Folgende Informationen sind von
Ida Steinbach verfügbar:
geboren am |
15.12.1898 in Sambor |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Polen nach unbekanntes Lager- Deportationsdatum unbekannt - |
gestorben |
- Todesdatum unbekannt -
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Die Recherche wurde von
Alexandra, 17 Jahre, GRG11 Geringergasse 2,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Kaum die Materialien für Letter to the Stars erhalten, habe ich damit begonnen mich ein bisschen darauf vorzubereiten. Ich habe im Internet nach Informationen über Konzentrationslager gesucht, ich habe Bücher durchgeblättert um zumindest einmal eine Basis aufzubauen. Tage später war ich bei meinem Uropa, der selbst im Krieg für Österreich gekämpft hat, und auch monatelang in Kriegsgefangenschaft bei den Russen war. Mit ihm habe ich mich zum ersten Mal richtig über die damaligen Geschehnisse unterhalten. Es ist ein Wahnsinn was die Menschen damals durchmachen mussten. Dennoch habe ich auch dieses Gespräch versucht in meinen Brief einzubauen. Und jetzt in den letzten Tage habe ich begonnen meine gesammelten Notizen endlich zu einem gesamten Text zu verarbeiten. Ich hab sogar bei dem Sohn von meinem Opfer angerufen, doch wie sich leider herausstellte ist dieser vor 6 Wochen gestorben. Es ist schade, denn ich hätte mich gerne mit diesem Menschen unterhalten, um ein wenig mehr über seine Mutter, mein Opfer zu erfahren. Aber andere haben gar keine Nachfahren zur Verfügung, und das von Anfang an. Also wozu beklagen. Ich sollte lieber froh sein, dass ich die Möglichkeit hatte überhaupt bei diesem Projekt mit zu arbeiten. Trotzdem es interessant war alles auszuarbeiten, sich auf die Spuren der Vergangenheit zu begeben macht einen ganz schön traurig. |
Der Brief an den/die Ermordete/n :
Liebe Ida,
Ich möchte meinen Brief zuerst einmal damit beginnen mich und das Projekt vorzustellen. Ich heiße Lexi, bin 17 Jahre alt und komme aus Wien. Eine Gruppe von Leuten hat das Projekt „Letter to the stars“ in die Welt gesetzt und damit Schülern und Schülerinnen aus ganz Österreich die Möglichkeit gegeben sich mit Opfern des Holocaust und deren Vergangenheit auseinander zusetzen. Als einer meiner Klassenkameraden vorgeschlagen hat bei diesem Projekt mitzuarbeiten waren sofort alle begeistert, und haben hektisch auf weitere Informationen unseres Lehrers gewartet. Schließlich bekamen wir ein paar Namen vorgegeben, und wir hatten freie Wahl bei der Entscheidung, welches Opfer wir nehmen. An Auswahl gab es ja genug, immerhin wurden Informationen von ca. 65.000 Opfern ins Internet gestellt. Einige wählten die Opfer nach Geburtsdatum aus, andere wiederum entschieden sich für Namen, die viele Informationen boten. In genau einer Woche werden sich alle Teilnehmer des Projektes auf dem Wiener Heldenplatz versammeln. Vorgesehen sind Ansprachen vom Bundespräsident, von verschiedenen Prominenten und eine Show mit vielen Stars. Aber warum gerade der 5. Mai? Der 5. Mai ist einerseits der Tag an dem wir gegen Gewalt, Rassismus und an die Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Außerdem ist es der Tag an dem das Konzentrationslager Mauthausen befreit wurde. Bei diesen Anlässen wollen wir euch allen zeigen das wir über dieses Thema nicht einfach nur hinweg sehen, sondern dass wir versuchen alle zusammen zu halten. Alle sollen sehen, dass wir eine Nation sind sowohl damals als auch heute. Um an diesem Tag auch etwas symbolisches zu hinterlassen, werden wir alle unsere Briefe an weißen Luftballons befestigen