Folgende Informationen sind von
Max Drill verfügbar:
geboren am |
24.08.1906 in Gaubitsch, NÖ |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Wien nach Theresienstadt am 09.10.1942 |
gestorben |
in Theresienstadt am 05.02.1943
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Die Recherche wurde von
Reinhard, 17 Jahre, BG Rein,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Der Brief an den/die Ermordete/n :
Lieber Maximilian.
Ich weiß nicht viel von dir und deinem zu kurzen Leben. Ich kannte weder dich, noch deine Familie, ja nicht einmal von deinem Geburtsort habe ich jemals etwas zuvor gehört oder gelesen. Ich kann mir vorstellen, wie der Tagesablauf eines Kaufmannes in den 20er und 30er Jahren ausgesehen hat, von dir als Person habe ich jedoch keine Vorstellung, auch nicht von deiner Frau Anna, da ich noch nie ein Bild von euch gesehen habe.
Erahnen kann ich, wie groß deine Angst gewesen sein mußte, als deine Frau Anna, deine Eltern Flora und Jakob und mit dem Großtransport nach Theresienstadt deportiert wurdet, fühlen kann ich deine Angst nicht. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn in diesen Situationen, zusammengepfercht auf engstem Raum in einem dunklen, schmutzigen, stickigen Viehwaggon? Deine Gefühle bestanden vielleicht nicht nur aus tiefer Angst, sondern auch aus Wut, Trauer, Haß. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn, wenn er tote, leblose, abgemagerte, geschändete Körper in Konzentrationslagern ertragen muß? Ich kann es nicht erahnen und kann es mir nicht vorstellen. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn, wenn er in eine Gaskammer gesperrt wird, was denkt er kurz vor seinem Tod? Vielleicht konntest du nicht, warst du nicht mehr in der Lage zu denken, voller Schmerzen und großer Angst, ich weiß es nicht. Doch vielleicht dachtest du an deine Frau, deine Mutter, deinen Vater. Vielleicht hast du ihnen sogar verziehen, jenen, die Juden, Roma, Sinti, Zigeuner, Homosexuelle, körperbehinderte Menschen haßten, weil ihnen ihr Führer sagte, sie seien schuld am Unheil der „deutschen Rasse“. Ich könnte ihnen niemals verzeihen, ob du es konntest, weiß ich nicht. Vielleicht warst du reifer als ich es bin.
Ich weiß, du würdest enttäuscht sein von der Welt, wie du sie heute vorfinden würdest. Krieg ist aktueller denn je, Haß, Rassismus, Antisemitismus sind traurige Realität. Du könntest Menschen, die bereit sind in den Krieg zu ziehen, davon abhalten. Du könntest Menschen, die Haß gegen Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder Religion verspüren, besänftigen. Wüßten sie doch nur was dir widerfahren wäre. Wieso sich diese Welt nicht im Geringsten verändert hat, weiß ich nicht, du könntest sie ändern, doch hattest du nie die Gelegenheit dafür.
Der fünfundvierzigste Zug Richtung Theresienstadt war der letzte. Der Augenblick hat deinem Leben ein Ende gesetzt, deine Religion hat deinem Leben ein Ende gesetzt. Warst du immer glücklich darüber, Jude zu sein? Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass du es warst.
Einzig deine Mutter erlebte die Befreiung durch die Aliierten, konnte all das Leid spüren und sehen, welches der Krieg ausrichtete. Der Augenblick hat ihr Leben gerettet. Welche Gefühle hatte sie, als sie befreit wurde, Gefühle der Freude und der Trauer?
Wo immer du jetzt auch sein magst, wie immer auch dein Leben vor deinem grausamen, leidvollem Schicksal verlief, deine Frau dachte vor ihrer Ermordung an dich, deine Mutter dachte bei der Befreiung an dich. Ich weiß es. Und hier und jetzt gelten meine Gedanken dir.
