu Herzen nehmen, dass alle Menschen gleich sind und es für immer bleiben werden.
Mit dem Ziel, eine friedliche Welt zu gestalten, sollte die Menschheit alles daran setzen, die Machtgier mancher Menschen zu stoppen und dafür mehr Verständnis für andere zu entwickeln, wenn wir schon nicht mit unserer Vergangenheit zurechtkommen. Vor allem sollten wir aus diesem gigantischen Fehler lernen und ihn nicht wieder zum Aufleben bringen.
Weder unsere Generation noch die nächste oder übernächste wird es bewerkstelligen, ein dauerhaftes Utopia einer friedlichen Welt zu schaffen. Doch wir können heute und jeden Tag den Weg zu diesem großen Ziel ebnen und aus allem zu lernen versuchen.
Martina, Michaela, Milica, Simone F.

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