Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Theodor Krisshaber verfügbar:

geboren am 18.07.1884 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Buchenwald am 09.11.1939
Die Recherche wurde von Ruth, 16 Jahre, GRG F 26, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Onkel Theo! Frühling 2003


Erinnerst du dich an deinen Neffen Jancsi, den jüngeren Sohn von Oli und Izsó? Jancsi hat 1944 seine Freundin Gabi geheiratet. 1946 haben sie eine Tochter, Maria, und 1947 einen Sohn, Gábor, bekommen. Und ich bin die Tochter von Maria, die Enkelin von Jancsi und Gabi.

Wir nehmen mit der Schule an dem Projekt„A letter to the stars“ teil. Dabei recherchieren Kinder und Jugendliche etwas über die Lebensgeschichte österreichischer Holocaust – Opfer und schreiben ihnen Briefe. Ich habe dich in der Liste der Opfer gefunden und schreibe jetzt diesen Brief gemeinsam mit meiner Freundin Andrea.

Wir wissen nicht sehr viel über dich, aber mein Großvater (dein Neffe) hat uns erzählt an was er sich noch erinnert. Wir wissen, dass du am 18.Juli 1884 in Wien geboren bist, dein Vater aus Kúla in der Bácska kam, deine Familie in der Ferdinandstraße 20 gewohnt hat und du in der Czerningasse in die Volksschule gegangen bist, dass du zwei Brüder und drei Schwestern (darunter meine Urgroßmutter) hattest und deine Familie nicht sehr religiös war. Jancsi hat uns auch erzählt, dass du, als du erwachsen warst, mit Seidentüchern, Schals und Krawatten gehandelt hast und dass du orthodox geworden bist. Er hat uns erzählt dass deine Frau Lola Christin war und wegen dir zum Judentum konvertiert ist. Das bewundern wir sehr, weil der Übertritt sicher keine leichte Entscheidung ist und der Übertritt zum Judentum erst recht nicht. Ihr wart sicher sehr verliebt. Jancsi meint, dass du eine einflussreiche Persönlichkeit gewesen sein musst, weil die Nazis dich mit dem ersten Transport nach Mauthausen deportiert haben. Wenn die Aufzeichnungen der Nazis stimmen, bist du am 9. November 1939 in Buchenwald gestorben.

Ich werde dir jetzt einfach erzählen, was nach deinem Tod auf der Welt noch passiert ist. Dass 1939 der Krieg ausgebrochen ist, hast du vielleicht gewusst (ich weiß nicht wie viel ihr im Konzentrationslager mitgekriegt habt). Dieser Krieg, der heute als 2. Weltkrieg bezeichnet wird, hat bis 1945 gedauert. Am Ende wurden die Nazis von den sogenannten Alliierten (den Amerikanern, Engländern, Franzosen und Russen) besiegt und Hitler beging Selbstmord. Insgesamt wurden über sechs Millionen Juden, darunter 65.000 österreichische, von den Nazis ermordet.
Nach dem Krieg wurde Österreich zehn Jahre lang von den Alliierten besetzt. Seitdem ist auch viel passiert, aber es wäre zu viel um dir das alles zu erzählen.



Auch in unserer Familie ist noch einiges passiert (ich weiß nicht was du davon noch miterlebt hast):
Deine Schwester Elsa hat einen gewissen Karl Schweinburger geheiratet und zwei Söhne, Ernst und Paul, bekommen. Diese beiden sind vor Hitler nach Südamerika geflüchtet und mit Carlos, dem Sohn von Ernst, hat meine Mutter jetzt wieder Kontakt.
Ida hat Ignaz Schwarz geheiratet und ist mit ihm nach Ungarn gezogen.
Die Söhne von Oli und Izsó hast du ja noch gekannt und wie es mit Jancsi weitergegangen ist habe ich dir ja schon erzählt.
Meine Mutter weiß nicht sicher was mit Robert und Armin geschehen ist, sie glaubt aber dass die beiden schon vor dem Krieg gestorben sind. Stimmt das?
Lola ist angeblich später wieder zum Christentum konvertiert, mein Großvater ist sich da aber nicht sicher. Als meine Mutter 1959 von Ungarn nach Österreich gekommen ist, war Lola wegen einem Schlaganfall gelähmt, meine Mutter weiß aber nicht wann dieser Schlaganfall war. Ein altes Ehepaar, das während dem Krieg in der Wohnung in der Ferdinandstraße gelebt hat, hat sich dann um sie gekümmert. Lola ist in den 70er Jahren gestorben.
Das ist alles was ich weiß.

Ich hätte dich sehr gerne noch kennengelernt, weil du sicher ein bewundernswerter Mensch warst.

Viele Bussis von deiner Urgroßnichte Ruth
und ihrer Freundin Andrea




















Liebe Zukunft!

Wir machen bei einem Projekt namens „A Letter to the Stars“ mit, bei dem Schüler etwas über die österreichischen Opfer des Holocaust recherchieren. Wir haben dabei einiges über den Holocaust erfahren und wir hoffen, dass so etwas schreckliches niemals wieder passiert. Wahrscheinlich kann sich heute kein Mensch vorstellen, wie schlimm diese Zeit war. Hoffentlich kommen nie wieder Menschen in so eine Situation.

Andrea & Ruth

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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