Reinhard Lechner, 7.b
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
A letter to the stars
Lieber Maximilian.
Ich weiß nicht viel von dir und deinem zu kurzen Leben. Ich kannte weder dich, noch deine Familie, ja nicht einmal von deinem Geburtsort habe ich jemals etwas zuvor gehört oder gelesen. Ich kann mir vorstellen, wie der Tagesablauf eines Kaufmannes in den 20er und 30er Jahren ausgesehen hat, von dir als Person habe ich jedoch keine Vorstellung, auch nicht von deiner Frau Anna, da ich noch nie ein Bild von euch gesehen habe.
Erahnen kann ich, wie groß deine Angst gewesen sein mußte, als deine Frau Anna, deine Eltern Flora und Jakob und mit dem Großtransport nach Theresienstadt deportiert wurdet, fühlen kann ich deine Angst nicht. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn in diesen Situationen, zusammengepfercht auf engstem Raum in einem dunklen, schmutzigen, stickigen Viehwaggon? Deine Gefühle bestanden vielleicht nicht nur aus tiefer Angst, sondern auch aus Wut, Trauer, Haß. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn, wenn er tote, leblose, abgemagerte, geschändete Körper in Konzentrationslagern ertragen muß? Ich kann es nicht erahnen und kann es mir nicht vorstellen. Was denkt sich ein Mensch, welche Gefühle überkommen ihn, wenn er in eine Gaskammer gesperrt wird, was denkt er kurz vor seinem Tod? Vielleicht konntest du nicht, warst du nicht mehr in der Lage zu denken, voller Schmerzen und großer Angst, ich weiß es nicht. Doch vielleicht dachtest du an deine Frau, deine Mutter, deinen Vater. Vielleicht hast du ihnen sogar verziehen, jenen, die Juden, Roma, Sinti, Zigeuner, Homosexuelle, körperbehinderte Menschen haßten, weil ihnen ihr Führer sagte, sie seien schuld am Unheil der „deutschen Rasse“. Ich könnte ihnen niemals verzeihen, ob du es konntest, weiß ich nicht. Vielleicht warst du reifer als ich es bin.
Ich weiß, du würdest enttäuscht sein von der Welt, wie du sie heute vorfinden würdest. Krieg ist aktueller denn je, Haß, Rassismus, Antisemitismus sind traurige Realität. Du könntest Menschen, die bereit sind in den Krieg zu ziehen, davon abhalten. Du könntest Menschen, die Haß gegen Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder Religion verspüren, besänftigen. Wüßten sie doch nur was dir widerfahren wäre. Wieso sich diese Welt nicht im Geringsten verändert hat, weiß ich nicht, du könntest sie ändern, doch hattest du nie die Gelegenheit dafür.
Der fünfundvierzigste Zug Richtung Theresienstadt war der letzte. Der Augenblick hat deinem Leben ein Ende gesetzt, deine Religion hat deinem Leben ein Ende gesetzt. Warst du immer glücklich darüber, Jude zu sein? Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass du es warst.
Einzig deine Mutter erlebte die Befreiung durch die Aliierten, konnte all das Leid spüren und sehen, welches der Krieg ausrichtete. Der Augenblick hat ihr Leben gerettet. Welche Gefühle hatte sie, als sie befreit wurde, Gefühle der Freude und der Trauer?
Wo immer du jetzt auch sein magst, wie immer auch dein Leben vor deinem grausamen, leidvollem Schicksal verlief, deine Frau dachte vor ihrer Ermordung an dich, deine Mutter dachte bei der Befreiung an dich. Ich weiß es. Und hier und jetzt gelten meine Gedanken dir.
Reinhard Lechner, 7.b
Bitte schicken Sie diesen Brief an das „Projektbüro ‚A Letter to the Stars‘, 1060 Wien, Mariahilferstraße 123/3/38“ Sie unterstützen damit die Weiterführung des Projekts! |
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