und sie gleichzeitig aufsteigen lassen. Wir hoffen damit ein Zeichen zu setzen, dass sich so etwas schreckliches wie damals nicht wiederholen darf. Ich habe mich den anderen angeschlossen und mich für dich entschieden weil du auch am 15.Dezember geboren wurdest, genau wie mein Freund. Laut meinen erhaltenen Informationen wurdest du in Sambor, in Polen geboren. Dein Mädchenname war Löwenthal. Leider machten mir die besagten Informationen nicht möglich, herauszufinden aus welchem Grund du nach Wien gekommen bist. Aber da dein letzter Familienname Steinbach war, nehme ich an, dass du einen Wiener geheiratet hast und dich mit ihm in Simmering angesiedelt hast. Ich wohne auch in Simmering. Um einen besseren Eindruck zu bekommen, bin ich zu deiner letzten bekannten Wohnadresse gefahren. Das ist gleich in der Nähe von der Gottschalkgasse. Dort sind einige meiner jetzigen Schulfreunde in die Schule gegangen. Ich denke sogar, dass einige meiner Verwandten auch dieses Gymnasium besuchten. Immer wenn ich jetzt dort vorbei gehe oder fahre, denke ich daran wie es früher wohl gewesen ist. Habt ihr gut gelebt, bis zu jenem schrecklichen Tag an dem ihr flüchten musstet? Du bist doch nach dem Einmarsch der Nazis nach Polen gegangen, mit der Hoffnung auf Sicherheit, doch auch dort sollte es nicht besser sein. 1941 wurdest du aufgegriffen und in das Zwangsarbeitslager Janowska bei Lemberg (Lwow) deportiert. Wie musst du dich damals gefühlt haben...losgerissen von deiner Familie, in einem Lager das hauptsächlich durch Schmerzen und Leid bestand. Ihr habt 1943 einen Aufstand gemacht. Das war am 19. November. Ich weiß nicht ob du auch dabei warst. Leider gibt es nirgendwo Aufzeichnungen über den weiteren Verlauf deines Leidensweges, den aber nicht nur du, sondern auch tausende andere zu unrecht gefangengenommene Personen durchstehen mussten. Wie mag es dem Rest deiner Famile erganmgen sein? Das einzige bekannte Detail deiner kurzen Biographie, ist, dass dein Sohn Kurt überlebt hat. Er war einer der wenigen Glücklichen die dem Schrecken des Holocaust entkommen konnten. Dein Sohn hat 1961 für dich eine Todeserklärung beantragt. Jene findet man im Stadt- und Landesarchiv (Signatur 48 T 16/61). Heute Nachmittag bin ich dort gewesen und wollte sie mir ansehen. Doch leider dauert das eine gewisse Zeit, und es wird sich nicht mehr ganz ausgehen, bis zum nächsten Montag. Aber auch wenn ich genauere Details hier jetzt nicht aufliste, werde ich trotzdem warten um sie zu sehen. Diese Todeserklärung wurde auch im Amtsblatt der Wiener Zeitung am 15. Februar. 1961 kundgemacht. Weiters ungeklärt bleibt aber wie genau du gestorben bist. Es macht einen richtig traurig zu wissen, dass man nicht einmal die genaueren Umstände erfahren wird/kann.
Aber ich weiß im Moment nicht genau was ich fühle...ist es Wut??? Wut gegenüber den Leuten die für diese schrecklichen Massaker verantwortlich sind? Ist es Trauer und Mitleid gegenüber den vielen Opfern des Nationalsozialismus und deren Angehörigen die vielleicht gar keine Chance hatten ihre Vorfahren kennen zulernen? Oder ist es mehr die Angst das so etwas wieder passieren könnte? Doch ich werde den Brief jetzt beenden, bevor ich von einem falschen Gefühl überkommen werde und meinen Hass gegen Hitlers grausames Regime in diesem Text ausdrücke. Denn das will ich hier nicht hineinschreiben. Es wäre Fehl am Platz.
Wo immer du auch sein magst, ich weiß, dass du jetzt ein besseres Leben hast. Ein Leben das du verdient hast, wie all die anderen, die ihr Leben unsinnig lassen mussten.
