Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Margarete Uprimny verfügbar:

geboren am 19.05.1893 in Oberhaid
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Steyr, OÖ
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 02.06.1942
gestorben in Maly Trostinec- Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Doris,Christina, 14 Jahre, HS-Haidershofen, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Margarete Uprimny, geb. am 19.5.1893 in Oberhaid, hieß ledig Sternschein, heimatberechtigt in Steyr. Ihre beiden Schwestern hießen Ella Sternschein und Karla Spinka. Diese war mit Ernst Spinka verheiratet.
Margarete war mit Eduard Uprimny verheiratet und hatte fünf Kinder. Anna, Friedrich, Dolf, Heinrich und Mirijam. Eduard und Margarete besaßen ein Farbwarengeschäft und eine Krämerei in Steyr. Das Haus befand sich am Wieserfeldplatz 21, gehörte Eduard und Margarete, deren beiden Schwestern Ella Sternschein, Karla Spinka und dem Schwager Ernst Spinka.
1938 wollten sie es an einen sozialdemokratischen Funktionär verkaufen, dies wurde von der NSDAP-Kreisleitung Steyr natürlich abgelehnt. Nach einer Schätzung belief sich der Wert des Hauses auf 19500 RM. 1939 wanderte Ella Sternschein nach Holland aus und kam später im KZ um. Eduard Uprimny wurde 1939 nach Polen deportiert. Das Ehepaar Spinka wurde in das Staatspolizeigefängnis nach Theresienstadt gebracht.
Grete Uprimny lebte bis 1942 in Wien und wurde dann mit ihren beiden kleinen Kindern nach Minsk verschleppt, wo sie umkamen. Im Jahr 1942 wurde das ganze Eigentum und Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen, der Anteil von Ernst Spinka erst 1943. Das Haus wurde inzwischen vom Verwalter W. Hummer vermietet. Auch der Besitz von Ernst Spinka in Böhmen wurde vom Deutschen Reich beschlagnahmt.
Ab 1945 wurde das Haus von der Finanzlandesdirektion verwaltet.
Friedrich Uprimny, ein Sohn von Eduard und Margarete, der bei der englische Armee in Italien diente, kam im November 1945 kurz nach Steyr. Er meldete beim Finanzamt Steyr seinen Anspruch auf das Haus an. Als Friedrich Uprimny Ende 1947 endgültig mit seiner inzwischen gegründeten Familien nach Steyr zurückkehrte, äußerte die Finanzlandesdirektion Linz keine Bedenken gegen die Zuweisung einer Wohnung im Hause seiner Eltern. Mit Beginn des Jahres 1948 wurde ihm die Subverwaltung seines Elternhauses übertragen. Sofort reichte er auch den Rückstellungsantrag ein, der aber abgelehnt wurde, weil es noch keine Beschluss des Verlassenschaftsgerichts gab, wer Erbe sei und wem daher die Erbschaft zugewiesen werde. Für einen solchen Beschluss waren aber die Sterbeurkunden der Eltern und Verwandten erforderlich, die aber kaum zu erbringen waren, da nähere Umstände ihres Todes noch nicht bekannt waren. 1957 ging das Haus zunächst ind das Eigentum der Republik Österreich über. Erst 1963 - nach langwierigen Behördenwegen - konnte Friedrich das Haus seiner Eltern sein eigen nenne.
Eduard Uprimny war der Sohn von Ignaz und Rosa Uprimny. Diese besaßen verschiedene Werkstätten in Steyr. Ignaz starb am 2.6.1916 und Rosa starb am 21.9.1922. Eduard kam 1939 nach Lemberg und wurde einige Zeit später, am 27.10.1939 in Nisko ermordet.
Anna Umprimny wuchs in Südböhmen auf und war die älteste Tochter von Margarete und Eduard. Geboren wurde sie am 4. Jänner 1920.Später flohen Anni und ihr Bruder Dolfi nach Israel.
Margarethes drittes Kind war Dolfi, er wurde am 10.April 1923 in Steyr geboren. Seine beiden älteren Geschwister waren Anni und Fritzl. 10 Jahre war er das Nesthäkchen, bis 1933 sein Bruder Heinzi geboren wurde. Dolfi besuchte die Hauptschule und schloss sie 1938 erfolgreich ab. Als fünfzehnjähriger Jugendlicher musste Dolfi mit seiner älteren Schwester Anni seine Heimatstadt Steyr verlassen. Am 20. November bekamen sie die Erlaubnis für die Ausreise aus Österreich. Sie fuhren nach Wien, von dort aus verließen sie am 23. Nov. mit dem Schiff. Die Reise ging über Rumänien und das Schwarze Meer nach Palästina. Bei Nacht wollten sie illegal an Land gehen, wurden aber aufgehalten. Schließlich schafften sie es aber doch.
Ihre Mutter blieb in dessen mit dem kleinen Bruder Heinzi in Steyr. Bis Sept. 1939 hatte Dolfi mit ihnen Briefverkehr. Auch sie kam dann nach Wien. Die letzte Nachricht die Dolfi von ihr erhielt, war ein Rot Kreuz Brief aus Minsk. Dolfi schloss sich in Israel einer Siedlungsgruppe an, heiratete 1948 und lebte bis zu seinem Tod 1996 in Israel.
Margarete lebte gemeinsam mit ihrer Tochter Mirjam und ihrem Sohn Heinzi in Wien 2, Rotenkreuzgasse 11/3. Das war ihre letzte angegebene Wohnadresse. Später wurden sie am 2.6.1942 mit ihren zwei Kindern nach Maly Trostinec deportiert.
In Wien korrespondeirte Margarete vor allem mit zwei bekannten Frauen in Steyr, denen sie ihre Sorgen mitteilte. Diese Briefe existieren noch. Auch ein Brief an eine ehemalige Lehrerin der Tochter Anni und einer an die nach Palästina emigrierten Kinder Anni und Dolfi blieben erhalten.
In Steyr am jüdischen Friedhof besuchten wir die letzte Ruhestätte der Familie Uprimny. Wir waren alle sehr berührt.
Eine Stiege in Steyr wurde nach Friedrich Uprimny benannt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Margarethe!

