Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Arpad Latzer verfügbar:

geboren am 19.03.1911 in Deutsch Kaltenbrunn, Bgld.
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von ehem. Jugoslawien nach unbekanntes Lager- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Christopher, 15 Jahre, BORG Güssing, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Im Gemeindeamt fanden wir die Eintragung der Geburt Arpad Latzers: seine Eltern waren Paul und Berta Latzer, Deutsch Kaltenbrunn Nr. 26.
Aus Engelbert kremshofers Buch "Leben, Lieben und Sterben. Geschichte des Wein- und Thermenlandes.1994" entnahm ich folgendes:
Die Familie Latzer betrieb "ein Kaufhaus und war weitgehend ins Dorfleben integriert. Der am 19.03.1911 geborene Arpad besuchte das Gymnasium in Fürstenfeld, übernahm den Transport der Fussballer zu den Auswärtsspielen und spendete als leutselliger Kaufmann sogar für die NSDAP.
Deutsch Kaltenbrunn war aber ein besonders nationalgesinntes Dorf. Dem Sportverein drohte 1934 die Auflösung,c weil die Fußballer nach einer Siegesfeier in Stegersbach vom Gasthof Bauerzum Gasthaus Neubauer gezogen waren und unter "Heil Hitler"-Rufen wie in einem Planspiel die Regierung Dollfus stürzten. Es gab natürlich Sticheleien. Paul Latzer fragte einen Bauern, der mit einem quietschenden Fuhrwagen durchs Dorf fuhr, was das für ein Gesang sei. Darauf die Antwort:"Das ist ein Judengesang!" Latzer wünschte ihm darauhin eine rote Rübe als Nase. Gasthaus war die zunehmende
Gehässigkeit spürbar, wenn ein Bauer sagte, "es wird Zeit, daß ich die Juden mit der Radltruhe nach Palästina führe", oder ein Knecht das Umkippen seines Fuhrwagens, auf dem auch jüdische Kinder saßen, mit den Worten kommentierte; "Eine Fuhre Juden habe ich in den Graben hineingeleert."... Die SA-Männer wollten Arpad mit brutalen Schlägen dazu bringen, zu verraten, wer seine Freundin sei. In dieser Hinsicht blieb er aber standhaft - bis er nicht mehr stehen konnte und am Auge verletzt wurde. Arpad und seine Mutter Berta (Zusatz: Der Vater war vor 1938 verstorben)durften nichts mehr verkaufen....Nun mußten Berta und Arpad Latzer ohne Geld nach Zagreb zu Julio Hirschler, einem Verwandten, flüchten.Selbst das Fahrtgeld mußten sie sich vom Jane-Lehrer borgen. Zuvor verabschiedeten sie sich von den Nachbarn. Alle waren traurig. Die Deutsch Kaltenbrunner waren derart verschämt über diese unmenschliche Vertreibung, sodaß sich niemand fand, das kaufhaus zu übernehmen. Es musste dafür die Familie Strini aus Rechnitz geholt werden.... Ebenso bleibt das Schicksal von Arpad ein Rätsel. Es gibt kein lebenszeichen von ihm. Im Grundbuch wird der letzte Kriegstag, der 8.5.1945, als sein Sterbetag angeführt. Das Haus Nr. 26 wurde nach dem Krieg von den rechtmäßigen Erben, Blanka Deutschberger aus New York und Jenö Perlhefter aus Steinamanger sowie Grete Beer und Ella Hirschler, an Helene und Rudolf Himmler verkauft."
Franz Timischl führt in seinem Buch "Fürstenfeld und Umgebung,1930-1950" folgende "Arisierungen" betreffend Arpad Latzer an:
14.3.1938: Der PKW im Schätzwert von 1.500 RM von Arpad Latzer, Deutschkaltenbrunn Nr. 26, wird eingezogen und in Jennersdorf am 23.8.1938 um 500 RM versteigert. Der Ersteher ist nicht genannt.
19.3.1938: Eine Schreibmaschine, Marke Torpedo, im Wert von 50 RM wird vom SA-Sturm Deutschkaltenbrunn in Verwahrung genommen und zugunsten der Partei eingezogen. Besitzer der Schreibmaschine war wieder Arpad Latzer.
4.4.1938: Berta Latzer büßt das Warenlager ihres Geschäftes im Wert von 20.000RM ein. Zunächst wird es von Alois Striny kommissat´risch verwaltet und danach "zugunsten des Landes österreich eingezogen".
4.7.1938: Von Berta und Arpad Latzer, Deutschkaltenbrunn 26, wird Grundbesitz im Ausmaß von 2 Hektar, 37 Ar und 81 Quadratmeter, Wert 15.000 RM, enteignet. Der Besitz wurde laut Beschluß des Amtsgerichtes Jennersdorf "zu Gunsten des Landes Österreich eingezogen".
10.8.1938: Berta latzer werden Schmucksachen und Silberbestecke im Wert von 85 RM abgenommen.
23.8.1938: Einrichtungsgegenstände und Gebrauchsartikel vom Besitz Arpad latzers im Wert von 273 RM werden durch das Gemeindeamt Deutschkaltenbrunn "zu Gunsten des Landes Österreich" versteigert.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Ein Brief zu den Sternen

Sterne funkeln, verschwinden nie.
Leuchten uns in der nacht.
Doch wer richtet sich heutzutage noch nach den Sternen?
Sterne - Orientierung? Hoffnung?
Wann verliert man die Hoffnung?
Es heißt , s i e stirbt zuletzt.

Liebe Sterne,
ich ersuche euch, alle unschuldigen Opfer bei euch aufzunehmen,
sodass sie ihre Unsterblichkeit erlangen.
Lasst sie uns Orientierung sein!

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