Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Dorothea Fränkel verfügbar:

geboren am 10.07.1938 in Linz, OÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Prag nach Theresienstadt am 06.03.1943
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Katrin, 14 Jahre, HS Ottensheim, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Dorothea ist am 10.7.1938 in Linz geboren.
Sie wohnte mit ihren Eltern Martha und Emil Fränkel in der Rudolfstr.28.

Wir haben von der Jüdischen Kultusgemeinde Linz den Namen einer Verwandten der Familie Fränkel bekommen und werden diese Frau am 26. 3. besuchen. Sie wird uns alles, was sie über die Familie weiß erzählen. Darauf freuen wir uns sehr.
Am 25. März sprachen wir mit Frau Herta Jungwirth, deren Mutter, Irma Sara Pöschl, eine Cousine von Martha Fränkel war. Frau Jungwirth kannte die Familie, weil sie des öfteren bei ihnen auf Besuch war und mit Ilse, die im gleichen Alter war, spielte.
Die Familie Fränkel wohnte in einem eigenen Haus. Sie war reich, hatte ein Dienstmädchen, ein Auto, einen Chauffeur. Frau Jungwirth erinnert sich vor allem an den schönen großen Garten der Familie, an die schönen Möbel und an die Süßigkeiten, die die Familie immer hatte. Denn Herr Fränkel betrieb eine Spirituosenfabrik und ein Süßwarengeschäft.
Kurz vor ihrer Vertreibung wurde die kleine Dorothea im Diakonissen Krankenhaus geboren.
Dorothea war erst drei Monate alt, da floh die Familie nur mit Handgepäck nach Prag. Herr Fränkel wollte seine Familie in Sicherheit bringen. Nur mehr eine Karte erreicht die Familie Jungwirth aus Prag, dann hört man nichts mehr von ihnen.
Von Dorothea existiert kein Bild. Sie ist 4,5 Jahre alt, als die Familie nach Theresienstadt deportiert wird ( am 6.3.1943), und 5,5 Jahre, als sie mit dem Transport ES nach Auschwitz gebracht wird am 19.10.1944). Dort ist sie nie mehr herausgekommen.
Karte aus Theresienstadt, geschrieben von ihrer Mutter am 27.7.1943: "Dorly war einen Monat schwer krank und ist sehr zart"

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Dorly!

Eigentlich hießest du Dorothea, aber Dorly war wohl dein Kosename. Leider gibt es von dir kein Foto. wohl aber von deiner Mutter Martha, von deinem Vater Emil und deiner Schwester Ilse. Denn du musstest gleich nachdem dich deine Mutter geboren hatte, das war am 10.7.1938, mit deiner Familie vor Hitler fliehen.
Deine Eltern waren wohlhabend, dein Vater betrieb eine Spirituosenfabrik und einen Süßwarenladen in Linz. Deine Mutter arbeitete in seinem Geschäft mit. Deine Schwester war ein hübsches, liebes Mädchen - lebhaft und lachte viel! Du selbst konntest nie in dem schönen Haus mit Garten leben, nie schöne Kleider tragen, denn ihr musstet schnell, nur mit dem Handgepäck das Land verlassen. Wahrscheinlich verbrachtet ihr die nächsten Jahre in Theresienstadt, einem Ghetto für Juden. Dort herrschte Angst, Hunger und Not. Deine Mutter schickt noch eine Nachricht von dort, die Karte stammt vom 25.7.1942: "Dorly war 4 Monate schwer krank und ist sehr zart." Vielleicht wärst du nicht so krank und "zart" gewesen, hättet ihr in Linz bleiben können!
Welch schwere Zeit muss es für euch alle gewesen sein? Am 19.10.1944, du bist gerade 6 Jahre alt, seid ihr alle auf dem Transport ES nach Auschwitz, diesem berüchtigten Lager, in dem so viele Menschen umgebracht wurden! Wir wissen deinen Todestag nicht genau, aber keiner von euch ist jemals wieder zurückgekommen!

Ich hoffe, liebe Dorly, dass du nicht viel leiden musstest, dass du auch in Auschwitz bei deiner Mutter und deiner Schwester sein konntest. Seit ich deinen Namen gelesen und besonders, als ich eure Fotos sah, denke ich oft an dich. Ich hoffe, dort wo du jetzt bist, geht es dir besser, als in deinem Leben auf dieser für dich schrecklichen Welt!
Und ich hoffe, so etwas Schreckliches wie damals wird es nie wieder geben!

Deine Katrin Franzen

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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