Folgende Informationen sind von
Alois Weil verfügbar:
geboren am |
07.12.1878 in |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt - |
gestorben |
in Dachau am 19.08.1938
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Die Recherche wurde von
Daniela+Antoina, 17 Jahre, BG Gallusstraße Bregenz,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Alois (Louis) Weil
Alois Weil wurde am 7. Dezember 1878 als ehelicher Sohn von Jakob Weil und Rachel Dreyfuss in hohenems geboren. Er hatte zwei Geschwister, Julius und Henriette (Hulda) Weil, Alois Weil trat in die Fußstapfen seines Vaters, der Kaufmann und Kultusbeamter gewesen war, und wurde ebenfalls Kaufmann. Am 23. Juni 1938 wurde er von Hohenems, wo er den Unterlagen des Jüdischen Museums zufolge sein Leben lang gelebt hat, in das Konzentratioslager Dachau deportiert. Dort verstarb er am 19. August 1938 im Alter von 60 Jahren als Opfer des nationalsozialistischen Regimes.
Über sein Leben gibt es außer den oben genannten Daten kaum einen Anhaltspunkt, auch sein Stammbaum ist lückenhaft.
Es existieren zwar Fotos von seinen Eltern Jakob Weil und Rachel Dreyfuss und seinem Bruder Julius Weil, doch von ihm selbst sind keinerlei Bilder erhalten geblieben.
Biographie: Jakob Weil
Jakob Weil wurde am 24.9.1853 in Hohenems geboren. Seine Mutter war Hermine (Mina) Weil ( geb.1814), der Name seines Vaters ist nicht bekannt. Wie seine Ahnen bekennt auch er sich zum Judentum.
1878 heiratete er Rachel Dreyfuss. Dieser Ehe entsprangen eine Tochter - Henriette/Hulda und drei Söhne - Louis, Julius und Henry/Harry. Die Familie Weil wohnte in der Sulzerstraße 2 in Hohenems. Jakob Weil übte in seinem langen Leben viele verschiedene Tätigkeiten aus. Ab 1878 war er Schneider und Metzger und arbeitete nebenbei als Synagogendiener. 1886 begann er als Gemeindediener und Schächter in der Kultusgemeinde und übernahm ab 1899 auch die Stelle als Kantor in der Synagoge. Im Jahre 1900 eröffnete Jakob Weil eine Spielwarenhandlung. Dort vertrieb er nicht nur Spielzeug, sondern auch Kleidung und später Lebensmittel, wie Kaffee, Tabak und Süßwaren. Im Hohenemser Gemeindeblatt erschien sogar Werbung für seine Produkte. Er war Mitglied im Emser Kapselschützenverein, wo er die Stelle Rechnungsrevisor inne hatte. Nachweislich fungierte er als Auslandskorrespondent und Geschäftsstellenleiter in Österreich für das "Israelitische Wochenblatt für die Schweiz". In dieser Zeitung erschien 1926 ein Artikel, in dem er für seine 40-jährige Amtstätgkeit als Gemeindediener der Kultusgemeinde geehrt wurde. Auffallend dabei war, dass bei dieser "Gemeindefeier" sowohl alle Schichten der Bevölkerung ohne Unterschied des Bekenntnisses als auch der Bürgermeister, der Pfarrer der Kirchgemeinde und sogar Graf Waldburg-Zeil persönlich teilnahmen und gratulierten. Bei diesem Fest waren auch hochrangige jüdische Vertreter der Kultusgemeinde und des Landes anwesend.
Am 1.1.1934 starb Jakob Weil im Alter von 80 Jahren in Hohenems, vermutlich an den Folgen einer Prostatahypertrophie (Vergrößerung der Prostata).
Quellen:
Aron Tänzer: Genealogie u. kurze Beschreibung der Tätigkeiten J. Weils
Datenblatt aus Datenbank für Tirol und Vorarlberg
Abschrift einer Liste: J. Weil als Rechnungsrevisor des Kapselschützenvereins zw. 1893-1898
Oral History: Erzählung von Frau Waibel
siehe auch JM Hohenems, Raum 6, 2 Inserate von 1900 für das Spielwarengeschäft
Israelitische Wochenblatt für die Schweiz (1926) Impressum
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Der Brief an den/die Ermordete/n :
Sehr geehrter Herr Alois Weil! Bregenz, am 24. April 2003
Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht. Wie auch? Ich bin über ein ganzes Jahrhundert jünger als Sie.
Ja, ich schreibe an einen Toten und ja, ich weiß, dass Sie dieen Brief niemals lesen werden.
Und dennoch will ich wenigstens den Versuch wagen, einen Brief an jemanden zu adressieren, der mich in diesem LEben niemals treffen wird.
Heute ist ein herrlicher Tag. Es ist bereits früher Abend und noch immer hell. Es ist einer der ersten warmen Frühlingstage in diesem Jahr und ich sir´tze auf einem Balkon, blicke auf gerade erblühende Bäume, Wiesen und Blumen und denke an Sie.
Ich denke über Sie nach.
Vor mir liegt Ihr LEbenslauf, doch was darin enthalten ist, zeichnet noch lange kein Bild von Ihnen. Er spiegelt weder Ihr Leben noch Ihre Persönlichkeit wider. Nicht einmal ein Foto konnte ich von Ihnen bekommen.
Sie sehen, ich bin also gerade recht ratlso und kann Sie mir nur als Menschen vorstellen, dem ich selbst ein Gesicht gegeben habe.
Eines weiß ich allerdings mit Sicherheit:
Nur aus einem Grund sind Sie viel zu früh und für einen Menschen auf grausamste Weise gestorben: Sie waren Jude.
Ich fragte mich, wie das, was Ihnen und den Menschen, die dasselbe Glaubensbekenntnis hatten wie Sie, angetan wurde, jemals wieder gutzumachen ist.
Seit dem Ende des Krieges, dessen Anbahnung Sie noch erleben mussten und durch dessen Führer Sie getötet wurden, sind 58 Jahre vergangen.
Heute muss in unserem Land, Österreich, niemand mehr Angst haben,wegen seiner Religion verfolgt oder sogar getötet zu werden.
In anderen Ländern allerdings schon und das macht mir Angst.
Doch dann sehe ich Menschen, die den Mut haben, auf die Straße zu gehen und zu zeigen, was es ihnen bedeutet "Mensch" zu sein und was es ihnen bedeutet, dass auch allen Menschen, egal welcher Herkunft, Abstammung, Religion, Hautfarbe, Rasse und Geschlecht, eine Chance auf Menschlichkeit geben wird.
Wir haben Sie nciht vergessen. |
Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
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