Die letzten Zeugen - Das Buc

WALTER WEITZMANN


 
 

Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Besuch von Walter Weitzmann

Die Schüler und Schülerinnen der 4B, 5A und der 7C Klasse des GRG Hagenmüllergasse in 1030 Wien trafen im Rahmen des Projekts "A Letter To The Stars 38/08" im Mai 2008 den Überlebenden  Walter Weitzmann. Die Schülerin Kathrin Eisenhaber berichtet über das Zusammentreffen zwischen den SchülerInnen und Herrn Weitzmann, der als Kind aus Österreich mit dem Kindertransport nach Frankreich fliehen musste und heute in den USA  lebt.

Dienstag, 6.Mai 2008


Am Dienstag, den 6. Mai 2008 hatten die 7. Klassen die Ehre, Herrn Walter Weitzmann in unserer Schule willkommen zu heißen. Er ist aus Amerika angereist, um uns seine Erlebnisse als Jude nach dem „Anschluss“ Österreichs zu erzählen. Er wurde von seiner Frau begleitet, die während der ganzen Stunde an seiner Seite saß und ihn unterstützte. Wir waren schon alle sehr gespannt und fanden ihn sofort sympathisch.

Nach einer kurzen Vorstellung durch unsere Geschichtslehrerin Dr. Marjanovic begann Herr Weitzmann von seiner schwierigen Kindheit zu erzählen: Die ersten 12 Jahre seines Lebens verbrachte er mit seiner (nichtjüdischen) Mutter und seiner Schwester in Wien. Sein Vater starb schon im Jahr 1936. Im März 1938 sollte sich sein Leben jedoch dramatisch verändern: Seine Freunde verachteten ihn, spuckten ihn sogar an und er durfte nicht mehr in die Schule gehen. Durch die immer größer werdende Gefahr, die Herr Weitzmanns Mutter erkannte, beschloss sie, ihre Kinder mit einem Kindertransport nach Frankreich zu schicken. Nach einem schwierigen Abschied kamen die Geschwister, zu dieser Zeit 12 und 9 Jahre, in ein französisches Kinderheim. Mit 130 anderen Kindern bekamen sie dort auch Unterricht. Nachdem Deutschland auch Teile Frankreichs besetzt hatte, mussten die beiden erneut ihren Wohnort wechseln: Herr Weitzmann kam nach Südfrankreich, doch er musste sich von seiner Schwester trennen, die nach Mittelfrankreich geschickt wurde. Letztendlich trafen sie sich in Marseille und reisten mit anderen Kindern mit Zug und Schiff nach New York. In Minneapolis konnte er schließlich länger bleiben und ging dort auch zur Schule. Da er zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort Englisch sprach, wurde er zunächst in tiefere Klassen versetzt, bis er sprachlich mithalten konnte. 1945 musste er zum Militär in den Pazifik. Gerade bevor er in einen Kampfeinsatz geschickt werden sollte, war der Krieg zu Ende. Er war dann kurze Zeit Besatzungssoldat  in Japan und verlängerte seine Militärdienstzeit mit einer Stationierung in Europa, damit er seine Mutter in Wien besuchen konnte. Nach mehr als 7 Jahren konnte er seine Mutter endlich wieder in die Arme schließen. Schließlich wurde er direkt in Wien stationiert und konnte bei ihr wohnen. Doch das Österreich des Jahres 1948 bot ihm keine Zukunft, und seine Mutter und er mussten sich wieder für viele Jahre trennen.

Während des Erzählens musste Herr Weitzmann oft unterbrechen. Dann nahm  er einen Schluck Wasser und erzählte weiter. Er hatte auch Bilder aus seiner Jugend dabei, die wir anschauen durften. Als er von der Wiedervereinung mit seiner Mutter erzählte, kamen ihm die Tränen. Wir waren so mitgerissen, dass auch einige von uns ihre Emotionen kaum zurückhalten konnten. Was uns erstaunte, waren seine guten Deutschkenntnisse, da er ja fast nur in seiner Kindheit Deutsch gesprochen hat.

Nach dem Beenden seiner Geschichte durften wir Herrn Weitzmann einige Fragen stellen. Endlich konnten wir nicht nur aus Büchern entnehmen, welch schrecklichen Ereignisse sich in der Zeit des Nationalsozialismus  und im 2. Weltkrieg abgespielt haben, sondern es auch von jemandem, der es selbst erfahren hat, hören. Uns wurde bewusst, wie wichtig es ist, zu verhindern, dass so etwas nie wieder passiert, und dass auch persönliche Schicksale wie das von Herrn Weitzmann nie in Vergessenheit geraten sollen.   

Wir danken denen, die den Besuch von Herrn Weitzmann in unserer Schule ermöglicht haben. Für viele von uns war es ein unvergessliches Erlebnis.

Kathrin Eisenhaber

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