Franzi Yael (geb. Herz) wurde 1925, Paul Shaul Feiner 1919 in Wien geboren. Franzi Herz konnte nach Palästina auswandern. Paul Feiner flüchtete auf einem illegalen Transport nach Griechenland. Bettina Erber, Damian Pawlus und Barbara Steiner haben die beiden getroffen.
Wie konnten die Nachbarn über Nacht zu Denunzianten werden?
Das Ehepaar Feiner, ursprünglich aus Österreich, lebt heute in Israel, in Jerusalem am Berg Kamel. Ihre Familien mussten Ende der 30er-Jahre wegen ihrer jüdischen Herkunft fliehen. Frau Feiner, geborene Herz, wurde 1925 und Herr Feiner wurde 1919 in Wien geboren.
Sie besuchte das Wiener Gymnasium in der Albertgasse im 8. Bezirk. In ihrer Klasse waren bei einer Schüleranzahl von 25 fast ein Drittel Juden, die in separaten Bänken sitzen mussten.
Nach Hitlers Einmarsch 1938 wurden alle jüdischen Kinder in einer gemeinsamen Schule mit eigenen Lehrern in der Stumpergasse im 6. Bezirk zusammengefasst.
Noch in der Volksschule, erinnert sie sich, wurden die wohlhabenden Familien dazu angehalten, einen Schüler zum Essen zu sich nach Hause einzuladen. Also kam zu ihr eine Mitschülerin zweimal die Woche als Gast und man gab ihr dann auch noch ein Essenspaket mit nach Hause.
Als die Mitschülerin freilich zu Hause berichtete, dass sie bei einer jüdischen Familie zum Essen war, durfte sie nicht mehr kommen.
Herr Feiner genoss eine zionistische Erziehung und besuchte das Wiener Gymnasium in der Währinger Straße. Er konzentrierte sich auf den künftigen Judenstaat, auf seine Ausbildung und in seiner Freizeit betrieb er unter anderem Sport und lernte Hebräisch.
Herr Feiner erwähnt, dass in der 4. bzw. 5. Klasse nur ein Professor Rücksicht auf die jüdischen Schüler genommen und den Rest der Klasse aufmerksam gemacht hatte, dass diese vor einer schweren Zeit stünden.
Vor allem die Studenten an der Universität haben sehr stark gelitten. Aufgrund ihrer Herkunft wurden sie unter anderem auch verprügelt.
Das Ehepaar Feiner wirft der österreichischen Bevölkerung vor, dass die Menschen so rasch auf das vergiftete Gedankengut Hitlers reagierten. In Deutschland war der Nationalsozialismus ein langsamer Prozess, der von 1933 bis 1938 dauerte. In Österreich fand der Umsturz 1938 quasi über Nacht statt.
Herr Feiner erinnert sich, dass sich das Verhalten der Mitmenschen über Nacht geändert hatte. Zuvor haben vor allem am Land die Menschen über Generationen hinweg jahrelang nebeneinander gewohnt. Man kannte sich. Und trotzdem war es möglich, dass ein Einzelner viele dazu gebracht hatte, die eigenen Nachbarn plötzlich zu denunzieren und sie dem Regime auszuliefern.
Herrn Feiners Eltern kamen im KZ ums Leben. Frau Feiners Vater war vorerst in Dachau und wurde dann wegen Überfüllung nach Buchenwald bei Weimar in Norddeutschland überstellt. Dort musste er zwangsweise beim Aufbau des Lagers mithelfen.
Frau Feiner war aber eine der wenigen, die mit ihrer gesamten Familie (Eltern und Geschwister) nach Palästina per Schiff auswandern durfte, da die gesamte Familie ein Zertifikat besaß.
Das Glück hatte Herr Feiner leider nicht, er musste mit seinem Bruder mit einem illegalen Transporter bis nach Griechenland flüchten. Dort arbeitete er unter anderem auf Orangen- und Feigenplantagen und ernährte sich in dieser Zeit nur von Fallobst.
Frau Feiner musste mit 13 Jahren fliehen und konnte somit ihre Ausbildung nicht beenden. Sie begann dann schon im Alter von 14 Jahren zu arbeiten, las sehr viel und eignete sich damit ihr umfangreiches Allgemeinwissen an. Zuletzt arbeitete sie bei einem deutschen Pharma-Konzern, wo sie als Bürovorstand Übersetzungen machte.
Herr Feiner war Elektrotechniker und arbeitete als "Industrial Engineer" in einem britischen Institut. Zuvor war er als Konsulent in Schweden tätig.
Heute genießen beide ihren wohlverdienten Ruhestand in ihrem wunderschönen Garten. Und des öfteren besucht das Ehepaar Feiner mit ihrer Tochter Österreich und macht Urlaub in Wien.
Bettina Erber, Damian Pawlus, Barbara Steiner, International Business College Hetzendorf, Wien