Die letzten Zeugen - Das Buc

ERNESTO ALLERHAND


 
 
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

"Das nächste Mal sage ich meine Meinung ..."

Die Lehrerin Gabriele Kaplan über die Begegnung mit Ernesto Allerhand.

Die Begegnung mit Herrn Allerhand, aber auch mit seiner Tochter, war sowohl für die SchülerInnen als auch für uns Lehrerinnen etwas ganz Besonders. Die SchülerInnen, die erst 12 Jahre alt sind und die 2. Klasse besuchen, schrieben bereits Wochen vor dem Treffen Lebensläufe und schickten sie nach Argentinien. Als ein sehr witziger Brief und ein Lebenslauf an die Schüler zurückkamen, waren sie bereits sehr neugierig und stellten die unterschiedlichsten Fragen an mich.

Bereits das erste Treffen am Heldenplatz zwischen Herrn Allerhand und den SchülerInnen verlief sehr vertraut. Die SchülerInnen stellten an ihn interessante und überlegte Fragen, die wir mit den Kindern nicht vorbereitet hatten. Sie wurden ganz spontan gestellt. Es kam aber auch zu persönlichen Gesprächen über Argentinien, Sport und vor allem über Fußball. Kaum betrat Herr Allerhand am Dienstag den Festsaal unserer Schule, war er von Schülern umringt. Da er auch Fotos von seiner Kindheit und seinen Eltern mitbrachte, kam es bereits vor der Gesprächs- und Fragerunde, die mit den Kindern vorbereitet war, zu Gesprächen und zu fröhlichem Gelächter.

Als Herr Allerhand sah, dass wir einen sehr großen Teil ausländischer Kinder in den Klassen haben, ging er bei seinen Berichten besonders darauf ein, dass es für ihn schwer war, in einem neuen Land ohne Freunde, ohne die Sprache zu können neu anfangen zu müssen. Viele unser SchülerInnen, die vor Jahren mit ihren Familien ebenfalls vertrieben wurden, verstanden ihn sehr gut. Längst verdrängte Gefühle wurden auf allen Seiten wach. Herrn Allerhands Lebensgeschichte hat den Schülern die Zeit des Nationalsozialismus lebendig dargestellt. Kein Lehrer kann Ereignisse so erzählen und darstellen wie ein Zeitzeuge (ich weiß das aus eigener Erfahrung, denn ich hatte als Schülerin die Möglichkeit, die KZ-Überlebende Dagmar Ostermann kennen zu lernen.) Die SchülerInnen sagten bei den Nachbesprechungen immer wieder, wie aufgewühlt sie waren, und dass sie nicht verstehen können, dass Menschen so grausam zu anderen sein können.
Andere SchülerInnen brachten die Erzählungen mit eigenen, teilweise frühkindlichen Erlebnissen in Zusammenhang. Natürlich gab es bei den SchülerInnen teilweise Assoziationen zu Fremdenfeindlichkeit – die sie manchmal selbst erlebt haben und jetzt den Mut haben, darüber zu sprechen, aber auch zu Zivilcourage. Ich hörte manchmal Sätze wie »Vielleicht hätte ich helfen können!« oder »Das nächste Mal sage ich meine Meinung, wenn ich wieder ausländerfeindliche Beschimpfungen höre!«

Ich hoffe, dass das Treffen und die Gespräche mit Herrn Allerhand bei< den SchülerInnen eine langfristige Wirkung zeigen. Mir hat die neuerliche Begegnung mit Herrn Allerhand sowohl persönlich als auch historisch viel gegeben. Seine Lebensgeschichte hat mich tief berührt, vor allem aber auch, dass er trotz all dem, was er erlebt hat, so fröhlich und ein patriotischer Wiener geblieben ist.
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

"... verholfen habt, uns das Leben zu verschönern!"

Auszüge aus einem Brief von Ernesto und Marion Allerhand an das Projektteam

Wo beginnen ? Ihr ALLe habt verdient, dass ich, wir alle, Euch zumindest nach unserer Rückkehr in das Land, in welches uns das Schicksal verschlagen hat, sofort auch schriftlich danken. (...)

Leider reicht mein Wortschatz nicht, um auszudrücken, wie schön es für uns war, an Eurem Programm teilzuhaben und von Euch in jeder Beziehung verwöhnt zu werden. Es waren ja meistens ganz junge Menschen, die sich um uns kümmerten, und es ist nicht leicht mit so Alten, meist Uralten, fertig zu werden. Eure Geduld war bewundernswert.
 
(...) Seid gewiss, dass Ihr dazu verholfen habt, uns das Leben zo verschönern.
 
Wir umarmen Euch von der Ferne
 
Ernesto und Marion Allerhand


Gedanken von SchülerInnen

  • Mir hat am besten das Gespräch mit Ihnen in der Schule gefallen, weil das was Sie erzählt haben, für mich neu und sehr interessant war. (Cansu)
  • Die letzten paar Tage waren echt toll und mit hat es großen Spaß gemacht, mit Ihnen zu reden. Danke, dass Sie uns unsere Fragen beantwortet haben und mit uns in Schönbrunn waren. (Zeynep)
  • Ich finde es super, dass Sie so sportlich sind und mit uns auch über Fußball und Tennis geredet haben. Sie sind sehr sympathisch und machen gerne Späße. (Darko)
  • Danke, dass Sie uns so viel Interessantes über Ihre Kindheit und die damalige Zeit in Wien erzählt haben. (Ömer)
  • Es war eine schöne Woche mit Ihnen. Sie, Herr Allerhand, haben mir gezeigt, dass alle Menschen gleich sind, egal woher sie kommen und woran sie glauben. Danke! (Jacqueline)
  • Lieber Herr Allerhand, die Woche mit Ihnen war wunderschön. Für mich ist besonders schön, dass Sie so gerne in Wien sind, auch nach allem was Sie hier erlebt haben. (Nico)
  • Mir hat gut gefallen, dass Sie so offen mit uns geredet haben und dass Sie auch Witze mit uns gemacht haben. (Mehmet)
  • Ich fand es total schön, dass Sie so viel Zeit mit uns verbracht haben und dass Sie sich im Leben nie unterkriegen haben lassen. (Aleksandar)
  • Herr Allerhand, Sie sind ein sehr netter und lustiger Mann. Ich hoffe, dass Sie uns wieder einmal besuchen können. (Manuel)
  • Am besten haben mir die Gespräche und unser Ausflug nach Schönbrunn gefallen. Schade, dass Sie nicht länger in Wien bleiben können. Wir hätten noch gerne mehr Zeit mit Ihnen verbracht. Danke für die schönen Tage. (Kartik)
  • Am besten hat mir gefallen, dass Sie bei uns in der Schule waren und uns Ihre Lebensgeschichte erzählt haben. Auch Ihre Witze fand ich lustig. (David)
  • Ich war schon oft in Schönbrunn, aber mit Ihnen war es bis jetzt am lustigsten. Danke für die schönen und lehrreichen Tage. (Isabella)

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