Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Helene Delacher verfügbar:

geboren am 25.08.1904 in Burgfrieden/Lienz
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Berlin Plötzensee am 12.11.1943
Die Recherche wurde von , übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Helene Delacher wird am 25. August. 1904 in Burgfrieden/Lienz als Bauerntochter geboren.
1936 lernt sie den Südtiroler Alois Hochrainer kennen, mit dem sie dann in Innsbruck
zusammen lebt. Die Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas seit 1938 bringt Helene und Alois zusammen mit 10 weiteren Zeugen Jehovas aus Innsbruck 1940 für acht Monate ins
Gefängnis.

Nach ihrer Freilassung arbeitet Helene Delacher als Aufräumerin in Innsbruck, und ihr
Verlobter muss nach Südtirol zurückkehren. Dorthin schmuggelt sie dann regelmäßig die
Schriften der Glaubensgemeinschaft, die verboten sind und als wehrkraftzersetzend gelten.
Als man sie am 14. Juni 1943 mit Schriften auf der sogenannten St. Weinberalm in nächster Nähe der österreichisch-italienischen Grenze aufgreift, ist ihr Urteil besiegelt. Am 4. Oktober wird sie wegen Wehrkraftzersetzung in Verbindung mit dem Versuch landesverräterischer
Lügenhetze vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tod verurteilt. Folgende Begründung findet man im Todesurteil: "Der Angeklagten kam die Rolle eines Kuriers zu, der dazu beitragen sollte, diese Flugschriften nach Italien zu verbringen. ... Sie hat bewusst dazu beigetragen, dass der Inhalt in dem verbündeten Italien verbreitet und dass auch dort öffentlich der Wehrwille zersetzt wird. ... Sie hat es auf sich genommen, durch die Verbreitung des Inhalts das Ansehen des deutschen Volkes im Ausland schwer zu schädigen, ... Nach ihren Antworten war sie sich stets bewusst, worum es ging. Sie hat sich auch klar und folgerichtig über die grundsätzlichen Lehren der I.B.V. (Internationale Bibelforscher Vereinigung) und
den Schlussfolgerungen daraus ausgelassen und hierbei auch auf die Frage, ob sie bereit sei,
in einer Munitionsfabrik zu arbeiten, ohne Zögern erklärt, dies abzulehnen, weil es mit ihrem
Glauben im Widerspruch stünde. Von der Todesstrafe könnte allerdings Abstand
genommen werden, rzu hat aber der Senat nicht nur wegen der besonderen
Gefährlichkeit der Tat
, sondern auch aus subjektiven Gründen Anlass nicht gefunden. Die
Angeklagte war sich, wie sie zugestanden hat, der Strafbarkeit der Tat bewusst. Wegen ihrer
Zugehörigkeit zu der I.B.V., mit der sie sich wieder eingelassen hat, ist sie bereits vorbestraft.
Über die Vorgänge und die Folgen war sie sich klar. Der Treuebruch und die möglichen
schweren Folgen zwingen daher, sie zum Tode zu verurteilen." (DÖW 4128)

Am Tag ihrer Hinrichtung in Berlin-Plötzensee, am 12. November 1943, schreibt sie den
letzten Brief an ihren Verlobten.


Mein liebster Luis!

Endlich komme ich dazu, dir ein paar Zeilen (zu schreiben) und hoffe und wünsche
dich mit diesem Brief in bester Gesundheit anzutreffen. Mein liebster Luis, aber
leider keine gute Botschaft. Mein liebster Luis, muss dir leider mitteilen, daß heute
abend um 5 Uhr das Urteil vollstreckt wird. Aber erschreck nicht mein Liebster. Ich
werde (durch) meinen Glauben überwinden. Es hat halt so sein wollen, das (es) so
kommt. Ist halt doch besser dem Herrn treu bleiben. Also mein liebster Luis, bleib
mir treu für Gottes Königreich, der Herr wird dir schon auch die Kraft und Stärke
geben. Also die Sachen von mir gehören dir, aber behalt alles noch ein Jahr, gelt.
Also jetzt muss ich lei glei mein Schreiben schliessen. Mit vielen herzlichsten
Grüssen und Küssen von Deiner dich liebenden Lene; die Stunde kommt jetzt, der
Herr mit dir mein Luis, bleibe brav dem Herrn, ich werde recht bald kommen.


Quellen: DÖW 4128, Anklage- und Urteilsschrift

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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