Dieser Brief stieg im Mai 2003 in den Himmel
Liebe Käthe Fürst,
weil du eines der vielen Opfer des zweiten Weltkriegs warst, habe ich dich ausgesucht. Beim Projekt „Letter to the stars“ ist es meine Aufgabe, über dein Leid und deine Qual im Krieg zu erzählen und dir einen Lesebrief zu schreiben. Als du am 3.4.1921 in Eisenstadt geboren wurdest, konnte keiner ahnen, dass es einmal so einen Krieg geben könnte und so viele Menschen dabei sterben mussten. Leute wie dich, liebe Käthe, finde ich besonders stark. Viel lieber wollte ich von Mensch zu Mensch mit dir reden, doch das ist leider nicht mehr möglich. Es muss schrecklich gewesen sein, als du am 20.8.1942 von deiner Familie und deinen Freunden weggerissen wurdest und nach Theresienstadt ins Konzentrationslager verfrachtet wurdest. Alles was du zu dieser Zeit durchstehen musstest, hält nicht jeder aus und auch ich wäre nicht gern an deiner Stelle gewesen. Keiner weiß, warum man das getan hat und keiner weiß, warum Hitler euch Juden, die ihr ja auch Menschen wie wir seid, euch das angetan hat. Auch ich suche verzweifelt eine Antwort im Dunkeln, aber ich werde sie, wie alle anderen, wohl nie erfahren. Aber nicht nur du, sondern auch andere mussten dieses Leid ertragen und auch den gleichen Tod erleiden. Obwohl ich nicht weiß, wo du gestorben bist und wie, kann ich mir vorstellen, dass es sehr qualvoll gewesen sein muss. Du musst dich in dieser Zeit oft gefragt haben, warum gerade du diese Qual erleiden musstest, aber diese Frage kann auch ich dir nicht beantworten. Ich würde dir gern viele Fragen stellen, die nur du mir beantworten kannst. Gern hätte ich dich gefragt, wie es zu dieser Zeit den Menschen ergangen ist, die nicht verfolgt wurden. Auch hätte ich gern gefragt, wie die anderen Menschen damit umgegangen sind und ob sie das eigentlich interessiert hatte. Aber was sag ich da, natürlich waren auch andere Menschen von diesem Krieg betroffen und mussten auch viel Leid ertragen. Ach ja, das hätte ich fast vergessen! Ich heiße Andreas, bin 13 Jahre alt und komme aus Donnerskirchen, das in der Nähe von Eisenstadt liegt. Natürlich habe ich schon viel über diesen Krieg gehört, aber erst diese Recherche hat mir klar gemacht, wie grausam es damals zuging. Ich hatte keine Ahnung, wie du das damals empfunden hast, doch jetzt wird mir klar, wenn man gehetzt und gejagt wird, empfindet man nichts als Leid und Trauer. Ich hoffe, dass mein Brief dazu führt, vielen Menschen die Augen zu öffnen, wie es damals war. Ich bin froh, dass ich über dich schreiben durfte und denke, dass du dich wie ich über diesen Brief freust. Bye, bye liebe Käthe
Dein Andreas Wasina