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Dr. Christoph Kotanko,
Chefredakteur Kurier:
"Erinnerung, Mahnung, Versöhnung: Das sind Ziele dieses größten schulischen Forschungsprojekts.
Bei den meisten Menschen, schrieb einmal der deutsche Autor Siegfried Lenz, „ruft die Erinnerung nichts anderes hervor als Selbstmitleid“. Doch zu dieser Behauptung gibt es viele Gegenbeweise. Einer ist „A Letter To The Stars“, das größte dauerhafte schulische Zeitgeschichte-Projekt des Landes.
Dieses ambitionierte Unternehmen ist eine große Erzählung, es versammelt Generationen und Geschichten.
Wozu soll die Beschäftigung mit der Zeit und ihren Zeugen gut sein?, könnten Zweifler fragen. Nun, wir brauchen Stützpunkte der Erinnerung. Lange waren das NS-Regime und die Verstrickung vieler Österreicher ein Tabu. Das hat sich in den Jahren seit 1986 („Waldheim-Affäre“) geändert. Die Auseinandersetzung mit der Kriegsvergangenheit wurde intensiver, tiefer, auch sachlicher. Die jüngere Generation hat nicht mehr den persönlichen Bezug der Großeltern. Daraus wird sich unvermeidlich irgendwann eine Historisierung der ungeheuerlichen Verbrechen ergeben. Doch die Befassung mit den Lebensgeschichten von Opfern und Überlebenden führt bei der heutigen Jugend zur klaren Erkenntnis, dass sich Diktatur und Faschismus nicht wiederholen dürfen. Diese Einsicht ist weit über das heutige Österreich hinaus wichtig. Die Bedrohungen ändern sich, die Werte, die zu verteidigen sind, bleiben. Die Geschichte soll also nicht das Gedächtnis beschweren, „sondern den Verstand erleuchten“ (Gotthold Ephraim Lessing).
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