Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Selma Steiner verfügbar:

geboren am 14.05.1907 in Traiskirchen, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 09.06.1942
gestorben in Maly Trostinec am 15.06.1942
Die Recherche wurde von Firmgruppe, 14 Jahre, Pfarre Trk., übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Selma Steiner war eine geb. Glaser und wohnte mit Ihren Eltern Julius, geb. 14.04.1880
ein Vermischtwarenhändler aus Pressburg und Ihrer Mutter Rosa geb. Trebitsch 7.10.1882
in Traiskirchen Nr. 50. Sie hatte auch eine Schwester Helene geb. 04.11.1910 !
Am 29.11.1932 heiratete Sie Oskar Steiner, Handlungsreisender aus Niedergeorgsthal und
gebar am 08.11.1933 einen Sohn namens Kurt. Ihr Ehemann flüchtete ins Exil nach Shanghai und
und kehrte nach Kriegsende wieder zurück. Er lebte von 06.06.1947 bis 26.02.1949 in Graz,
Brockmanngasse 14 und heiratet am 14.10.1948 Anna Seidl geb. 30.08.1903, ließ sich aber
am 25.03.1952 wieder scheiden, aus dieser Verbindung entstammen keine Kinder, von Graz zog er
nach Wartberg (weitere Infos erhalten wir noch)
Ihre Großeltern väterlichseits waren: Samuel und Sali Glaser geb. Kohn aus Guntramsdorf
und mütterlichseits: Heinrich und Sofi Trebitsch geb. Kohn
Selma, Ihre Mutter sowie Ihr Sohn wurden alle gleichzeitig von der Flossgasse nach Maly
Trostinec deportiert, vorher wohnte Sie aber in der Vorgartenstraße 182 !
weiter Infos folgen !!!!!
24.03.2003: haben ganz tolle Information !!!! Konnten das Haus Traiskirchen Nr. 50
ausfindig machen, und darin wohnt noch ein Herr Ramminger der schon über 90 Jahr alt ist!!!
Interviewergebnisse folgen!!! Zusätzlich haben wir die 3. Ehefrau von Oskar Steiner
(Ehemann von Selma) ausfindig gemacht. Frau Hermine Steiner heiratete im Mai 1952
Oskar und gebar Ihm 2 Kinder, Irene und Kurt / Frau Hermine Steiner hat uns telefonisch
wirklich tolle Auskünfte gegeben (HERZLICHEN DANK)da sie 19 Jahre jünger als Ihr
Ehemann ist, konnte Sie uns einiges berichten. Ihr Mann verstarb 1982 in KH Mürzzuschlag
und hat zeit seines Lebens unter den tragischen Verlust seiner ersten Frau und seines
Sohnes gelitten, erst durch die Geburt seiner beiden Kinder Irene und Kurt(in Gedenken
an seinen ersten Sohn) erlernte er das Lachen wieder. Er floh nach Shanghai und wollte
seine Frau und Sohn mitnehmen, jedoch verbot Ihm das sein Schwiegervater Herr Julius Glaser
da er meinte das mit der Judenverfolgung hat bald ein Ende, welch Irrtum !!!!
Oskar dachte schon zu diesem Zeitpunkt das es ärger wird und wollte seine Familie
unbedingt nachkommen lassen, jedoch war es dann zu spät, noch von Shanghai aus erkundigter
er sich über das Rote Kreuz nach seiner verschollenen Familie und bekam die Auskunft, dass
Selma und Kurt nach Minsk deportiert wurden. Die Familie Glaser aus Traiskirchen waren
anscheinend streng gläubige Juden, Oskar war nicht jüdischer Abstammung trat aber vor
der Verehelichung mit Selma zum jüdischen Glauben über, da die Eltern nur einer jüdischen
Hochzeit zustimmten, anscheinend war es eine große Liebe. Wir haben Frau Hermine Steiner
sowie Ihre Tochter Irene in Wartberg kontaktiert und hoffen auf Fotos von Selma, Kurt und
auch Oskar, zusätzlich hat mir seine Tochter Irene mitgeteilt, dass es noch einen Schrift-
verkehr aus dieser Zeit gibt. Dies ist der Stand per heute 25.03.2003, ich möchte als
Leiterin meiner Gruppe besonders zwei Mädchen hervorheben, Magda Wöhrer sowie Steffi Käferle
die sich sehr engagieren und auch mit mir am Wochenende die letzten Wohnadressen in Wien
besucht haben, nicht müde wurde Leute zu befragen und am Schicksal von Selma sehr teilnehmen.
Hoffe, ich kann weiter so tolle Recherchen eintragen, bis bald !
Nachtrag vom 25.04.2004 ! Nun, eigentlich können wir wirklich einiges berichten, wir haben über Oskars 3. Ehefrau Hermine sowie von Ihrer Tochter Irene Unterlagen erhalten von denen wir nicht mal zu träumen gewagt haben. Wie erhielten Fotos von Selma und Ihrer Familie sowie auch ein Aufnahme mit Ihrem Sohn Kurt. Auch wurde uns der Schriftverkehr zwischen Selma und Ihrem Ehemann Oskar der in Shanghai überlebte zugesandt, es ist wirkich berührend diese Zeilen zu lesen. In diesem schreibt Sie u.a., dass es einfach nicht leicht war bzw. sehr schwierig für nicht reiche Juden oder auch mit wenigen Beziehungen zu einflussreiche Menschen das Land zu verlassen und das bereits schon 1939 !!! Sie schrieb Ihm, dass am 15.09.1939 ein Schiff gehen würde, aber die Fahrt kostete 1000 Reichsmark !!! und man musste eine Anzahlung tätigen, bringt man dann den restl. Betrag nicht auf, ist auch die Anzahlung verloren, und das war Selma zu ungewiss. Oskar hat Ihr ein Visum von Shanghai geschickt aber es war nutzlos !Sie lief von einer Stelle zur anderen und war auch bei der israelit. Kultusgemeine für einen Transport angemeldet. Leider konnten wir von der Zeit zwischen Ende 39 bis Anfang 42 (Deportation) nicht wirklich viel herausfinden, obwohl wir Ihre effektive Wohnadresse (Vorgartenstr. 182 Wien 2) haben, ist es nicht wirklich möglich bei den Wiener Behörden hierbei Auskunft zu erhalten ! Aber trotzallem müssen wir sehr zufrieden sein, den von Oskar Steiners Nachfahren erfuhren wir wirklich sehr viel. Auch sehr viel menschliches Hr. Steiner sprach mit seiner Frau Hermine sehr ausführliche über seine Vergangenheit und er hatte den Verlust von Frau und Sohn nicht wirklich verwunden ! Er versuchte alles erdenklich mögliche über den Verbleib der Beiden herauszufinden, erst im Jahr 1948 teilte Ihn der Justizpalast Wien mit, dass sie "anscheinend" verstorben sind. (hierbei erhielten wir ebenfalls eine Kopie) Es ist teilweise alles so depremierend gewesen aber ohne sein Überleben gäbe es nicht seine beiden Kinder Irene und Kurt und eigentlich sind diese Leute die einzigen die Erinnerungen, wenn auch nicht persönliche, an Selma haben. Sonst lebt einfach niemand mehr der sich an Sie oder einen Ihrer Familienmitglieder erinnern könnte. Wir haben diese Geschichte aber lebendig gemacht und freuen uns darüber. Und auch über den Bericht in der Kronen Zeitung vom 18.04.2003

