- Verena Schönol, Schülerin, trifft als Botschafterin der Erinnerung im März 2008
- Amnon Klein in Israel.
Geboren am 16.11.1928 in Wien, wuchs Amnon Berthold Klein im 8. Wiener Gemeindebezirk in der Josefstädterstraße 105 auf.
Als Kind besuchte er die Volksschule in der Pfeilgasse, von Anfang an hatte er viele Freunde und genoss es sehr, am Nachmittag im Kaiserpark des Schlosses Schönbrunn oder im Volksgarten zu spielen.
Für seine Eltern Salomon, von Beruf Kaufmann, und seine Mutter Valerie war er das einzige Kind.
Nach dem Anschluss im Jahre 1938 wurde die kleine Familie aus der Wohnung gewiesen und fand bei Amnons Großmutter im 1. Bezirk, Tuchlauben 19, Unterschlupf. Von nun an durfte der 10jährige auch nicht mehr in die normale Schule gehen, sondern musste die Judenschule in der Sperlgasse besuchen. Mit dem Spielen im Park war es dann auch vorbei, seit dem Anschluss war dies den Juden nämlich verboten.
Die Familie beschloss 1940 aus dem Deutschen Reich zu flüchten, jedoch war dies auf Grund einer Vorbestrafung (Schikane der SS) des Vaters für ihn unmöglich. Am 22.04.1940 wurde Salomon festgenommen, am 27.05.1942 ins KZ Maly Troscinec deportiert und dort sofort nach der Ankunft am 01.06.1942 ermordet. Dies jedoch erfuhr Amnon erst vor Kurzem, denn die Deportationslisten wurden erst vor einigen Monaten in einem Wiener Archiv gefunden.
Amnon und seine Mutter, nun auf sich alleine gestellt, verließen Wien am 04.09.1940 mit dem Zug Richtung Bratislava. Mit einem der allerletzten illegalen Dampfschiffe flüchteten die Beiden über die Donau bis ans schwarze Meer nach Rumänien. Dort wurden sie auf drei Hochseedampfer umgeschifft. Amnon und seine Mutter kamen auf ein Frachtschiff namens „Atlantik“ für maximal 200 Passagiere, auf welchem nun über 1400 Leute zusammengezwängt waren.
Das Schiff fuhr weiter über Konstantinopel nach Kreta, wo die griechische Besatzung auf Grund von englischem Bombardement den Dienst verweigerte und von nun an die Flüchtenden selbst das Kommando übernehmen mussten. Da die Griechen vor der Abreise noch fast die gesamte Kohle über Bord geworfen hatten und auch diverses Holz am Schiff bald verheizt war, wurde das Fluchtschiff auf halbem Weg nach Palästina schiffbrüchig. Als zwei Kriegsschiffe vorbeikamen funkte man SOS, jedoch antworteten die Schiffe: “Sorry, we can’t help you. We are going to Beirut.“
Mithilfe eines starken Sturmes konnte das Schiff bis vor Zypern treiben, von wo es von einem Schlepper nach Zypern geschleppt wurde, die Besatzung verhaftet und dann das Schiff von der englischen NAVY nach Palästina gebracht wurde.
Doch das eigentliche Ziel der Reise wurde nun zum Zwischenstopp degradiert.
Da die Passagiere wegen der Angst vor Spionage in Palästina unerwünscht waren, wollte man die Flüchtenden von allen drei Schiffen auf die „Patria“ bringen.
Für acht Tage wurden alle Vertriebenen in ein Internierungslager in Atlit gebracht. Daraufhin wurden sie wieder gewaltsam eingeschifft, um an ein bis Dato unbekanntes Ziel gebracht zu werden.
Wie sich später herausstelle war das neue Reiseziel die Insel Mauritius im indischen Ozean. Am 26.12.1941, endlich angekommen, wurden die Männer sofort in ein Gefängnis gebracht, die Frauen in ein Lager. Amnon war erst 13 Jahre alt, darum durfte er bei seiner Mutter im Frauenlager bleiben.
Einige Männer des Camps begannen eine Schule aufzubauen, es wurden Physik, Chemie und Sprachen gelehrt, so hatte er auch die Möglichkeit eine Mechanikerlehre zu absolvieren.
Während der 5 Jahre, in denen Amnon auf der Insel interniert war, litt Amnon an Malaria; es gab nur wenig zu Essen und Kleidung durfte nur alle 2 Jahre bestellt werden. Nach einem Aufstand im ersten Jahr, war es erlaubt auch manchmal ans Meer zu fahren und zu baden.
Erst nach Kriegsende im Jahr 1945 wurden alle Internierten befreit und mit einem Truppenschiff nach Israel zurück gebracht.
In Mauritius fand Amnon einige sehr gute Freunde mit denen er auch später noch in Kontakt war. Diese jedoch kehrten nach Österreich zurück und besuchten Amnon dann öfters in Israel. Sie meinten, dass es nicht gehe, dass immer nur sie Ihn besuchen, Amnon müsse auch sie einmal in Wien besuchen kommen. So entschloss er sich, trotz allen Bedenken, wieder einen Fuß auf österreichischen Boden zu setzen. Und schon sofort nach der Landung in Wien fühlte er sich wieder zu Hause und kehrte von da an fast jedes Jahr nach Österreich zurück.
