Die letzten Zeugen - Das Buc

EVA SUSANNE WAYNE


 
 

EVA SUSANNE
WAYNE

geb. 1926-01-29
lebt heute in den USA


Diese Geschichte wurde im Projekt "Botschafter" erstellt.

  • Richard Henny, 17, Schüler am BG/BRG Feldkirch in Vorarlberg, ist als Botschafter der Erinnerung in New York der
  • Überlebenden Eva Susanne Wayne, 81, begegnet, die 1939 als 13-jähriges Mädchen aus Österreich flüchten konnte.
Die Bilder der Begegnung werden in Kürze online gestellt.

Mit 13 Jahren als Sängerin in Nachtclubs


Eva Susanne Wayne wurde in eine wohlhabende Wiener Familie geboren. Sie war ein Kind wie jedes andere, das es liebte im Park zu spielen, wo sie von ihrer Gouvernante beaufsichtigt wurde. Ihre ganz gewöhnliche Kindheit sollte aber jäh unterbrochen werden. Schon kurz nach dem Anschluss war an dem Park ihrer Kindheit ein Schild angebracht worden: „Eintritt für Hunde und Juden verboten!“
Auch wenn sich Susanne nicht sehr angesprochen fühlte, denn sie und ihre Familie waren keineswegs gläubige Juden, so machten Hinweise wie das Parkschild doch genug deutlich, wie sehr sie in ihrer Freiheit eingeschränkt war.
Dennoch, sagt sie, hatten sie und ihre Familie immer wieder Glück: Ihr Vater war ein guter Bekannter des österreichischen Botschafters in England, "besuchte" diesen - und blieb. Nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland untersuchte die Gestapo die Familien-Wohnung in Wien. Ein NS-Oberst namens Knoblauch war gekommen, um den Vater abzuholen und anschließend in ein Konzentrationslager zu deportieren. Auf Grund der Zusprache der ansäßigen Wiener Polizei blieb die Familie unbehelligt und konnte bis auf weiteres in ihrer Wohnung bleiben.
Im Rückblick sagt Susanne, dass sie trotz des aufkommenden Judenhasses positive Erinnerungen an diese dunkle Zeit habe. In ihrer Schule wurde zwar ihren Mitschülern eingeredet, sie müssten alle Juden hassen, die Aufwiegler stießen aber meistens auf taube Ohren. Ihre Schulkameraden unterstützten sie so weit wie möglich und versorgten sie mit Jausenbrot und ähnlichem.
Allerdings wurde das Leben für Susanne und ihre Mutter immer unerträglicher und so schlossen sie sich einem Zug an, der wegen der Fürsprache der Königin von Holland unangetastet blieb und verließen im Jänner 1939 Wien. Nach einem Zwischenstopp in den Niederlanden gelangten sie nach England.
Ihre Mutter arbeitete als Köchin und Susanne besuchte ein sehr religiöses Konservatorium, aus dem sie auch wegen mangelnder Gläubigkeit raus geworfen wurde. Danach sang sie schon im Alter von 13 Jahren in Nightclubs. Bereits mit 17 Jahren heiratete wie sie selbst sagte ein Schweizermonster, das 7 Jahre älter war als sie selbst. Die Scheidung erfolgte wenige Monate nach der Hochzeit. Bevor sie das erste Mal die USA besuchte, wurde sie Zeuge der Luftschlacht um England und eines Bombardements von London, das sie wie die meisten Leute in der U-Bahn überdauerte.
Da sie für eine Oper arbeitete, konnte sie immer wieder mit ihrer Theatergruppe in den USA auftreten, unter anderem in Oklahoma, bis sie schließlich ein Visum für die USA erhielt und übersiedelte. Weiterhin verdiente sie ihr Geld als Sängerin (120$ pro Monat). Allerdings reichte ihre Stimme nicht für eine große Gesangskarriere und so erhielt sie immer wieder kleinere Aufträge für Hintergrundmusik für Werbefilme. Mittlerweile hatte ihre Mutter auch die USA erreicht. Mutter und Tochter trafen einander in New York und beschlossen, sich dort eine gemeinsame Wohnung zu nehmen. Eva Susanne Wayne lebt seit 1956 noch in genau dieser Wohnung und ging immer wieder kleineren Aufträgen nach bis zu ihrem Ruhestand. Sie wäre auch heute, mit ihren 89 Jahren noch aktiv, wenn ihr Körper sie nicht daran hindern würde.

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