Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Samuel Daniel verfügbar:

geboren am 28.06.1884 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 09.06.1942
gestorben in Maly Trostinec am 15.06.1942
Die Recherche wurde von Daniel, 14 Jahre, IHS 20, Leipziger Pl.1, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Herr Daniel!
Ich möchte mich Ihnen vorstellen: Ich bin 1988 geboren und heiße mit Vornamen Daniel. Ich spreche gut Deutsch und Serbo-Kroatisch. Ich gehören auch diesem Kulturkreis an. Ich wohne mit meinem Bruder und meinen Eltern im 20. Bezirk.
Mein Geschichte-Lehrer hat uns im Unterricht von der Zeit des Nationalsozialismus erzählt und im Rahmen des Projekts "Letter to the Stars" bin ich auf Sie, Herr Daniel, gestoßen. Ich habe mir gedacht, wir haben zumindest eines gemeinsam: den Namen Daniel. Sonst gibt es leider wenig, das Ihre Peron und ich gemeinsam haben: Sie wurden im vorigen Jahrhundert geboren, haben den Vielvölkerstaat der Monarchie und dessen Ende miterlebt. Es könnte auch sein, dass Sie selbst als Soldat im 1. Weltkrieg mitkämpfen mussten. Sie haben die Anfänge und die schwere Geburt der jungen Republik Deutsch-Österreich erlebt und vielleicht haben Sie und Ihre Familie unter den Folgen der Geldentwertung gelitten. Die Jahre danach gaben Anlass zu großer Hoffnung, man konnte sich gewisse Dinge wieder leisten. Dann kam der Schock der Weltwirtschaftkrise Anfang der 30er Jahre und mit ihr folgte der Aufstieg der Nationalsozialisten. Sie waren damals ein Mann in besten Jahren, wie man so sagt, und haben wichtige Abschnitte der österreichischen Geschichte miterlebt.
Ich hingegen wurde 1988 in ein sicheres Leben in Österreich geboren. Österreich ist Mitglied der Europäischen Gemeinschaft, gehört zu den reichsten Ländern der Erde und bietet seinen Bewohnern ein hohes Maß an persönlicher Freiheit. Ich will nicht sagen, dass wir heute nicht auch unsere Probleme haben (Umweltverschmutzung, Jugendarbeitslosigkeit, Witschaftsflaute), aber das alles ist kein Vergleich zu dem, was Sie und Ihre Generation erleben mussten - bis zu Ihrem schrecklichen Ende in der Nähe der weißrussischen Stadt Minsk. Sie haben dort Ihr Leben gelassen, knapp vor Ihrem 58igsten Geburtstag. Vielleicht haben Sie in diesen schrecklichen Stunden vor Ihrem Tod an Ihre Lieben gedacht, haben gehofft, dass Gott Sie zu sich nimmt.
Ihr Tod soll aber nicht vergeblich gewesen sein und es ist unsere Aufgabe, als junge Menschen diese schrecklichen Dinge nicht vergessen zu lassen! Damit das nicht geschieht, nehme ich mit meinen Freunden am Heldenplatz an der Gedenkveranstaltung teil und werde an Sie denken.
Daniel Vasic

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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