Auch in Israel, seiner neuen Heimat, hat sich Amnon schnell eingelebt. Er beschloss in einein Kibbuz zu gehen und dort zu arbeiten. So lernte er seine Frau Betty kennen, heiratet sie und nach einigen Jahren verließen sie das Kibbuz und begannen sich in Ramat Hasharon ein neues Leben aufzubauen. Amnon war als LKW-Fahrer tätig, später wurde er Gewerkschaftssekretär und arbeitete auch in der Abteilung für internationale Beziehungen.
Heute hat Amnon zwei Söhne, eine Tochter und sieben Enkelkinder und ist bis heute ehrenamtlich in der Gewerkschaft der Regierungsangestellten/internationale Beziehungen tätig.
Amnon ist ein sehr offener und moderner Mensch, kommt gut mit jungen Leuten zurecht und hat keine Vorurteile gegenüber Österreichern oder Österreich. Im Mai 2008 wird er im Rahmen des Einladungsprojektes ein weiteres Mal nach Wien kommen, ich freue mich schon sehr ihn dort wieder treffen zu können.
Meine Erfahrungen und Eindrücke von Israel
Ich war noch nie zuvor in Israel, so war es ein spannendes Erlebnis zum ersten Mal einen Fuß auf den Boden dieses Landes zu setzen.
Vor dem Flughafen, aus Blumen gepflanzt, eine riesige Werbung von Nokia – doch wieder etwas Vertrautes.
Gott sei Dank gab es keine gröberen Probleme bei der Einreise, doch war ich von der Unfreundlichkeit der Flughafenangestellten überrascht.
Die Spannung auf die Begegnung mit Amnon Berthold Klein, dominierte eigentlich die gesamte Reise. Da ich eine der Letzten war die ihr Gespräch führen durfte und ich alle positiven und negativen Erfahrungen der anderen Mitreisenden hautnah mitbekam, wurde meine Nervosität dadurch nur noch größer.
Alle Städte, Stätten und Museen, die wir besuchten, faszinierten mich ungeheuerlich, alles neu, interessant und außergewöhnlich.
Es ist zum Beispiel ein tolles Gefühl auf dem Ölberg zu stehen und Jerusalem zu seinen Füßen zu sehen.
Schon nach kurzer Zeit machten wir mit der Gastfreundschaft der Jerusalemer Bekanntschaft, als wir spontan von einem Einheimischen in seine Wohnung mit Blick auf die Klagemauer eingeladen wurden. Ebendiese war auch sehr beeindruckend. Es war noch Shabbat und hunderte Menschen waren anwesend um zu beten und zu feiern.
„Yad Vashem“, das größte Holocaust-Museum der Welt stand natürlich auch auf unserem Plan. Ziemlich bedrückend, wenn man so intensiv mit diversen Eindrücken überflutet wird und trotzdem immer weiter geht, weil man alles erfahren will. Der schlimmste Moment war für mich, als ich vor einer in den Boden eingelassenen Glasbox stand, in der tausende von Schuhen lagen. Alle von Menschen, die damals in KZs deportiert wurden, alle ihre Besitztümer und sogar ihre Schuhe abgeben mussten.
Unser Gespräch am Nachmittag verlief ruhig und offen, Amnon erzählte mir seine Geschichte und da ich in Österreich Nachforschungen angestellt hatte, wurde ihm der gesamte Akt über seine Familie aus Wien übersendet, so konnte ich alles begutachten und bin komplett in die Geschichte eingetaucht.
Um ehrlich zu sein, die gesamte Reise war nicht so einfach wie man denkt. Immer wieder erfährt man Neues, erfährt Kritik oder hört schreckliche Schicksale. So war es sehr gut für mich auch mit anderen Menschen darüber sprechen zu können. Seien es andere Mitreisende, Eltern oder Freunde.
Nach einigen Tagen ging es wieder auf Erkundungstour durch das Land, der Höhepunkt hierbei war das Baden im Toten Meer, welches einen Salzgehalt von über 30 Prozent hat. Es war ein witziges und interessantes Erlebnis, wie sich der menschliche Körper in diesem Wasser verhält und in welchen Positionen man sich in einfach treiben lassen konnte.
Ein weiteres Mal überraschte mich auch hier die Gastfreundschaft der Israelis. Als wir in der Altstadt von Akko, wo wir mit Humus und Pita in der Hand ein Plätzchen im Schatten suchten, spontan einen Araber am Hafen fragten, ob wir uns denn auf sein Boot setzen könnten und ebenso spontan sagte dieser zu. Essen wollte er selbst auf unsere Einladung hin nicht und Geld wollte er auch keines.
Ich war total überrascht von der Gastfreundschaft und Freundlichkeit dieses Mannes und war zutiefst beeindruckt!