OE1-Beitrag

Heinrich Gerstl wurde am 2.5.1878 in Kobersdorf geboren. Er wohnte mit seiner Frau Rosa und 6 Kindern in der Hauptgasse 21 (heute Hauptstrasse 33). Heinrich Gerstl war Schneider und hatte die Liegenschaft von seiner Mutter 1928 geerbt. Die Kinder, 3 Mädchen und 3 Buben, waren 1938 5 bis 17 Jahre alt. Die Familie kam nach ihrer Vertreibung von Kobersdorf Ende April 1938 nach Wien und wohnte im 20. Bezirk. Das Ehepaar Gerstl wurde mit 4 ihrer Kinder im Alter zwischen 8 und 18 Jahren am 5. März 1941 nach Modliborczyze (Ort in Ost-Polen) deportiert und in einem nächst gelegenen Vernichtungslager ermordet. Über die weiteren 2 Kinder, Tochter Hertha und Sohn Egon, ist nichts bekannt. Sie sind nach dem Holocaust nicht wieder aufgetaucht.

Dieser Brief stieg im Mai 2003 in den Himmel

Sehr geehrter Herr Heinrich Gerstl! Wir sind 6 Schülerinnen der Hauptschule Kobersdorf und heißen: Stefanie Steiner, Karina Tröscher, Tamara Filz, Kerstin Hoffmann, Kathrin Steiner und Manuela Hafenscher. Durch das Projekt“ Letter to the Stars“ haben wir Näheres über Ihr Leben erfahren. Im Geschichtsunterricht haben wir auch über den Holocaust erfahren. Wir haben herausgefunden was Ihnen und Ihrer Familie zugestoßen ist, es hat uns sehr erschüttert. Von unserer Lehrerin haben wir erfahren, was die Juden in dieser Zeit durchmachen mussten. Es muss furchtbar gewesen sein, aus seinem Haus vertrieben zu werden und sein ganzes Hab und Gut zurückzulassen. Wir können uns das in der heutigen Zeit nicht vorstellen. Wir haben herausgefunden, dass Sie in Kobersdorf Hauptgasse 21 (heute Hauptstraße 33) gelebt haben. Sie waren Schneider und hatten mit Ihrer Frau Rosa sechs Kinder. Wir wissen auch, dass Sie nach Ihrer Vertreibung aus Kobersdorf, Ende April 1938, nach Wien kamen und mit Ihrer Familie im 20. Bezirk wohnten. Sie wurden am 5. März 1941 mit Ihrer Frau und 4 von Ihren Kindern nach Modliborczyze deportiert und in einem der nächstgelegenen Vernichtungslager ermordet. Über Ihre Kinder Hertha und Egon ist nichts Näheres mehr bekannt. Es hat uns sehr betroffen zu erfahren, was Sie und ihre Familie alles durchmachen mussten. Wir hoffen, dass sich der Holocaust nicht wiederholt und dass kein 3. Weltkrieg ausbricht. Wir hoffen, dass Sie und Ihre Familie in Frieden ruhen. Mit der Teilnahme an diesen Projekt wollen wir erreichen,dass die Menschen nie vergessen werden, welche Gräueltaten unsere jüdischen Mitbewohner während des Naziregimes erleiden mussten. Wir denken an Sie, wenn auch unser Brief Sie nie erreichen wird. Hochachtungsvoll Stefanie, Karina, Tamara, Kerstin, Kathrin und Manuela