Lexi
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Wünsche...Vorstellungen...Ängste....Hoffnungen...das sind alles Worte die ich mit dem Begriff Zukunft verbinde. Es sind nicht nur die üblichen Fragen wie zum Beispiel, „Was werde ich in 10 Jahren machen? Wie werde ich aussehen? Werde ich eine eigene Familie haben?“ Es wirft sich auch die Frage auf, was wird auf der ganzen Welt passieren. Werden wir alle endlich in Frieden leben oder nicht? Im Moment, es tut mir leid wenn ich meine Hoffnung jetzt gerade begrabe, wenn ich die aktuellen Bilder vom Krieg sehe, würde ich mir höchstwahrscheinlich die Antwort selbst geben. NEIN! Es soll nicht heißen, dass ich meine Hoffnung ganz aufgegeben habe, nein im Gegenteil, ich versuche sogar weiterhin daran zu glauben, doch die jetzigen Situationen helfen uns nicht gerade dabei weiter zu hoffen. Kaum hat man für irgendetwas Hoffnung wird sie auch schon wieder zerstört. Und jetzt im Zusammenhang mit Frieden wird es leider immer Menschen geben die versuchen friedlich zu leben, und welche die alles dagegen tun. Aber es gibt auch welche denen es egal ist. Gerade das ist keine gute Einstellung. Sich einfach immer und überall raushalten. Hiermit hätten wir gerade meine momentane „Hoffnung“ für die Zukunft geklärt. Bleibt also nur noch Angst, Vorstellung und Wünsche. „Vorstellung“ erklärt sich eigentlich gleichzeitig mit Hoffnung. Meine Vorstellung für die Zukunft...wir werden so weiter leben wie bisher. Bis auf einige unwichtige Dinge werden wir nichts ändern. Ein paar Jahre später werden sich die ersten ernsthaften Schäden der, in Mitleidenschaft gezogenen, Natur bemerkbar machen. Gefolgt vom nächsten amerikanischen Angriff auf ein Land. Ein Land das nichts dafür kann, dass sein Oberhaupt mit dem Wohl seines Staates spielt. Ein Land in dem die Menschen friedlich leben, und von den kurupten Machenschaften seines Präsidenten keine Ahnung hat. Einerseits werden wir uns vielleicht auch positiv weiterentwickeln. Zum Beispiel in der Technik und in der Medizin. Doch das bedeutet auch eine Weiterentwicklung in der Waffenrüstung. Ich will gar nicht daran denken was wir noch für Waffen erfinden und was wir damit zerstören werden. Damit sind wir schon mitten im Begriff „Angst“ angelangt. Ja ich habe Angst. Angst vor meiner Zukunft, vor der Zukunft aller. Angst vor den Möglichkeiten die noch offen stehen, die Möglichkeiten die sich uns noch bieten. Ich habe Angst vor Krankheiten, die eine Massenepidemie auslösen können. Ich habe Angst vor der Zahl der Arbeitslosen die sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch erhöhen wird. Ja ich habe auch, wie oben schon gesagt, Angst vor Krieg. Ich weiß, dass man gegen Krankheiten und Arbeitslosigkeit nicht sooo viel ausrichten kann. Doch man ist nicht machtlos. Und schon gar nicht in der Kriegsführung. Um einen Krieg zu verhindern, findet sich immer ein Weg. Doch die Politiker wollen diese Wege nicht immer finden. Davor habe ich Angst, und wenn ich ehrlich sein soll...nicht gerade wenig. Wie man sieht erklären sich alle Begriffe aus den vorhergehenden. So auch meine „Wünsche“. Ich will keine komplett in Frieden lebende Menschheit. An diesen Wunsch brauche ich nicht zu denken weil er sowieso nie in Erfüllung geht. Man kann Menschen einfach nicht dazu zwingen sich mit einander zu vertragen, obwohl es schön wäre. Aber ich wünsche mir, dass wir Konflikte nicht immer auf die einfache Art lösen und einfach Krieg führen. Ich wünsche mir, dass wir alles versuchen um dieser Art der Lösung aus dem Weg zu gehen. Ich wünsche mir, dass keine unschuldigen Zivilisten mehr ihr Leben lassen müssen. Ich wünsche mir, dass sich Politiker Mühe geben und sich Zeit lassen um gerechte Lösungen zu finden, und dann den richtigen Weg einschlagen. Ich wünsche mir einfach, dass wir unseren Kindern ein gutes Leben ermöglichen können, ohne das sie in mitten von Hass, Gewalt und Zorn aufwachsen. Um diese Wünsche zu erfüllen, müssen wir aber zuerst bei uns selbst anfangen,...und das am Besten so schnell wie möglich.
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