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Während unserer Recherchen gab mir ein Firmling einen Zettel mit nachfolgenden Text:
(geschrieben von einem 14-jährigen Mädchen)
SPRACHLOSIGKEIT und HILFLOSIGKEIT!
Ich glaube ein Krieg geschieht täglich, überall und immer, auch bei uns im gewöhnlichen
Alltag.
Die Schmerzen die es damals gab sind wahrscheinlich nicht einmal annähernd mit Heute zu
vergleichen. Es war eine brutale Menschenhinrichtung.
Ich denke wenn Liebe zu Hass wird solte man besser aufhören zu leben. Ich könnte mir
ein Leben ohne Liebe an meine Mitmenschen nicht vorstellen.
Man fängt einen Krieg an, weil man verlernt hat zu lieben und anfängt zu hassen.
Ich frage mich ob man sich überhaupt noch Mensch nennen darf, wenn man anfängt seine
eigene Rasse auszurotten und verlernt in Brüderlichkeit zu leben.
Ich wünsche jeden einen guten Glauben zu haben und nie die Hoffnung aufzugeben, wenn
man alles verliert, was einem lieb und teuer war.

Ich weiß nicht ob diese Seite viele Leute lesen, aber trotzallem möchte ich bemerken,
dass ich bei diesen Zeilen gemerkt habe, solche Kinder sind unsere Zukunft, ein Garant dafür
das es sich nicht mehr wiederholt.

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