Durch meine Recherchen habe ich herausgefunden, dass du zu einer sehr schwierigen Zeit in Steyr gelebt hast. Damals wurdet ihr Juden ausgestoßen und verfolgt. Mühevoll hast du dir mit deinem Mann
Eduard ein Farbwarengeschäft am Wieserfeldplatz aufgebaut. Dieses Geschäft wurde euch jedoch weggenommen und arisiert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schrecklich es für dich gewesen sein musste als ihr alle getrennt wurdet. Deine Schwester flüchtete nach Amsterdam. Schwer muss es für dich gewesen sein, deine Heimatstadt Steyr zu verlassen und nach Wien zu ziehen. Dort hast du dich aufopernd um deine beiden kleinsten Kinder, Heinrich und Mirjam, gekümmert. In der Ungewissheit, wie es deinem Mann, der 1939 nach Lemberg beordert wurde, und deinen restlichen drei Kindern geht, zu leben, muss sehr bedrückend gewesen sein. Deine Kinder Anna und Dolfi waren ja mit einem geheimen Transport nach Palästina geflüchtet. Deine Briefe an Frau Zeilinger haben mich sher berührt. Ich hoffe, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert.
Deine
Daniela

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Da ich am Projekt "A letter to the stars" teilnehme, schreibe ich in diesem Brief einige Gedanken zur Judenverfolgung auf.
Anfangs konnte ich mir das Ausmaß des Schreckens des 2. Weltkrieges nicht sehr gut vorstellen. Doch während der Recherche lernte ich vieles über das Leben der Menschen, die nicht in das Konzept der Nazis passten. Die Gruppe, die am meisten verachet wurde, waren die Juden. Als ich zum ersten Mal von dem Projekt hörte, wusste ich, dass ich da mitmachen möchte. Ich finde es sehr wichtig, dass man über diese schreckliche Zeit der Geschichte lernt. Kinder sind die Zukunft, deshalb sollte man bereits in der Schule aufgeklärt werden, damit so etwas Furchtbares nie wieder geschieht. Bei meinen Recherchen habe ich mich besonders mit der Familie Uprimny und Reich beschäftigt.Ich finde es toll, dass dieses Projekt ins Leben gerufen wurde und möchte auf diesem Weg zum Frieden auf der Welt aufrufen.

Daniela

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