Die letzten Zeugen - Das Buc

Denk.Mal-Werke

Tafeln 5. Mai

Ernst Neumann

geb. 1922, ISRAEL

“Wir leben in der Hoffnung, dass es vielleicht doch einmal Frieden geben wird. Aber ich bin sehr skeptisch. Es ist an der Zeit, dass Europa, darunter auch Österreich, die wahren Absichten der radikalen Islamisten erkennt und keine “Chamberlain München”-Politik betreibt, denn sonst wird die Welt bald wieder einen Holocaust erleben. NIE WIEDER. Ich bin im August 1922 in Wien geboren. Mein Vater war Generalsekretär bei der Ankerversicherung am Hohen Markt in Wien. Wir wohnten im IX. Bezirk und ich ging in die Volksschule in der Grünentorgasse, dann in das RG II, Sperleum, und danach in die Handelsakademie, Hammerlingplatz. Nach dem Anschluß besuchten wir einige “Umschulungskurse”, welche uns bei der Emigration helfen sollten. Im Dezember 1938 erhielt mein Vater eine Vorladung zur GESTAPO am Morzinplatz. Er hatte Glück und kam noch am selben Tag zurück mit einer Warnung, bald fortzureisen, “denn er sei auf der nächsten Liste”. Zwei Tage später fuhren wir nach Genua und von dort nach Shanghai. Mit nur einem Koffer und 10 Dollar in der Tasche. Shanghai war der einzige Platz in der Welt, wo man ohne Visum einreisen konnte. Wir begannen ein neues Leben in Shanghai aufzubauen, doch 1943 mussten wir in das Shanghai Ghetto flüchten. Und wieder verloren wir alles. Das Leben im Ghetto war sehr schwer und wir waren oft hungrig. Krankheiten wie Typhus, Flecktyphus oder Malaria waren an der Tagesordnung und es gab keine Medikamente. Ungeziefer gab es in großen Mengen und diese verbreiteten alle möglichen Krankheiten. Dann kam das Kriegsende, ich heiratete (die erste Friedenshochzeit) und wieder bauten wir uns eine Zukunft auf. Es ging uns gut und wir wollten in Shanghai bleiben. Doch dann kamen die Kommunisten, und wieder mussten wir alles stehen lassen und flüchten, diesmal nach Israel. Eine zwei Monate lange Schiffsreise, rund um Afrika herum, unter sehr schlechten Bedingungen. In Israel angekommen, beschlossen wir: Endstation. Nochmals werden wir nicht flüchten. Es gelang uns, mit viel Arbeit eine gute Existenz aufzubauen. Wir hatten die größte und beste Fiberglas-Fabrik in Israel, und mein Sohn ist heute ein anerkannter Experte in der FRP-Industrie und betreut große Projekte in der ganzen Welt. Doch alles nimmt einmal ein Ende. Wir mussten die Fabrik schließen und gingen in Pension. Jetzt leben wir glücklich und zufrieden in Netanya, eine Gartenstadt am Mittelmeer. Wir haben zwei Kinder, Danny und Kathrin Ruth, 6 Enkelkinder und 7 Urenkel.
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